Reinhold Messner, “parasitärer Alpinismus” im “als ob Gefahrenraum” und ein kontroverses Treffen mit Spitzenalpinisten im Messner Mountain Museum Firmian

Reinhold-Messner Einige der bekanntesten Bergsteiger der Welt sind sich einig: „Der Berg muss wild bleiben.“ Unter Reinhold Messners Regie war dies der Grundtenor der großen Diskussionsrunde “Quo CLIMBis?”, die auf Schloss Sigmundskron stattfand. Auf Einladung des Messner Mountain Museum, des International Mountain Summit und des Trento Film Festivals diskutierten Bergsteiger, Journalisten und Fachleute über die Zukunft des Alpinismus.

Der Hausherr Reinhold Messner leitete, oder soll man sagen dominierte(?), die Diskussionsrunde, an der namhafte Bergsteiger und KlQuo-Climbis-Bozen_1etterer wie Hervè Barmasse, Heinz Mariacher, Hanspeter Eisendle, Albert Precht, Denis Urubko (19 erfolgreiche Achttausender-Besteigungen!) und Roger Schäli teilnahmen. Und als wortgewaltiger Leiter der illustren Runde brillierte er  auch mit seinen knackigen Thesen. Die Berge der Welt mutierten zum “als ob Gefahrenraum” in dem der Tourismus auf den höchsten Gipfeln der Erde, bis hin zum Everest, angekommen sei.  Und da nach Messner der Alpinismus da beginnt, wo der Tourismus aufhört, ist es selbsterklärend, dass der Alpinismus auf sein Ende zusteuert, wenn jährlich, wie Messner betont, zwei Pisten bis auf den Gipfel des Everest angelegt werden. “Parasitären Alpinismus” nennt er letzteres. Ebenso wie das immer beliebter werdende Skitourengehen auf präparierten Pisten. “Als Investor würde ich das verbieten!” So Messner….

 

Messner-Firmian-Museum Für Spannung war also gesorgt… und für ein eindrucksvolles Ambiente auch! Mit dem “Altmeister” des Gefahrenraums zur Einstimmung auf die Diskussionsrunde durch sein Messner Mountain Museum Firmian zu wandern und sich vom “Chef” höchstpersönlich die teils skurilen Exponate erläutern zu lassen, war schon beeindruckend. Mehr als tausend Jahre bewegter Geschichte hat die riesige Burganlage über Bozen hinter sich. Zuletzt wohl mehr Ruine als Burg, hat ihr Messner in fasziMessner-Sigmundskron-Firmianierender Weise neues Leben eingehaucht. Und das nicht zuletzt durch eine  beeindruckende Mischung  alpiner Exponate, die die Phantasie eines jeden Bergfreundes anregen, selbst wenn er/sie eher in der Touristenklasse denn in der Alpinistenklasse, des Bergsteigens unterwegs ist: Da steht man ergriffen vor dem original Zelt von Anderl Heckmair, dem Erstdurchsteiger der Eiger Nordwand, oder betrachtet die Steigeisen von Reinkold-MessnerEdward Whymper dem Erstbesteiger des Matterhorn, bevor hinter der nächsten Ecke wieder eine dieser mystischen Götterfiguren aus Reinhold’s tibetischem Gefahrenraum aus jüngeren Jahren auf den Besucher wartet. Auch originelles und makaberes ist geboten. Oder kämen Sie auf die Idee eine original Socke von der Besteigung des Nanga Parbat in ein Ölgemälde einzuarbeiten? Makaber wird es dann eher wenn man den nur wenige Quadratmeter großen Raum betritt, der tödlich verunglückten Bergsteigern gewidmet ist, allen voran Messners Bruder Günther. In einer GlasvitrineSchuh-Messner im Zentrum steht dort der Bergstiefel, des im Juni 1970 am Nanga Parbat tödlich verunglückten. Die kontroversen Diskussionen, Vorwürfe und Schuldfragen zu den Geschehnissen von damals sind hinlänglich bekannt. Im Juli 2000 war es Hanspeter Eisendle, der einen menschlichen Knochen  auf der Diamirseite des Berges fand, der später per DNA Analyse als das rechte Wadenbein von Günther Messner identifiziert wurde. Und eben jener Hanspeter Eisendle saß mit fünf anderen Spitzenbergsteigern auf dem Podium als es auf Firmian am Nachmittag um die Messner-Quo-ClimbisZukunft des Alpinismus ging. Als “Abenteuerverhinderer” bezeichnete er sich selbst, aber nur wenn er als Bergführer mit Gästen unterwegs sei. Sonst aber sagt er über sich:  „Ich will die Wildheit in mir ausleben können, deswegen verteidige ich die Wildnis in den Bergen“. Kontrovers wird es nochmal als Reinhold Messner sein gespanntes Verhältnis zu den Alpenvereinen thematisiert.  Als Michael Larcher, der Ausbildungsleiter des österreichischen Alpenvereins, mehr Partnerschaft mit Reinhold-Messner-InterviewMessner einfordert, bricht es aus diesem heraus: Die Alpenvereine hätten doch unermüdlich die  Erschließung der Berge  und die Eliminierung der alpinen Gefahren vorangetrieben….., differenziert dabei und ergänzt, dass er sich insbesondere über  den Deutschen Alpenverein in den vergangenen Jahren so geärgert habe, „dass davon alle meine weißen Haare herrühren“. “Meister des Aussperrens” sei der DAV, womit er auf die Politik des Vereins während der Nazizeit anspielte, als Juden nicht auf dessen Hütten übernachten durften.

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