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Über Walserpfade unterwegs zur Alm auf der die Schafe fliegen können

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Unser Ziel ist diesmal die kleinste Region Italiens - das Aostatal. Es bietet mit seinen 130000 Einwohnern und 13 Seitentälern allerdings eine wesentlich größere Vielfalt an bergsportlichen und kulinarischen Möglichkeiten als man von einer “kleinsten Region” erwarten würde. So fällt es uns dann auch schwer zu entscheiden, welche Tour wir als erstes machen sollten und welche der vielen kulinarischen Boxenstopps wir dabei favorisieren sollten. Dann aber hörten wir von dieser Alm mit dem fliegenden Schaf. Wenn das kein Versprechen ist!

pressereise aostatal 09 2025 325 thumb1 Über Walserpfade unterwegs zur Alm auf der die Schafe fliegen könnenAlso auf ins obere Val d’ Ayas! Eines der 13 Täler und sicher eines mit einem der spektakulärsten Talschlüsse. Land, das die Walser ab Ende des 12. Jahrhunderts aus dem Wallis kommend besiedelten und in dem der Monte Rosa mit seiner vergletscherten Südseite zum greifen nah scheint. Noch heute reihen sich fünf pitoreske Walserdörfer, wie eine Perlenschnur am Hang über pressereise aostatal 09 2025 335 thumb Über Walserpfade unterwegs zur Alm auf der die Schafe fliegen könnenSaint Jacques, dem hintersten Dorf im Tal, aneinander. Wir aber hatten fliegende Schafe und kulinarische Köstlichkeiten im Sinn, als wir nach einem nächtlichen Regen in Saint Jacques mit seinen schönen steingedeckten Häusern ankommen. Der Monte Rosa macht sich wetterbedingt rar als wir über saftige Wiesen den rechten Talhang hinaufsteigen. Wie ein Natursteinmosaik sieht das kleine Dorf von oben aus. Ein typischer Anblick in den Aosta”tälern”. Im Aufstieg gewinnen wir auch schnell spannende Einblicke in die typische Walserarchitektur, die mit ihren sonnengegerbten Holzfassaden die

Monte-Rosa-Gletscher-Moräne

Gedanken zurück ins 12. Jahrhundert schweifen läßt. Ein hartes Leben, auf in der Regel drei Etagen, war das wohl damals. Unten das Vieh, quasi als Fußbodenheizung, darüber der Mansch und ganz oben, durch Stelzen, die auf großen kreisrunden Steinplatten stehen, die dadurch gut gegen gefräßige Schädlinge abgesicherten (über-)lebenswichtigen Vorräte.
Über den Weiler Les Droles mit seinen ebenfalls charakteristischen Steinhäusern geht es bergan. Aosta-Ayas-AlmDurch lichten Bergwald schlängeln wir uns auf uralten Walserpfaden immer weiter empor. Leider versteckt sich das 100000$ Monte Rosa Panorama noch immer hinter den Restwolken der verregneten Nacht. Lediglich eine gewaltige Endmoräne einer der vielen Gletscherzungen des Monte Rosa ist zu sehen und lässt die gewaltigen DimensioPressereise Aostatal 09_2025_387nen erahnen, die der Gletscher einst hatte. So erzählt uns dann auch Marco, unser lokalen Begleiter, in leicht wehmütigem Ton, dass er sich noch erinnert, wie der Gletscher vor 20 Jahren noch bis zum Ende der Moräne hinabreichte.

Über herrliche, mit großen Felsblöcken durchsetzte Wiesen nähern wir uns schon der nächsten außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit, der Ru Courtaud, einem ca. 18 Kilometer langen künstlich angelegten Wasserlauf. Ab 1433 haben sich hier die Talbewohner den Wasserreichtum der Gletscherflächen im Talschluss zu nutze gemacht um die trockenen unteren Talregionen nutzbar zu machen. Dieses eindrucksvolle Bauwerk bietet heute die besten Voraussetzungen für eine herrliche Hangwanderung die uns mit nur minimalen Höhenunterschieden weiter talauswärts führt.

