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Aus dem Mairatal in den Kessel von Elva. 3000er Blick, Freskenzyklen, Haarjäger und ein botanisches Rätsel: Eier die im Garten wachsen.

Valle-Maira-SanmartinoEine Genusstour für alle Sinne sollte es werden! Und doch können wir die Erlebnisdichte dieser Etappe des Mairawegs, einer der kürzesten, am Morgen als wir in San Martino aufbrechen nur erahnen. Sanft schraubt sich der Weg durch lichten Lärchenwald und über Wiesen empor in Richtung Colle Bettone. Oben angekommen weitet sich der Blick nicht nur hinüber zum Monte Chersogno, dem örtlichen 3000er, sondern auch hinunter in die Elva Schlucht. Maira-Elva-San-MartinoDer hat man 1956 eine in den Fels gesprengte Zufahrtsstraße nach Elva abgetrotzt. Zuvor war es genau dieser Weg auf dem wir gerade stehen, der das Dorf mit seinen heute noch ca. 100 Einwohnern mit dem Mairatal verband. Genüsslich und in Erwartung der lokalen Sehenswürdigkeiten schlendern wir weiter zum Colle San Giovanni mit seiner runden Wegkapelle. Ein Platz wie Maira-Elva-Kirchegeschaffen für eine Panoramarast, bevor es in den weitläufigen Kessel von Elva hinab geht. Über die Hänge verteilt liegt Elva mit seinen 28 Weilern da als habe jemand einen Würfelbecher über der Landschaft ausgekippt. Und doch ist das Zentrum dieses Konglomerats von Weilern und Gehöften schon von weitem auszumachen. Die berühmte Dorfkirche Santa Maria Assunta. Auf einem Sporn trohnt sie hoch über dem Tal. Wir würden den Elva-Kirche-ClemerSakralbau wohl nicht weiter beachten, wüssten wir nicht um die kunstvollen Fresken mit denen der Wandermaler Hans Clemer Elva im ausgehenden 15. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Kunstschätze des westlichen Piemont verholfen hat. Und so beginnt unser Besuch in Elva zunächst mit einem kulturellen Höhepunkt, dem weitere folgen sollten. Nach ausgiebigem Studium des farbenfrohen Meisterwerks zieht mich eine ebenfalls in der Kirche befindliche Ausstellung alter schwarz weiss Fotos in Ihren Bann.

Elva-Baeuerin Elva-Bauer Elva-Bauer-1

Eindrücklich zeigen die Bilder der Menschen wie hart das Leben hier wohl gewesen sein muss, als Elva noch durch den Saumpfad hinunter nach San Martino am Leben erhalten wurde. Uns so sind die Fotos aus alten Zeiten auch die perfekte Überleitung zu einem Highlight der Alltagskultur, dem Haarmuseum.

Die “Haarjäger” von Elva

Nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt wird in einem verschachtelten Haus die Geschichte der “Haarjäger” von Elva erzählt. Weltbekannt war das Dorf! Die hier hergestellten Perücken schmückten so manches adelige Haupt in ganz Europa und Übersee und machten viel Händler aus Elva reich. Arm dran waren wohl eher die Frauen, denen die Haarjäger bei Ihren Reisen durch den Alpenraum für ein paar Lire Ihre langen Zöpfe abschwatzten um sie dann in Elva tonnenweise weiter zu verarbeiten.

Kulinarisches und Eier die im Garten wachsen!

Es trifft sich gut, dass der Leiter des Haarmuseums zugleich ein weiteres sehr wichtiges Amt im Dort bekleidet. Er ist der Patron der Locanda San Pancrazio, von der wir schon viel Gutes gehört hatten. Und immerhin ist es ja auch längst Zeit für ein Mittagessen bei dem wir die bisherigen Highlights des Tages genüsslich “verdauen” können.

