Das Sensationspanorama vom Grat zwischen dem Lago Maggiore und dem Centovalli hat es uns angetan. Der gleiche See, das gleiche Tal; und doch immer wieder neue faszinierende Perspektiven und Einblicke! So zum Beispiel bei der Besteigung des Pizzo Leone, der sich als Aussichtskanzel mit Traumblick über die Südwestalpen auf dem Bergrücken oberhalb von Brissago und Ronco sopra Ascona erhebt. Und einen wunderschönen Rastplatz für die kulinarischen Momente der Tour sollten wir auch wieder entdecken…..
Das Fahrsträßchen schraubt sich mal wieder endlos den bewaldeten Hang empor bevor es auf 1000m, und damit 800m über dem See, abrupt an einer Schranke endet. Bereits der Ausblick vom Parkplatz stellt vieles in den Schatten, was man sich andernorts erst mühsam zu Fuß erarbeiten muss.
Wir aber haben natürlich vor einen weiteren Traumpfad unter die Sohlen zu nehmen! Bald endet das Sträßchen. Der folgende Wanderweg hoch in Richtung Alpe di Naccio (1395m) bietet interessante Einblicke in Steilhänge die 1997 ein Raub der Flammen wurden. Ein Waldbrand wütete damals 10 Tage lang und vernichtete 132 Hektar Schutzwald. Eine lokale Katastrophe deren Beseitigung in Form von Aufforstung seither 2 Millionen Franken verschlang. Und das nachdem die Löscharbeiten bereits mit 700 Tausend zu Buche schlugen! Fasziniert von den herrlichen Tiefblicken auf den Lago Maggiore steigen wir der Alpe Naccio entgegen. Weitläufig in einer Grasmulde verteilt, liegen die Granithütten dahin gewürfelt wie Spielzeuge. Da reifen schon im Aufstieg die ersten Pläne für eine kulinarische Rast auf dem Rückweg vom Gipfel. Ob wohl eine der Hütten einen Granittisch mit Sensationspanorama hat, auf dem wir unsere aus Italien importierten Köstlichkeiten ausbreiten können? Aber zunächst zum Gipfel! Herrlich zieht sich der Weg den Grashang empor. Am Grat angekommen beginnt eine Flaniermeile aller erster Klasse. Rechts der bewaldete Hang des Centovalli. Links der Traumblick bis fast zum Südende des Lago Maggiore und in die Po Ebene. Und dazwischen, genau am Waldrand entlang der von Buchen beschattete Weg in Richtung Löwengipfel. Da sind wir froh, dass wir uns im Outdoorshop beim Fernglaskauf für die nächsthöhere Qualitätsklasse entschieden haben. Zugegeben, der Gipfel selbst ist nur eine zahme Erhebung am Grat der dann schroffer wird und sich bis zum Gridone, einem weiteren unserer Lieblingsgipfel zieht. Allerdings sind wir ja nicht wegen der alpinistischen Herausforderungen hier, sondern wegen des Ausblicks. Der reicht vom türkisen Auge des Stausees von Palagendra, das 1000 Meter unter uns in der Sonne glitzert, bis zu den eisbedeckten Walliser 4000ern und im Nordwesten bis zum Piz Bernina! Von den gesamten Tessiner Alpen ganz zu schweigen…. Und natürlich nicht zu vergessen, das alles dominierende dunkelblaue Band des Lago, der 180 Grad des Panoramas durchzieht! Doch da ist sie plötzlich wieder, die ungelöste Frage nach dem Granittisch mit Traumpanorama. Und unserer kulinarischen Importe werden im Rucksack in der Gipfelsonne mit der Zeit auch nicht besser. Also schlendern wir wieder der Alpe Naccio entgegen um das Rätsel zu lösen. Und es kommt wie es komme muss… wir entdecken einen der schönsten Rastplätze oberhalb des Lago Maggiore…natürlich mit Granittisch! Da die Alpe an dem Tag nicht bewohnt ist, beschließen wir diese in Stein gehauene Infrastruktur temporär zu nutzen. Und wie könnte man das besser tun als bei einem quellwassertemperierten Nobile di Montepulciano von
Avignonesi und einer würzigen italienischen Pferdesalami? Nur das Tessiner Brot hat in der Feuchte neben dem Trinksack etwas gelitten. Ob man wohl auf Tessiner Granittischen toasten kann? Man kann! 10 min. in der prallen Sonne auf dem 50 Grad heißen Tisch und schon knuspert das Brot wieder unter der Salami!
Zugegeben, der Vergleich mit dem Riesen in Patagonien ist gewagt! Aber trotzdem erinnert mich der 2558 Meter hohe Pizzo del Prevat zwischen dem Val Lavizzara und der Laventina immer wieder an die schroffen Spitzen des Cerro Torre.