Ayas-La-TchavanaDurch lichten Bergwald lassen wir den Blick auf die andere Talseite mit den Walserweilern schweifen, bis sich eine schier endlose Weidefläche vor uns auftut. Zwischen den letzten Bäumen erkennen wir Almgebäude. Nur im Luftraum darüber ist nichts von fliegenden Schafen zu sehen! Also  steigen wir die letzten Meter über die saftigen Wiesen hoch um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.

La-Tchavana-Val-AyasOben angekommen, geht uns sofort das Herz auf. An diesem Logenplatz mit Blick über fast das ganze Ayas Tal hat Roberto Bagnod den Agritourismo La Tchavana erschaffen, der nicht nur eine einzigartige nachhaltige Kreislaufwirtschaft betreibt, sondern auch eines der kulinarischen Highlights der Region ist. Ein Kraftort in gleich mehrfacher Hinsicht!

Pressereise Aostatal 09_2025_444Wir werden bereits erwartet. Von Luca, dem “Chef vom Dienst”, der nur so sprüht vor Liebe für das was er hier täglich tut. Das wird sofort klar, als er uns das Konzept der Alm erklärt und beschreibt, wie hier nichts ungenutzt bleibt La-Tchavana-Aostaund nichts weggeworfen wird. Bei den Ausscheidungen der Tiere angefangen, die in Biogas und damit Energie für die Eigennutzung verwandelt werden, über die Nutzung frischer Wiesenkräuter für die, wie sich noch zeigen sollte, hervorragende Küche, bis hin zur abendlichen Verfütterung der täglich bei der Käseherstellung entstehenden Molke an die hauseigenen Schweine. Oder wie Luca es ausdrückte: “The pigs are happy every evening!”

Auf welchem Nivieau hier Lebensmittel produziert werden, wird schon bei der Begrüßung klar. Luca verwöhnt uns mit einer einzigartigen Kombination aus hausgebackenem Brot und einer Schafsbutter die an Sahnigkeit und Aroma nicht zu überbieten ist. Butterbrot! Und zwar La-Tchavana-Val-Ayas-Aostaeines das lange in Erinnerung bleiben wird! Der Spumante des Hauses, den wir dazu verkosten wird zwar nicht auf La Tchavana produziert, kommt aber doch aus gleichem Hause. Roberto Bagnod, der Patron, hat ein “”Agriimperium” das sich über halb Norditalien erstreckt erschaffen. Da gibt es Landhotels, eigene Reisfelder in der Lombardei, ein Weingut im Piemont und eben Cellagrande am Lago di Viverone, ein ehemaliges Kloster aus dem 12. Jahrhundert, in dem heute unter anderem der Schaumwein erzeugt wird. Alles greift ineinander und so kommt der sensationelle Spumante auf die Alm. Bei so einem Empfang fällt es nicht schwer an diesem herrlichen Ort Wurzeln zu schlagen. Die Gefahr ist groß, dass wir den restlichen Nachmittag bei Schafsbutter, Spumante und bestem Bergpanorama “vertrödeln”.

La-Tchavana-Val-Aosta

Doch Luca ruft zur Ordnung und in die gemütliche Gaststube. Zur Verkostung all dessen was die Alm hervorbringt.  Und plötzlich löst sich beim Blick auf das Logo des Hauses auch das Rätsel mit den fliegenden Schafen!

Ayas-La-Tchavana-LogoBereits die Wurst- und Käseauswahl zum Start hat es in sich. Das Trockenfleisch und der Lardo, ein in Steintrögen mit Salz und Bergkräutern über mehrere Wochen eingelegter Speck, sind eine geschmackliche Sensation. Die Käseauswahl mit Fontina, dem berühmten Käse, der nur im Aostatal produziert wird und Toma, alles in verschiedenen Reifegraden und Aromen, macht klar, dass Luca und Team hier auf höchstem Niveau produzieren. So werden die Tiere morgens und abends gemolken, der Fontina aber wird immer nur aus der Milch einer Melkung hergestellt, da verschiedene StandorteLa-Tchavana-Aostatal der Tiere auf den Morgen- und Abendweiden unterschiedliche Kräuteraromen hervorbringen. Das ist dann schon die hohe Schule der Käserei! Welche Fleischqualität diese Wiesen hervorbringen erleben wir beim Hauptgang mit wunderbarem Lamm- und Salsiccia Ragout das von cremiger Polenta begleitet wird.