Elva-Pancrazio Elva-Pancrazio-Antipasti Elva-Maira-Pancrazio

Wir staunen nicht schlecht als sich das ohne Reservierung als alles andere als selbstverständlich erweist! Die resolute Chefin bedeutet uns mit klaren Worten , dass spontan heute Mittag nichts mehr geht. Wie froh sind wir doch erfolgreich nachverhandelt zu haben… ”solo antipasti e primo?!”… als z.B. die mit rotem Pfeffer Artesin-Elva-Agriturismomarinierte Lachsforelle auf den Tisch kommt! Ein Genuss, der nur noch von den Teigtaschen mit Heidelbeeren übertroffen wird. Dazu ein schöner Barbera und der Tag ist spätestens ab diesem Augenblick unser Freund. Und doch sollte das nicht das letzte Highlight sein. Das wird uns schnell klar als wir unser heutiges Ziel den Agritourismo L’ Artesin ansteuern. Das urige Bauernhaus, schön am Hang gelegen, ist einer jener Orte an denen man sofort “angekommen” ist. Dazu trägt neben der freundlichen Begrüßung durch die Wirtsleute sicher auch die liebevoll hergerichtete terrassierte Gartenanlage bei. Zielstrebig begeben wir uns  an einen der auf denElva-Eier Terrassen verstreuten Tische und lassen bei einem Campari Soda die vielfältigen Natur-und Kulturerlebnisse des Tages Revue passieren. Herrlich in Mitten dieses Blütenmeers die Seele baumeln zu lassen! Und doch sollte der Garten noch eine weitere Entdeckung bereithalten: Eierpflanzen! Es muss sich wohl um eine endemische Art handeln, die nur im Weiler Clari im Piemont vorkommt!

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Piemont | Keine Kommentare

Eine kulinarische Institution im Piemont: 5 Generationen “Osteria della Pace” in Sambuco. Und Reinhold Messner war vor uns da, wie immer!

Stura-MiglioreroZugegeben, Wanderungen im Piemont sind eher selten mit kulinarischen Entbehrungen verbunden. Und dennoch werden wir unseren Besuch in der Osteria della Pace in Sambuco im oberen Valle Stura so schnell nicht vergessen! Auf einsamen Wegen waren wir unterwegs, tagelang, haben die wilde Natur genossen, die Pässe hinüber in den Mercantour Nationalpark nach Frankreich überquert. Und dennoch… die Friedensosteria hat sich als eines der Highlights dieser Genusstour in unsere Erinnerung “gebrannt”.

Im Abstieg zum Höhepunkt der Tour

Sambuco-Monte-BersaioDer alpinistische Teil unserer Valle Stura/ Mercantour Runde ist beinahe abgehakt, als wir bei Kaiserwetter den Abstieg vom Rifugio Migliorero in das Thermaldörfchen Bagni di Vinadio antreten. Über den Wolken schlendern wir talwärts, in der Gewissheit, dass der Sonnenschein unweigerlich ein abruptes Ende finden wird und uns dann “nur noch” ein Mittagessen von der Abreise trennen sollte. Und letzteres sollte es in sich haben…..

“5 Generationen im Dienste der Gastfreundschaft!….”

Psteria-Pace-Speisekarte”…und die 6. macht sich bereit”. So steht es im Titel des Werbeprospekts der Osteria della Pace, die immerhin seit 1882 direkt am kleinen Dorfplatz von Sambuco Ihre Dienste anbietet. Und tatsächlich, was der Patron Bartolomeo Bruna mit seiner Familie und insbesondere der Küchenmanschaft tagtäglich auf die Beine stellt ist mehr als bemerkenswert! Auch wenn dieser Ort längst kein Geheimtipp mehr ist. Spätestens seit ARTE in seiner Reihe “Gipfel der Genüsse” über diesen kulinarischen Hotspot berichtet hat, findet man sich in der Saison als Berggänger doch eher unter gut motorisierten Touristen aus dem Norden wieder die, dem Slow Food Führer folgend, die Berge eher als Kulisse für kulinarische Erlebnisse begreifen. Und auch diese Kulisse hat hier Ihren Reiz. Immerhin trohnt der schroffe, 2426 Meter hohe Monte Bersaio direkt über all dem was uns der Bartolomeo über die nächsten zwei Stunden auftischen sollte.

Osteria-della-Pace-SambucoEs ist ein Sonntag Mittag in der Nebensaison. Sambuco liegt im Mittagsschlaf. Umso überraschter sind wir als wir die Osteria betreten und im Hauptraum zwar nur einige Tische belegt, aber alle anderen reserviert sind! In weiser Voraussicht hatten wir uns ebenfalls vorab ein Plätzchen gesichert. Wie sich schnell zeigen sollte im gemütlichen Nebenraum, in den uns die Chefin zielsicher geleitet. Die Speisekarte ist zwar übersichtlich, es sollte sich aber dennoch schnell zeigen, dass sich hinter dem was da zum Beispiel so profan als Antipasti gelistet ist, echte Köstlichkeiten verbergen. Alles andere als das Degustationsmenue wäre zwar wohl kein Fehlgriff, aber sicher ein Fall von “Lustverlust”. Also gehen wir in die Vollen…

