Auf dem Energieweg durch den Mercantour Nationalpark: Eine grandiose Bergtour mit gefühlten Null Höhenmetern!

Stura-Lac-VensEs ist ein Kunstbau, ….ok! Ohne intensiven menschlichen Eingriff ginge es auf dieser Route, die uns stundenlang durch den Mercantour Nationalpark leitet bergsteigerisch ganz anders zu. So aber ist es der längste uns bekannte Weg, der eben ist wie ein Brett und dennoch grandiose Landschaftseindrücke in alpinem Gelände über 2400 Meter bietet. Wenn man den Pfad erst mal erreicht hat…! Zunächst aber stehen wir staunend im gleissenden Morgenlicht vor dem Refuge de Vens und haben alle Mühe dieses Schauspiel auf der Naturbühne der vor uns liegenden Seealpen emotional zu verarbeiten.
Lac-Vens-Panorama-1
Irgendwie ist alles überirdisch klar. Der Rauhreif auf dem Grün neben der Hütte tut sein übriges um diesen Eindruck zu verstärken. Der Blick reicht gefühlt bis nach Nizza. Der noch im Schatten unter uStura-Lac-de-Vensns liegende Lac de Vens wirkt wie ein schwarzes Loch über dem sich in der Morgensonne unwirklich strahlende schroffe Gipfel erheben. Je mehr die Sonnenstrahlen diesen Kessel erhellen, desto mehr wandeln sich die monochromen schwarz weiss Eindrücke in ein prachtvolles Farbenspiel aus Blau- und Brauntönen, die mit den tiefschwarzen Schatten der umliegenden Gipfel ein Panorama ergeben, das sich dem Betrachter in unvergesslicher Weise ins Hirn brennt. Durch diese Traumlandschaft müssen wir durch, um zum Energieweg zu gelangen. Was für ein klasse Auftakt!
See-VensIm Abstieg Richtung See sind wir immer mehr berauscht von diesem Morgen. Immer wieder bieten sich neue Perspektiven, die zwischenzeitlich einen skandinavischen Charakter angenommen haben. All die kleinen Seen und die Felsstufen über die das Wasser vom einen in den anderen plätschert vermitteln fast den Eindruck wir hätten kurzzeitig das Land gewechselt. Und die Flora mit ihrem sich über Felsblöcke rankenden Krüppelwacholder tut ihr übriges um diesen Eindruck noch zu verstärken. Vor uns Stura-Vens-Rabuons-SWentwickeln die im glasklaren Morgenlicht liegenden Seealpen inzwischen einen derartigen Sog, dass wir einfach immer darauf zulaufen, genießen …..und im Abstieg dann glatt den Einstieg des Gegenanstiegs zum Lac des Barbarottes (2413m) verpassen! Die Korrektur des Verhauers bietet dann allerding nur wiederum neue und zusätzliche grandiose Landschaftseindrücke. Alles ist gut als wir uns zum See hinauf und schließlich über diesen hinaus empor zu einem Sattel schrauben unterhalb dessen der Energieweg beginnt.

Was hat es denn nun mit diesem Energieweg auf sich?
Chemin-de-Energie

Ein Zivilsationsprojekt aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ist er, der “Chemin del l’ Energie”. Damals plante die Elektrizitätsgesellschaft  “Energie Electrique du Littoral Méditerranéen” die vielen kleinen und größeren Seen die oberhalb des auf Chemin-de-Energie-1ca. 2400m gelegenen heutigen Weges und unterhalb des Mont Ténibre Massivs liegen, für ein Kraftwerksprojekt in St. Etienne de Tinée zu erschließen. Und dann kam der Krieg…. Der Weg der die verschiedenen Baustellen verbinden und den Transport von Mensch und Material in dieser hochalpinen Region überhaupt erst ermöglichen sollte, war fertig. Aus dem Kraftwerksprojekt wurde aber nichts. Was blieb ist eine eindrucksvolle Promenade, die eben wie ein Brett (!) und immer den teils schroffen Hängen folgend, geschätzte 10 km Wandergenuss pur bietet. Chemin-de-Energie-TunnelSchon die Anlage des teils 2 Meter breiten Pfades ist mehr als beeindruckend. Dort wo es im senkrechten Fels kein Weiterkommen gab, haben die Erbauer einfach einige Tunnel errichtet, die heute ein Schlendern in der senkrechten Wand ermöglichen. Luftige Tiefblicke sollte man also verkraften. Da wo Blockfelder in der Korngröße “Waschmaschine” ein Durchkommen um Stunden verzögert hätten, haben die Baumeister einfach das Gelände aufgefüllt und eine gut begehbare Schotterstraße erschaffen. So ist unser Blick nicht nur auf die grandiose Bergwelt der Seealpen gerichtet sondern auch immer wieder auf faszinierende “Kleinigkeiten” wir etwa die meisterlich aufgebauten Stützmauern die Chemin-de-Energie-2

uns die Querung fast senkrechter Felspassagen im Spaziergang ermöglichen. Etwa zwei Stunden geht es so dahin, bevor wir als quasi krönenden Abschluss den Felskessel unterhalb des Lac de Rabuons erreichen. Dort wird es nochmal luftig, was die Wegebauer zu zwei weiteren Tunndeldurchschlägen zwang. Mit der Energie des Energiewegs und des Endspurts nehmen wir den letzten Felsaufschwung wie im Flug. Endlich mal nicht waagrecht! Und oben oben angekommen nimmt uns das schön an den gleichnamigen Seen gelegene Refuge de Rabuons in Empfang. Was für ein Tag! Und der Weiterweg sollte teils noch spektakulärer werden… Dazu  mehr an dieser Stelle!

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

2 Kommentare zu “Auf dem Energieweg durch den Mercantour Nationalpark: Eine grandiose Bergtour mit gefühlten Null Höhenmetern!”

  1. Gabyum 08:38

    Hallo,

    tolle Website, klasse gemacht, am liebsten würde man gleich aufbrechen …

    Kompliment
    Gaby

  2. erhardum 11:56

    …und zur belohnung einer phantastischen, anstrengenden tagesetappe dann das leckere abendessen in der hütte. als teilnehmer der tour bleibt nur festzustellen: unvergesslich!!!

Einen Kommentar schreiben