La-Tchavana-Aosta-FontinaDoch dann drängt Luca mit dem unwiderstehlichen Charme eines “Überzeugungstäters” zum Aufbruch. Er möchte uns das “Allerheiligste” von La Tchavana zeigen, den Reifekeller für den Käse. Wir steigen hinab in eine “Hochregallager” La-Tchavana-Aosta-1voller Köstlichkeiten. Auf Temperatur gehalten von einem kleinen Wasserfall, reifen hier die Schätze aus Kuh- und Schafmilch. Es ist der höchstgelegene ganzjährig bewirtschaftete Käsekeller Europas (2200m). Luca sprüht vor Leidenschaft, als er von den Details der Käseherstellung und der Kunst immer wieder neue Geschmacksvarianten zu erzeugen erzählt. Da wundert es uns nicht, dass er noch ein ganz spezielle Schmankerl für uns auf Lager hat. Seine Schafsmilcheisdiele! Etwas ungläubig wählen wir unsere Lieblingssorten aus und schmelzen dahin, als wir sie mit Blick über das Val d’ Ayas genießen.

Da fallen Abschied und Abstieg hinunter nach Champoluc schwer. Aber wir haben im Hofladen einige der Köstlichkeiten erstanden, auf dass sie die Sehnsucht nach den fliegenden Schafen mildern, wenn wir wieder im Tal angekommen sind.

Ayas-ChampolucBonustipp: Wer die ganze kulinarische Vielfalt des Aostatals erkunden möchte, wird bei Cofruits, einer Kooperative der Apfelbauern der Gegend, fündig. Die betreibt vier Läden, man könnte auch sagen Genußtempel, und vertreibt dort die ganze Bandbreite der kulinarischen Erzeugnisse dieses “gelobten” Landstrichs auf der Südseite von Mont Blanc, Monte Rosa und Matterhorn!

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Täler | Comments Off

Wo Päpste wandern gehen und nicht nur die Berge zu Höchstform auflaufen!

Aostatal_Rutor_Panorama
Kein Wunder, dass der eine oder andere Pontifex die kleinste Provinz Italiens, das Aostatal, über das wir an dieser Stelle ja bereits mit Begeisterung berichtet haben, regelmäßig für einen Wanderurlaub aufsuchte. Vermutlich ist es diese “göttliche” Kombination aus alpinen und kulinarischen Superlativen die einem als Gast immer mal wieder das Gefühl geben, dem Himmel ganz nah zu sein.

Mont_Blanc_Monte_-BiancoWas liegt da näher als eine weitere Erkundung der Region rund um den höchsten Berg der Alpen zu starten, der hier eigentlich richtiger Weise Monte Bianco heißt. Was mit seinen 4807 Metern wie Musik in den Ohren eines jeden ernsthaften Alpinisten klingt, entfaltet in den Ohren des Wanderers zumindest den Wunsch nach alpinen Traumpanoramen und nach der Erforschung weniger bekannter und daher einsamerer Wege als der zugegebenermaßen eindrucksvollen Tour de Mont Blanc.Aostatal_Mont_BlancDass das Aostatal darüber hinaus, wie sollte es auch anders sein im Dreiländereck Frankreich, Italien, Schweiz, kulinarisch ein gelobter Landstrich ist, blieb natürlich bei unserer Tourenplanung nicht unberücksichtigt. Und dem Papst sind wir dann tatsächlich auch begegnet!