Osteria-Pace-SambucoBartolomeo lebt das “…im Dienste der Gastfreundschaft” Konzept mit Leib und Seele. Immer wieder schaut er vorbei, erkundigt sich nach dem Befinden seiner Gäste und sorgt dafür, dass wir bei all den Köstlichkeiten nicht den Überblick verlieren. Schon der Auftakt, Geflügelsalat mit eingelegtem Gemüse ist eine wahre Geschmacksexplosion von der eigentlich nur die daneben Osteria-della-Pace-Menueangerichtete vorzügliche Leberpastete abzulenken vermag. Immerhin waren ja vier Antipasti verprochen… so überraschte es uns dann auch nicht, dass der zarte Käseflan in Kombination mit einem Stockfisch-Kartoffelpürre mit Apfelmus(!!!) der ersten Runde in nichts nachstehen sollte! Aber auf das berühmte Sambuco Lamm waren wir dann doch sehr gespannt. Wir wurden nicht enttäuscht! Das kulinarische Highlight war

Osteria-della-Pace-Antipast Osteria-Pace-Antipasti Osteria-Pace-Pasta
Sambuco-Lamm-Psteria-Pace Sambuco-Pace-Dolci Osteria-della-Pace

allerdings der “Cervo con amore”, ein Hirschragout vom brünftigen Hirsch. Das Konzept für das butterzarte Fleisch brachte uns der Kellner dann auch sogleich beim Servieren näher: Die hormonelle Situation des Tieres beim Abschuß! Wen wundert es da, dasOsteria-della-Pace-Messners auch Rheinhold Messner schon hier gespeist hat wie ein stolz am Eingang präsentiertes Foto mit Bartolomeo zeigt. Nach welcher Erstbesteigung das war ist leider nicht überliefert.

Dass es sich in diesem gastfreundlichen Familienbetrieb auch sehr gepflegt nächtigen lässt, incl. finnischer Sauna im Untergeschoss, entnehmen wir diesmal nur dem Prospekt. Dass das allerdings nicht der letzte Besuch in Sambuco gewesen sein wird ist spätestens beim “Misto di dolci” klar. Schließlich gibt es in diesem wunderschönen Tal ja noch unzählige von uns noch nicht begangene Wege, die als Entschuldigung dienen können zurückzukommen, auch wenn Reinhold sicher schon vor uns da war!

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Restaurants, Täler | 15 Kommentare

Geisterdörfer im Piemont, Monviso Blick und ein traumhafter Übergang ins Mairatal. Einer der schönsten Abschnitte der GTA!

Monviso-Varaita
Was für ein sensationeller Übergang vom Valle Varaita ins Mairatal! Außergewöhnliche Felsformationen, das Chambeyron Massiv, fast verlassene piemontesische “Granitdörfer”, eine über 3000 Meter hohe Mauer die Frankreich von Italien trennt… und am Ende eine Oase die Diego, “der Talkoch” liebevoll bewirtschaftet.

Bereits am Vortag ahnen wir, dass uns “Gutes” bevorstehen wird bei diesem Highlight unserer Valle Maira/Varaita Runde. Von Elva kommend saugen wird den atemberaubenden Blick auf die Gipfelpyramide das Monviso (3841m) und die Chiazale-VaraitaHubschrauberperspektive auf den Weiler Chiazale im Talboden des hinteren Valle Varaita, 800 Meter unter uns gelegen, regelrecht in uns auf. Wie ein ins Grüne gestreutes Würfelspiel breitet sich der Weiler in dem sich der Agriturismo Lou Saret, unser heutiges Ziel befindet, fast senkrecht unter uns aus. Doch diese Tief- und Weitblicke waren nur der “Aperitivo” eines Bergerlebnisses der Extraklasse: ….dem Rückweg über den Colle di Bellino (2808m) ins Valle Maira, der uns am nächsten Tag erwarten sollte!

Chiazale, Geisterstadt im Valle Varaita?
Soviel vorweg: Der Stop in Chiazale lohnt sich. Nicht nur wegen der guten Unterbringung im Agriturismo mitten im alten Dorfkern. Man muss einfach den Schweinehund nach einem lanChiazale-Val-Varaitagen Abstieg nochmals überwinden und auf Erkundungstour durch dieses, auch im Sommer beinahe verlassene Relikt der piemontesischen Bergbauernkultur, gehen. Der morbide Charme der alten Häuser mit ihren typischen, von der Sonne gegerbten Balkonen, die sich über die ganze Breite des Hauses ziehen, bezaubert. Auf einem dieser Balkone haben wir gerade, Mangels Raum in Reih und Glied sitzend und talauswärts in Richtung der hektischen Metropolen in der Po Ebene blickend, die Tour mit einem “Birra di arrivo” (Ankunftsbier) ausklingen lassen. Der anschließende Spaziergang durch den Weiler fasziniert und bedrückt gleichermaßen. Was mussten die Menschen hier doch für einen Aufwand treiben um dem Hochtal eine bescheidene (Über-)Lebensgrundlage abzuringen! Und dann gab es wohl wie iRocca-Senghi-Varaitan vielen Gegenden des piemontesischen Westalpenbogens verlockendere Perspektiven in eben diesen Metropolen der nahen Ebene. Kaum eine Kreatur ist zu sehen, weder Mensch noch Tier. Ghosttown Chiazale?! Nein, zwei alte “Genießer” sitzen unter ihrem Baum im Vorgarten und blinzeln zufrieden in die Abendsonne. Man möchte glatt für ein Weilchen mit ihnen tauschen….. Doch wir haben anderes im Sinn!

