Vom Puschlav zum Rifugio Zoia… die Schmugglerroute hinueber nach Italien

Bis zum Berghaus Selva, hoch über Poschiavo waren wir ja schon vorgedrungen. Das liebliche Almgebiet um die Hütte täuscht allerdings. Durch schönen Mischwald windet sich ein Pfad die 1000 Höhenmeter teils sehr steil hinauf in Richtung Passo Cancian an dem die Grenzlinie zu Italien verläuft. Da wiegt das geniale Hüttenfrühstück mit Bündner Trockenfleisch und frischem Joghurt doppelt schwer!

Die Rast auf der Alpe Quadrada kommt also gerade recht. Ein altes Ehepaar, das die Ruhe dieser Bergwelt perfekt verinnerlicht Passo Cancianhat, begeistert uns mit den Geschichten über die umliegenden Päße und Grate. Wir sind auf historischem Grund. Hier blühte einst der Schmuggel zwischen Italien und der Schweiz. Unser Gastgeber war in seiner Kinderzeit dabei als es galt des Nachts in achter bis zehner Gruppen, schwer beladen mit Kaffee und Zucker unerkannt über den Passo Cancian zu gelangen.

Unser Weiterweg hoch zum Pass erscheint uns nun mit anderen Augen und wir wünschen des öfteren unsere Rucksäcke seien so leer wie einst die der Schmuggler nach geglückten Geschäften in der Schweiz. Oben erwartet uns nach gut 3 Stunden eine Rast am kleinen See auf der Paßhöhe und auf der anderen Seite der schöne Abstieg Val Poschiavinadurch das Val Poschiavina. In diesem Hochtal kommen irgendwie Gefühle auf, die an eine Wanderung an einem Wildfluß in Kanada erinnern.

Die italienische Ausflüglerschar, die die schöne, direkt unter einer Felswand am Talausgang gelegene Alpe Val Poschiavina (2230m) an diesem Sonntag belagert holt uns allerdings schnell in die geographische Realität zurück. Bei dieser Verkehrsdichte ist klar, dass wir nicht weit vom Fahrweg am Stausee, dem Lago di Gera entfernt sein können. Milchig grün erscheint der See schließlich hinter einer Felsstufe. Der Blick orientiert sich instinktiv in Richtung des Talschlusses mit seinen Gletschern  und dem empfehlenswerten Rifugio Bignami, das wir bei anderer Gelegenheit schon besuchten. Wir müssen aber heute in die entgegengesetzte Richtung, also Richtung Staumauer und Zivilisation, um zuLagi Di Geram Rifugio Zoia zu gelangen.

Hinter der Staumauer wartet der nächste Ausflügler Schock. Bis hierher kann man fahren….und so sieht die zugeparkte Uferstraße auch aus. Wir überwinden den ersten Schreck und buchen das auf den letzten Metern erlebte als einen tiefen Einblick in die italienische Bergausflüglerkultur ab. Allerdings lassen sich die Gedanken an einen möglichen Weiterweg zum Rifugio Palü und damit in ruhigere Gefilde nur schwer vertreiben. Aber wir sollten Glück haben. Das Rifugio Zoia liegt zehn Minuten oberhalb eines Parkplatzes auf einem bewaldeten Hügel der über dem zweiten See unterhalb der Staumauer, dem Lago Campo Moro trohnt. Und siehe da….. wir sind fast die einzigen Übernachtungsgäste an diesem Sonntag. Wir können uns die Zimmer aussuchen und vergessen bei einem roten Veltliner auf der kleinen Hüttenterrasse mit genialem Monte Disgrazia Blick binnen Minuten, dass die Zivilisation nur einen Steinwurf entfernt ist!

In diesem Zustand mediterraner Entspannung fällt es umso leichter sich beim Abendessen der vollen Aufmerksamkeit unserer Gastgeber hinRifugio Zoiazugeben. Und die lassen es an nichts fehlen! Minestrone, Pasta, Arrosto, hervorragende gebratene Zucchini und schließlich Formaggio und die Torta di Mele zum Abschluß sorgen für authentischen Genuß und am Ende für die nötige Bettschwere, die schließlich größere Entgleisungen in Sachen roter Veltliner verhindert.Zoia

 

 

 

 

–> weiter zum Rifugio Palü und nach Chiareggio

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