Als wir in Fusio aufbrechen steht uns dennoch kein rauher Weg in extremem Klima bevor, sondern ein herrlicher Aufstieg der durch saftig grüne Wiesen und im unteren Teil auch Wälder führt. Gut 1000 Höhenmeter wollen überwunden sein, bevor wir das Panorama am 2318 Meter hohen Passo Campolungo genießen können. Im unteren Teil richtet sich der Blick zunächst jedoch nochmal talwärts wo die schönen Palazzi in Fusio und der grüne Talboden des Val Lavizzara die Szenerie dominieren. Etwas weiter bergan gewährt der Pfad im lichten Bergwald auch einen Rückblick auf das Finale des Vortages, an dem wir von der Capanna Cristallina herüber kamen. Der tiefblaue Lago del Sambuco kommt als blaues Band hinter seiner massiven Staumauer ins Blickfeld. Ein von Menschen gemachter Eingriff, aber aus der Heliperspektive doch irgendwie schön. Von unverbauten Gebirgsbächen begleitet steigen wir weiter auf und genießen die satten Farben und das üppige Grün, das beim heutigen Kaiserwetter noch intensiver leuchtet als sonst. Da wird der Weg hinauf über die Alpe Pianascio zum Traumpfad.
Im oberen Teil recht steil, erreichen wir den Passo Campolongo. Von der Passhöhe schweift der Blick über die von Bachläufen durchzogene und brettebene gleichnamige Alm, die etwa 250 Meter tiefer liegt. Am Gegenhang trohnt oberhalb der Ebene auf Felsen die Selbstversorgerhütte Capanna Leit. Bevor wir jedoch die kleine Hochebene erreichen gilt es noch mit voller Konzentration über einige steile Schneefelder abzusteigen. Direkt unter dem Pass kraxeln wir über interessante geologische Formationen. Stellenweise ist der Fels fast weiß und sieht aus der Ferne eher aus wie Beton.
Die Querung der blühenden Bergwiesen der Alpe Campolongo ist nach dem steilen und felsigen Abstieg ein Genuss. Und beim Blick zurück ist er plötzlich da, der Cerro Torre. Über den Wiesen steht die markante Pyramide des Pizzo del Prevat. Dieser herrliche Platz schreit nach einer Rast. Wir wissen, dass noch ein kurzer steiler Abstieg zum Lago Tremorgio bevor steht bevor wir unser heutiges Ziel, die gleichnamige Capanna erreichen. Dem auf 1770 Metern gelegen See und der etwas erhöht an seinem Ufer liegenden Hütte nähern wir uns schließlich aus der Heliperspektive. Das blaue Seeauge ist heute von einem Sandstrand eingerahmt. Ein sicheres Zeichen, dass das Kraftwerk in Rodi hier ordentlich Wasser zur Energiegewinnung abgezapft hat.
Die Hüttenterrasse bietet Seeblick und Seilbahnanschluss in 30 Metern Entfernung. Klar, dass man hier auf all die Ausflügler trifft, die in der Vierergondel über einer senkrechte Steilstufe aus der Laventina heraufschweben. Das tut dem Genuß aber keinen Abbruch als wir den Nachmittag bei einem kühlen Drink mit (Berg-)seeblick beschließen. Und um 19.00 Uhr wird es dann endgültig still, nachdem die Gondel die letzte “Viererseilschaft” ins Tal befördert hat. So genießen wir mal wieder die volle Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft unser Hüttenwirte und nebenbei auch ein sehr gutes Brasato con Polenta. Und da sich die morgige Abschlußwanderung auf die 30 Meter zur Seilbahn beschränkt haben wir auch keine Sorge den Abend mit so einigen Gläschen Merlot del Ticino zu beschließen.
Wie bereits früher beschrieben bietet der Gridone, der Grenzberg 2000 Meter über dem Lago Maggiore, zwischen Italien und der Schweiz, ein einzigartiges Panorama das so schnell nicht zu toppen ist. Hier nun das Panoramavideo vom Gipfel. Zunächst blicken wir fast senkrecht hinunter ins Centovalli und dann Richtung Norden zum Basodino und über die gesamten Tessiner Alpen. Unten am See kommt der Schwemmkegel der Maggia mit Ascona ins Blickfeld, bevor wir in Richtung Bernina und Monte Disgrazia blicken. Direkt über dem See der Monte Tamaro. Beimr Schwenk nach Süden geht der Blick über Cannobbio und Luino bis zum im Dunst versunkenen Lago di Varese und die Poebene. Der Monte Rosa, im Südwesten versteckte sich an diesem Tag leider…..