Auf dem Promenadenweg zum Rutor Gletscher
Wir steuern zunächst die “Balconata de La Thuile” an. Ein Höhenweg so ganz nach unserem Geschmack. Hoch über dem Rutor Wildbach geht es über dem gleichnamigen, an der Passstraße zum kleinen St. Bernhard gelegenen Dorf dahin, hinein in ein südwestlich gelegenes, wenig frequentiertes Seitental des Aostatals. Der Name dieses Traumpfades ist Programm. Wie auf einem Balkon geht es Aostatal_Lac-de-Glaciermit 4000er Panorama dahin. Beim Blick zurück bleiben wir immer wieder, vom Ausblick auf den Monte Bianco fasziniert,  stehen und studieren die gewaltigen Gletscher die sich von diesem alpinen Gigant ins Tal wälzen. Abwechslungsreich geht es über schmale Pfade und Blockfelder dahin. Wir bewegen uns in geschichtsträchtigem Gelände. Davon zeugen die Reste der militärischen Befestigungen die uns beim Blick auf die umliegenden Grate immer wieder daran erinnern, das diese Grenzregion auch schon schlimme Zeiten erlebt hat.Aostatal_Rutor_GletscherAn der kurzen Schlüsselstelle, hoch über dem tief grün und blau funkelnden Seeauge des Lac de Glacier, erfordern die Ketten, die unseren “Abflug” hinunter auf den in allen Grüntönen schimmernden Wiesenboden des Pian de la Liere verhindern sollen, unsere volle Aufmerksamkeit. Heiße Luft unter den Sohlen und ein Traumpanorama vor Augen! Was dann folgte, sollte unseren Adrenalinspiegel allerdings noch weiter in die Höhe treiben! Hinter einer Felskante taucht er plötzlich auf, in strahlendem Weiß, der unterhalb der 3486m hohen Testa del Rutor gelegene Rutor Gletscher. Mit seinen 9,5 Quadratkilometern speist er die dreistufigen Rutor  Wasserfälle und eine Vielzahl wunderschöner kleiner Seen an seinem Fuß. Aostatal_Rifugio_DeffeyesDass er in der Vergangenheit schon ganz andere Ausmaße hatte, wird beim Blick in die Geschichtsbücher klar. Im 15. und 16. Jahrhundert kam es mehrfach zu Aufstauungen durch einen Damm auch Eis und Geröll dessen Durchbruch immer wieder schwere Verwüstungen im Tal anrichtete.  Von diesen Naturdramen und der Furcht der Menschen davor zeugt noch heute die Capella di Margherita die in der RiFugio_DeffeyesNähe des Rifugio Alberto Deffeyes, unserem heutigen Tagesziel, auf knapp 2500m errichtet wurde um die Naturgewalten zu besänftigen. Ob die Kapelle die gewünschte Wirkung entfaltet hat, wissen wir nicht. Dass der Klimawandel den Gletscher “entschärft” hat ist allerdings, wie vielerorts in den Alpen, deutlich sichtbar.

Gletschertraum mit Mont Blanc Blick!
Der Morgen vor dem Refugio Deffeyes ist frostig. Rauhreif überzieht die Tische aus grobem Holz, die vor der Hütte dazu einladen das 180 Grad PanoramaTesta-de-Rutor_Gletscher des Rutor Gletschers im warmen Licht der Morgensonne zu bewundern.  Dieser Ausblick zieht uns unweigerlich bergwärts, in eine herrliche Seenlandschaft die die Zungen des Rutorgletschers über Jahrtausende hinweg geformt haben. Immer wieder entdecken wir neue Landschaftsbilder, die sich in der spiegelglatten Oberfläche der Seen vervielfachen. Aosta_RutorWas für ein Auftakt unseres Abstiegstages dessen weiterer Verlauf nicht minder eindrucksvoll werden sollte! War doch die Rückkehr ins Tal entlang der dreistufigen Rutor Wasserfälle geplant. Unser Weg führt hinab auf den Pian de la Liere, eine Almfläche die man nur als Idyll bezeichnen kann. Fast kitschig, dieses Bild von hunderten Schafen, die am Ufer des tief grünen Seeauges ihr Frühstück einnehmen.Aostatal_La-Thuile Gefühlt nähern wir uns diesem Kraftort aus der Vertikalen. Es stellt sich im Abstieg fast das Gefühl ein man sei mit dem Helikopter auf dem Weg ins Tal. Die Kniegelenke erinnern uns dann aber sehr schnell daran, das das nur eine Sinnestäuschung sein konnte!

