Kann man eine Tour durch den piemontesischen Urwald mit Campari Soda beenden? Man kann! In der Locanda del Silenzio im Mairatal.

Das Mairatal in den Cottischen Alpen, auf halbem Wege zwischen Nizza und Turin gelegen, ist spätestens seit der Veröffentlichung des wunderbaren Wanderführers “Antipasti und alte Wege” des Schweizer Erfolgsautorenduos Jürg Frischknecht und Valle-Maira-Mairaweg Ursula Bauer kein wirklicher Geheimtipp mehr. Aber dennoch durften wir erfahren, dass es dort selbst in der vermeintlichen “Hochsaison” viel Einsamkeit, Ursprünglichkeit und sensationelle Genusserlebnisse zu entdecken gibt. Dinge nach denen man in solch einer intensiven Kombination andernorts in den Alpen lange suchen kann. Und getreu dem Motto “Wann habe Sie zum letzten mal etwas zum ersten Mal gemacht?” haben wir sogar erstmals eine Bergtour mit einem Campari Soda Valle-Maira-Lotulloausklingen lassen. Bevor wir den allerdings an einem ganz besonderen (Kraft-)Ort genießen durften, lernten wir zunächst die Tücken  des piemontesischen “Urwaldes” kennen. Hochalpin ist der untere Teil des Mairatals nicht gerade, auch wenn sich im Talschluß, 30 km weiter und schon auf französischem Territorium gelegen, die Aguille de Chambeyron bis auf 3412 Meter erhebt. Wir sind im Land der Grande Traversata delle Alpi und wollen eine ihrer vielen Nebenrouten nutzen um von Lottullo, einem Weiler  im Talboden, auf möglichst direktem Weg zum Mairaweg aufzusteigen, auf dem man in ca. 10 Tagen das gesamte Tal umrunden kann. Die flirrende Hitze auf noch nicht mal 800 Metern Höhe treibt uns an auf einem schönen  alten Bergpfad schnell Höhe und damit Erfrischung zu gewinnen. Das klappt auch zunächst ganz gut. Vorbei an vielen dieser typischen Relikte der aufgegebenen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Südwestalpen steigen wir auf uralten Saumwegen auf. Vorbei an einer Unzahl von im Trockensteinbau errichteten StützmaValle-Maira-Urwalduern, die früher, vor der großen Entvölkerung der letzten 100 Jahre, ganze Hänge in Ackerrassen verwandelt haben um den Bauern eine kärgliche Existenz zu sichern. Dass hier nur selten jemand vorbei kommt wird zusehens klarer. Überwachsene Wegstücke und insbesondere umgestürzte Bäume sorgen für die zusätzliche Herausforderung die den geringen alpinistischen Anspruch dann doch mehr als kompensiert. Wir schlagen uns durchs Unterholz! In immer neuen Schauern ergießen sich die trockenen Fichten- und Lärchennadeln über uns, als wir unter umgestürzten Exemplaren durchkriechen. Eine echt anregende Bio-Akkupunktur, die uns mit der Zeit flächendeckend zwischen Rucksack und Rücken zuteil wird! Auf dem Mairaweg angekommen steht der Genuss der Landschaft aber schnell wieder im Vordergrund. Unter gewaltigen Felswänden schlendern wir dahin, in Richtung Camoglieres. Dort liegt unser heutiges Genussziel, die Locanda del Silenzio, der ein

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sehr guter Ruf vorauseilt dem sie nur Stunden später auch mehr als gerecht werden sollte - inklusive Campari Soda! In einer Mulde direkt unter den senkrechten Südabstürzen der Crocetta Soprana tauchen die schönen Granitdächer des Weilers schließlich auf. Camoglieres ist eines jener typischen Relikte der seit langem aufgegebenen Bergbauernkultur der piemontesischen Alpen, die uns heute als so romantische Wanderkulisse erscheinen. Eng gedrängtValle-Maira-Silenzio stehen die Bruchsteinhäuser. Nirgends regt sich ein Lebenszeichen. Nur eine handschriftliche “Klartextmarkierung” am Dorfbrunnen deutet an, dass wir unserem Ziel nahe sind.  Durch einen “Tunnel” im alten Bauerngehöft betreten wir den Vorplatz der Locanda. Wunderbar renoviert zieht sich der Gebäudekomplex des alten Bauernhofes im Halbrund um eine terrassierte Aussichtswiese mit einladenden Liegestühlen und Sonnenschirmen. Und direkt dahinter erhebt sich die imposante Felswand der Crocetta Soprana in der es inzwischen sogar eine Via Ferrata mit beeindruckender Hängebrücke gibt. Andrea und Ihr Team begrüßen uns herzlich und mit Handschlag, piemontesiche Gastfreundschaft in Reinkultur! Die Locanda del Silenzio ist einer jener  Kraftorte, die Locanda-del-Silenzio-1keiner Erklärung bedürfen und die spontane Ruhe (Silenzio, der Name ist Programm!) und Entspannung ausstrahlen. Wir genießen es bei Campari Soda! Da wir im Piemont sind, lässt auch das Abendessen Großes erwarten. Und wir sollten nicht enttäuscht werden…. Im engen Gässchen hinter der Locanda, neben den ehemaligen Stallungen, ist eine heimelige Terrasse integriert die eine perfekte Kulisse für das abendliche Viergangmenue bietet. Beginnend mit den Antipasti, einem Insalata Russa und köstlichen Tomaten mit Pesto, starten wir den kulinarischen Teil des Tages. Das Risotto mit Toma und Porree begeistert uns derart, dass wir einem Nachschlag nicht wiederstehen können. Oder wollten wir nur nett sein und verhindern, dass Andrea den riesigen Topf wieder gefüllt