Über den Colle di Bellino…zwei Täler, zwei Länder und sagenhafte Perspektiven!
Pian-Ceiol-VaraitaDas Morgenlicht ist im besten Sinne “unerträglich” gleissend als wir an der kleinen Kapelle in St. Anna, am Ende der Asphaltstrasse den Schotterweg unter die Sohlen nehmen. Was für ein Start! Der Rocca Senghi, ein “knödelförmiger” Felsturm, lugt hinter den Bergflanken am Talschluss hervor und motiviert uns noch mehr diesen eindrucksvollen Übergang ins Valle Maira zu erkunden. Am Pian Ceiol (2074m) studieren wir die Bauweise der Almhütten, die jeweils durch einen Damm hinter dem Haus vor Lawinen geschützt wurden. Was für ein Aufwand für ein paar Kilo, damals überlebenswichtigen, Käses! Der weitere Aufstieg Richtung Colle di Bellino beeindruckt uns durch die menschenleeren, kargen Landschaften. Und doch gibt es hier einige Almen auf denen auch noch der letzte spärliche Grashalm in Milch und Fleisch verwandelt wird.

Zwei Täler, zwei Länder und ein Traumpanorama!
Langsam schrauben wir uns auf der Route der Grande Traversata delle Alpi (GTA) auf über 2800m empor. Am sanften Sattel des Colle angekommen, stockt Varaita-Grenzkammuns der Atem. Was für ein Panorama! Man muss schon genau hinsehen um zu erkennen, wie vielfältig das Chambeyron Massiv in mehreren Bergketten gestaffelt ist, bevor sich dahinter schließlich die Pyramide der Aguille de Chambeyron (3389m) erhebt. Wüssten wir nicht wie weit unser Abstieg noch sein wird, wir hätten die Mittagspause an diesem Kraftort sicher bis zum Abendessen verlängert. Die Vernunft siegt und wir nehmen eine Moräne unter die Füße die uns in RichtungAguille de Chambeyronsanfterer Weideflächen in den Talkessel von Chiappera leitet. Immerhin lockt ja ein Zwischenstopp im Basislager, dem “Campo Base” am Talende des Mairatals. Eine ehBellino-Mairaemalige kleinen Kaserne, die zur Bergsteigerunterkunft umfunktioniert wurde. Der lange Abstieg wird uns von einem grandiosen Blick auf die sogenannten Dolomiten von Cuneo versüßt. Umso enttäuschender dann das Bild am Campo Base, das wir von früheren Aufenthalten  deutlich weniger überfüllt und viel gastfreundlicher in positiver Erinnerung hatten. Wie gut, dass wir sowieso noch eine halbe Stunde investieren wollten um bei Diego, “dem Talkoch” in der “Tavernetta di Diego” im netten Weiler Saretto zu logieren. Der Abstieg zieht sich…Sareto-Valle-Maira und dann dieses Idyll! Direkt an der Talstrasse gelegen, auf der es ab spätestens 19 Uhr sowieso keinen Verkehr mehr gibt, lassen wir uns zwischen altem Gemäuer unter einem Schirm in Diegos heimeligen Garten nieder. Wieder einer dieser Orte im Piemont, an denen man sich kaum hingesetzt hat und doch schon “angekommen” ist!
Die Gefahr ist groß es bei diesem Ambiente und Kaiserwetter nicht bis in das gemütliche Kellergewölbe zu schaffen in dem Diego neben der heimeligen Bar auch eine schöne Sitzecke mit (Berg-)lesestoff Sareto-Diego-Mairaeingerichtet hat. Doch spätestens der Ruf zum Abendessen treibt uns dann doch in die Katakomben des alten Natursteinhauses. Und wir sollten nicht enttäuscht werden! Beste piemontesische Hausmannskost… unter vier Gängen geht hier nichts…. und eine wirklich nette “Betreuung”. Sind wir mal froh noch 30 Minuten auf brennenden Sohlen investiert zu haben! Erkunden Sie weitere Touren im Valle Maira!

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter GTA, Italien, Piemont | 4 Kommentare

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