Gletscherabsturz über drei Kaskaden!
Man kann es kaum anders bezeichnen, was das Schmelzwasser des Rutor Gletschers da anstellt. Rutor_Wasserfaelle_Panorama Mit Urgewalten schießen die Wassermassen über mehrere Felsstufen zu Tal und lassen uns mal wieder spüren welch mickrige Gestalten wir Menschen doch sind, wenn wir uns in grandioser Natur bewegen. Rutor_Wasserfaelle_AostaUnd die kommt an den Wasserfällen nicht nur in flüssiger Form daher, sondern auch als Fels und Eis. Und zwar beim Blick in die Runde der 4000er Kette links und rechts des Mont Blanc. Endlich zeigt sich mit der Grand Jorasses  ein weiterer Bergriese (4208m) an dem Alpingeschichte geschrieben wurde! Mont_Blanc_Grand_Jorasses_PDiese beeindruckende Szenerie begleitet uns beim Abstieg durch den lichten Nadelwald bis ins Tal. Der zieht sich allerdings durch das viele Schauen und Staunen doch etwas in die Länge… und warum kommt uns dabei nur immer wieder Yosemite in den Sinn?

mont blanc gipfelpanorama Wo Päpste wandern gehen und nicht nur die Berge zu Höchstform auflaufen!

Kulinarische Genüsse mit 4000er Blick!
Unten angekommen, wollen wir natürlich auch die kulinarische Vielfalt des Aostatals und seiner Seitentäler nicht verpassen. Als echter “Genußtempel” erweist sich das Ristorante Pepita in Entrèves.   Was Patron und Chefkoch Mauro in dem von außen unscheinbaren Restaurant auf den Tisch bringt ist einfach nur sensationell. Lardo_AostatalSchon die Antipasti mit duftendem Prosciutto aller Arten sind ein echtes Geschmackserlebnis. Vom herrlichen Lardo, einem in Steintrögen mit Kräutern marinierten Speck, ganz zu schweigen. Auch wenn die schneeweißes Scheiben nicht jedermanns Sache sind, so ist es doch für den Liebhaber eine Geschmacksexplosion das weiße Gold auf der Zunge schmelzen zu lassen.Aostatal_Antipasti Glücklicherweise sind wir in Italien, wo die Primi Piatti  nicht lange auf sich warten lassen. Wer möchte da schon “Nein” sagen, wenn Mauro mit auf einer Pesto angerichteten und mit köstlichem Auberginenmousse gefüllten Tomaten lockt. Richtig, niemand!
Aostatal_Risotto_Steinpilze So kommt zum Berggenuss schließlich auch noch der Hochgenuss eines mit Spumante und Steinpilzcreme aromatisierten Risottos, für das kein Weg zu weit ist. Und wir dachten, wir haben an diesem gastlichen Ort schon alles erlebt. Von wegen! Die hausgemachten Tagliolini mit Trüffel katapultieren uns endgültig in kulinarische Höhen, die , gemessen an Bergen, sicher die 4000er Marke deutlich übersteigen.Trueffel_Tagliolini_Aosta Wir entscheiden uns trotz dieses kulinarischen Feuerwerks gegen den Hauptgang und gehen gleich zum Dessert über… und das hat es auch in sich.