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zurück in die Küche schleppen muss? Hätten wir geahnt wie köstlich die folgenden Involtini mit Rosmarin sein sollten, wir hätten Andrea doch mehr Gewicht auf dem Rückweg zugemutet! Nach dem Secondo waren wir dann derart gut kulinarisch akklimatisiert, dass das Dessert nicht mal so lange auf dem Teller verweilte, dass man es fotografieren konnte! Und das alles obwohl wir uns morgen früh zu einem uns bereits bestens bekannten Kleinod des Mairatals aufmachen sollten, das ebenfalls wieder Höchstgenuß verspricht. Doch dazu mehr an dieser Stelle..….

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6 Kommentare zu “Kann man eine Tour durch den piemontesischen Urwald mit Campari Soda beenden? Man kann! In der Locanda del Silenzio im Mairatal.”

  1. Friedrich Blecherum 09:08

    Lieber Michl!
    Zu Deinem Jubiläum heute meinen allerherzlichsten Glückwunsch!
    Im Sommer waren wir mit Dir im Mairatal und im benachbarten Val Varaita auf Tour. Was ich zu Hause nicht glaubte, dann aber erlebte, war, dass auf unserer Tour Dein Lieblingswort “sensationell” auf wirklich faszinierende Weise Realität wurde. Tourverlauf, Essen, Trinken, Unterkünfte: Alles war mit excellenter Ortskenntnis bis ins Detail geplant. Und wenn es mal ein längerer Aufstieg über eine Vieweide sein muss - abends schmeckte der Rote um so besser. Dein Internetauftritt hier reflektiert das sensationell.

    Herzlichen Dank und alles Gute
    Friedrich

  2. Dagmar Omland-Scherferum 18:35

    Warum haben wir diesen Sommer eigentlich Amrum gebucht ?????

  3. Erhard Scherferum 19:14

    lieber michl, wenn die feierlichkeiten zu deinem jubiläum vorüber sind - herzlichen glückwunsch übrigens - setzt du dich bitte wieder hin und schreibst die fortsetzung des berichts über diese phantastische valle maira-tour, an der ich teilnehmen durfte. muss ja in diesen eisigen zeiten nicht auf deiner geliebten terrese sein, der rote schmeckt sicher auch am gemütlich-warmen ofen. alle welt soll nämlich wissen, was nichtteilnehmern entgangen ist: wie professionell du die wanderroute ausgesucht, übernachtungsmöglichkeiten organisiert und für kulinarische höhepunkte gesorgt hast. und schließlich:wie du aus anfangs schlappen stadtmenschen begeisterte hochgebirgswanderer gemacht hast. dein psychologisches geschick soll dabei nicht unerwähnt bleiben: du hast uns aufgemuntert,wenn es schon weh tat (männer, noch dreißig minuten, dann spürt ihr sowieso nichts mehr), angespornt (männer, wie damals am mt.everest!), gelobt (männer, ich kann euch sagen - am steilhang ist mir keiner negativ aufgefallen). dafür lieben wir dich - und wir wünschen uns sehnlichst eine fortsetzung…

  4. Helmut und Dorotheaum 18:40

    …jetzt sind wir doch einen Tag zu spät!
    Nachträglich noch alles Gute zum “Runden”!
    Wir wünschen Dir noch viele schöne “Gipfelerlebnisse” und hoffen, daß Du uns auch weiterhin mit Deinen tollen Tourberichten inspirierst!
    Haben uns dank Deiner “köstlichen” Schilderungen “Appetit” auf unsere Mairatal Genuß-Wanderung im August geholt.
    Sei ganz herzlich gegrüßt und laß’ Dich feiern!

  5. [...] lag die Meßlatte der Erwartungen. So waren es gemischte Gefühle mit denen wir uns in der Locanda del Silenzio aufmachten um auf dem Mairaweg ein zweites Mal den dank der Initiative der Schneiders wieder [...]

  6. Malteum 12:20

    Hallo,
    kann man eine Wanderung über mehrere Tage im Maira-Tal auch mit Zelt machen?
    Ist es im Juli schon zu heiß?
    VG,
    Malte

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