In La Thuile erwartet uns Stefano Collomb, einer der besten Chocolatiers Italiens. Stefano hat es mit dem Familienbetrieb, den er in zweiter Generation führt, in den Olymp der Kulinarik geschafft. Immerhin wurde seine kleine Schokoladenmanufaktur kürzlich zu einem der 100 besten Genussorte Italiens gekürt! Stefano_Collomb_AostaWenn man ihn dann in seiner bescheidenen Art live erlebt, wenn er von seinen Lehrjahren in Belgien und Frankreich erzählt und seine Kreationen mit Rosenblättern, Lavendel, oder Wacholder erläutert und die Quellen seiner Genüsse, wie zum Beispiel die besten Haselnüsse aus dem Piemont, oder die aromatischsten Pistazien aus Sizilien preisgibt, erkennt man sofort, dass hier nicht der Kommerz im Vordergrund steht, sondern pure Leidenschaft. Nicht nur in Bezug auf die Verkostung dessen was Stefano für uns vorbereitet hatte, sondern auch menschlich ein besonderer Moment! Als Stefano dann seine Haselnusscreme hervorholt, wird endgültig klar, dass das absolut nichts, aber auch gar nichts mit dem global vermarkteten Industrieprodukt der Erfinder der “Piemontkirsche” zu tun hat!
Wen wundert es da, dass wir im Himmel der Genüsse auf den Papst treffen!? In Form einer reich verzierten Dankesurkunde hängt sein Konterfei an der Wand in Stefanos bescheidenem Laden. Ob ihn wohl eine himmlische Eingebung hierher geführt hat?

Mont Blanc by unfair means!
Achja, da war ja noch etwas. Wir wollten ja die höchsten Berge der Alpen bezwingen. Wenn schon nicht zu Fuß, dann zumindest mit Hilfe eines beindruckenden Stücks Technik, das wir sonst eher zu vermeiden suchen. 

Courmayeur_Mont_Blanc

Courmayeur im Talschluss des Aostatals, kurz vor dem Schlund des Mont Blanc Tunnels gelegen, ist der perfekte Ort um die 4000er mit der Seilbahn zu erkunden. Das charmante Alpenstädtchen liegt eindrucksvoll, umgeben von den mit ewigem Eis überzogenen Gipfeln, in der Abendsonne als wir durch die Fußgängerzone schlendern. Immer wieder müssen wir den Kopf in den Nacken legen um das sensationelle Panorama zu bestaunen, auch wenn uns das Kaiserwetter an dieser Stelle leider verwehrt bleibt.Courmayeur_BergfuehrerAm eindrucksvollen Hauptquartier der “Societa delle Guide”, der Bergführervereinigung, das auch ein sehenswertes Alpinmuseum beherbergt, halten wir kurz an den Gedenktafeln für die verunglückten Guides inne. Da wird einem sehr schnell schmerzlich bewusst, dass Bergfuehrer_Courmayeursich an der Wiege des Alpinismus, rund um den Mont Blanc, eben nicht nur alpine Erfolge sondern auch Dramen abspielten und abspielen. Die Vereinigung der Bergführer von Courmayeur, nach Chamonix die zweitälteste der Welt, hat hier, wie die Gedenktafeln belegen, auch so manches Opfer beigesteuert.

Ist denn schon wieder Himmelfahrt?
Man könnte es fast glauben! Etwas “angegruselt” von den Opfern der Berge machen wir uns auf den Weg zur “Skyway Monte Bianco”, einer beeindruckenden Seilbahn mit rotierenden Glaskugelgondeln.

Sky_Way_Mont_Blanc

Vier Sommer und 120 Millionen Euro später und schon ist die alte Aufstiegshilfe durch die neue mit High Tech Antrieb, beheizten Gondelfenstern, live Kamera am Unterboden der Kabinen und der mit 110 Metern höchsten Seilbahnstütze weltweit,  ersetzt! 2200 Höhenmeter in Rekordzeit… der Kreislauf bedankt sich! Punta_HelbronnerUnd dann das: Die architektonisch im besten Wortsinne durchgestylte Bergstation an der Punta Helbronner, auf 3466m, mit ihrer 360 Grad Aussichtsplattform, liegt in den Wolken! Offensichtlich hat der päpstliche Segen dann doch nicht ganz gereicht…
Trotzdem genießen wir den Aufenthalt in dieser einzigartigen Umgebung und den kurzen dramatischen Blick auf die bizarren Bergspitzen und Gletscher, die uns der Wettergott dann doch noch gewährte. Helbronner_Mont_BlancAber was wäre solch ein Ort ohne eine Genußkomponente?! Das hat auch die Cave Mont Blanc erkannt. Das Weingut produziert hier jährlich 1200 Flaschen Spumante. Nach der Champagner Methode ausgebautCave_Mont_Blanc und in der Mittelstation der Skyway auf knapp 2200 Metern 24 Monate gereift, ist das ein ganz besonderer Genuss, der in der dünnen Höhenluft neben geschmacklichen Höhenflügen auch sonst seine Wirkung nicht verfehlt! Wie mag das erst gewesen sein, als zu Beginn der Kooperation der Weinkellerei mit den Bergführern von Courmayeur 2009 die erste Flasche des “Cuvee des Guides” auf dem Gipfel des Mont Blanc mit dem Eispickel geköpft wurde? Sky_Way_Monte_BiancoWir müssen es wohl nicht erwähnen… als wir leicht beschwingt (von der dünnen Luft!) wieder gen Courmayeur hinab schweben, planen wir bereits unsere Rückkehr… und dann mit diesem Ausblick, den die Panoramawebcam an “guten” Tagen verspricht:

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Täler | 147 Kommentare

Auf dem großen Walserweg…. ohne Plan, aber dafür mit Traumpanorama: Rifugio Alpenzu und der beste Blick auf den Monte Rosa!

Monte-Rosa-Blick-AlpenzuWalserland! Geschichtsträchtig ist sie, die Gegend im Norden des Aostatals, rings um Gressoney St. Jean. Aber wir sind nicht nur auf der Suche nach Geschichte, sondern auch nach Bergpanoramen erster Klasse und kulinarischen Erlebnissen die nach der Tour dafür sorgen, dass die “Schmerzen” des Tages schnell gelindert werden und dass sich die einzigartigen Eindrücke die hier an jeder Ecke lauern im Genusszentrum des Gehirns “einbrennen”.
Wie sich zeigt, sind wir mal wieder richtig… Alpenzu-Gressoney-St-Jeaneinige Kilometer nördlich von Gressoney St. Jean. Direkt neben der Talstraße beginnt der leichte, gut einstündige Aufstieg nach Alpenzu, einem wundershönen Walserdörfchen (Die Walser, wer sind die eigentlich? ) auf ganzen 1779 Metern. Bereits um das Jahr 1200 finden die 13 Walserhäuser ihre erste urkundliche Erwähnung. Und noch heute trohnen sie, jüngst liebevoll renoviert, auf einer herrlichen Wiesenterrasse über einem Talschluß der seines gleichen sucht. Der Blick reicht talabwärts bis über Gressoney St. Jean gen Süden und, noch spektakulärer, in Richtung Norden bis zum Talkessel hinter Monte-Rosa-MassivGressoney La Trinite. Letzterer hat es in sich! Über Viereinhalbtausend Meter ist er hoch, der in der Sonne gleissend weiss strahlende Riegel des Monte Rosa Massivs, der mit Lyskamm und Vincent Pyramide die Grenze zwischen der Schweiz und Italien bildet und das Tal abrupt nach Norden hin abschottet. Welch ein phantastisches Naturschauspiel ist es doch  hier die Wolkenformationen die die Gletscher und Grate umspielen zu beobachten und gleichzeitig das heimelige Rifugio Alpenzu in Wurfweite zu wissen. Mitten in einer saftig grünen Almlandschaft ist es gelegen. Die ist geprägt durch die von der Sonne überAlpenzu Jahrhunderte geschwärzten Walserstadel. Und immer hat man das Gefühl, dass man nicht enttäuscht wird, wenn man sich auf ein Glas Wein oder ein mehrgängiges Menue hier niederläßt. Und tut man das auf der Terrasse des Rifugio Alpenzu reisst noch nicht einmal der Blickkontakt zu den großen Gipfeln des Alpenhauptkamms ab!
Ok, ohne Stärkung am Mittag kommen wir mal wieder nicht an der Hütte vorbei. Wir sollten es nicht bereuen! Aber das Highlight des Tages ist unsere Verabredung mit Carlo, unserem Bergführer, derBergfuehrer-Carlo uns heute weniger über alpine Herausforderungen hinweghelfen wird, sondern vielmehr in die Kultur und Geschichte des Tals und der Almregionen die von den Walsern erschlossen wurden, einweisen wird. Weit gereist ist er. Heliskiing in Kamtschatka… mit Kunden. Und als er vom längsten Inlandsflug der Welt erzählt, den er bei der Anreise über Russland hinter sich gebracht hat, wird im Tonfall und zwischen den Zeilen schnell klar wo sein Herz zu Hause ist! Weit entfernt von Alpenzu jedenfalls nicht! Carlo begrüßt uns in fließendem Englisch… “This is the plan for today:…… and we will change it ten times, we are in Italy!” Alpenzu-Wiese Damit ist klar, dass der Nachmittag flexibel gestaltet werden wird, mit einem atemberaubenden Monte Rosa Blick als einzigem verlässlichen Fixpunkt auf unserer kleinen Rundtour auf dem großen Walserweg. Und als Carlo zum besten gibt was er von Plänen hält: “ I am always happy, when I have NO plan!” wird endgültig klar, dass wir uns ohne Widerspruch in seine erfahrenen Hände begeben sollten und einfach das was den Nachmittag über auf uns zukommt, genießen sollten…ganz ohne Plan! Und was Rifugio-Alpenzuuns erwartete war eine kleine aber feine dreistündige Tour von Alpenzu hinauf zu einigen verlassenen Almen und dann einen Saumpfad entlang der, immer den Monte Rosa im Blickfeld, schließlich im wilden “Freestyleabstieg”, weglos über steile Wiesen, wie durch ein Wunder (Carlo!) auf dem allseits bekannten großen Walserweg mündete. Ab da hatten wir quasi “gefühlt” wieder die Zivilisation erreicht. Wenn auch eine über achthundert Jahre alte! Ohne große Höhenunterschiede schlängeln wir uns den Hang entlang, von Walseralm zu Walseralm, zurück in Richtung Alpenzu, nicht ohne dass Carlo uns mit einigGressoney-Talen lokalen Kuriosa beglückt. Oder waren Sie schon mal auf einer Alm auf der ein Schweizer Professor mit seinen 17 Katzen gehaust hat? Im warmen Abendlicht erreichen wir das Rifugio Alpenzu in freudiger Erwartung der Fortsetzung der kulinarischen Highlights die wir schon Mittags testen durften. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Ehrliche aostataler Kochkunst mit allem was Küche und Keller hergeben. Auch Carlo geniesst das Abendessen sichtlich. Bei aller Freude über den genialen Tag werden wir dann aber doch noch nachdenklich als wir den Vorsitzenden der Walsergemeinschaft von Walser-Gressoney-St-JeanGressoney kennenlernen, der sich zu uns an den Tisch gesellt. Die architektonischen Relikte der Walserkultur durften wir ja schon staunend zur Kenntnis nehmen. Und auch über die Sprache hatten wir schon einiges gehört, sei es im Tessin oder hier, südlich des Monte Rosa. Aber wie bedroht diese Kultur ist war uns nicht klar. Erst die etwas bedrückteWalser-Kinder-Gressoney-St-n Erzählungen des “Walserchefs”, der selbst noch kleine Kinder hat, machen klar, dass die Kultur und die Sprache wohl über die nächsten zwei bis drei Generationen aussterben wird, so die Einschätzung aus berufenem und betroffenem Munde. Allerdings sei auch erwähnt, dass wir am nächsten Tag mit Begeisterung die Walserprozession in Gressoney St. Jean miterleben durften. Dabei wurde überdeutlich, dass die “Alten” zumindest alles unternehmen um die “Jungen” bei der Stange zu halten”!

Alpenzu-Gressoney-info Alpenzu-Antipasti
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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Italien, Täler | Keine Kommentare

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