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3500 km² “Terra Incognita”….mitten in den Alpen! Oder kennen Sie etwa den Sentiero delle Orobie in den Bergamasker Alpen?

Anflug-Bergamo Es ist schon erstaunlich wie konsequent das Hinterland der Lombardischen Provinzhauptstadt Bergamo, die Alpi Orobie, in der deutschsprachigen Alpinliteratur bis zum heutigen Tag ignoriert wird. Vergleichsweise aufwändig gestaltet sich daher auch die Planung unserer Tour auf dem “Sentiero delle Orobie Orientale”. Nie gehört? Sie befinden sich in guter Gesellschaft! Genau dieser “Terra Incognita” Aspekt macht für uns den Reiz aus, diesen Weg zumindest teilweise zu begehen. In einer guten Wanderwoche erschließt er die eParco-delle-Orobieindrucksvolle Bergwelt am Ende der sich fächerförmig von Bergamo nach Norden  ziehenden Täler Valle Brembana und Valle Seriana. Ein wunderschönes Gebiet, zwischen Comer See und Iseo See, das obwohl nördlich des Alpenhauptkamms unbekannt, doch bestens durch Hütten und Verkehrsinfrastruktur in den Tälern erschlossen ist. So fragen wir uns auch zunächst, ob eine Bergtour von oben beginnen kann? Es geht tatsächlich!

Piazza-BrembanaPer Flugzeug überqueren wir die Alpen bei Kaiserwetter. Schon die Ankunft im schön auf einem Hügel trohnenden Bergamo beweist, dass eine Bergtour auch “von oben” und sogar mit einem Cappuccino beginnen kann. So ganz nach unserem Geschmack…. Das sehr gut ausgebaute Bussystem, das die Täler im Norden erschließt, erinnert sehr an die Schweizer Postbusse. Und die Präzision mit der es funktioniert kommt uns schon fast etwas “un-italienisch” vor. Doch die Italienklischees sollten noch weiter strapaziert werden.  So erwartet uns im Vorbeifahren ein weiteres Urgestein der Italiensehnsucht, San Pellegrino Terme, mit Roncobelloseinem gleichnamigen Mineralwasser, das gestapelt zu gigantischen Bergen gelber Plastikkisten einen grellen Kontrast zur üppig grünen Bergwelt ringsum bildet. Auch das örtliche Grandhotel hat schon bessere Zeiten gesehen. Immer schmaler werden schließlich die Sträßchen, die sich ins Gebirge winden. Und immer italienischer die Dörfer. Nach einem in Piazza Brembana mit  Schweizer Präzision vollzogenen Wechsel der Buslinie, spuckt uns schließlich der örtliche Nahverkehr in einem Schmuckstück dieser Art aus. Roncobello heißt es. Aufstieg-von-RoncobelloUnd der Name ist Programm. Langestreckt schmiegt sich das “schöne” Ronco an den Sonnenhang eines kleinen Seitentals des Valle Brembana. Genau der richtige Startpunkt um sich mediterran inspiriert für einige Tage in die “Terra Incognita” zu verabschieden. Zuvor fassen wir noch an einem der schönen Dorfbrunnen italienisches Mineralwasser, “Roncobello Terme” sozusagen.  Und nach einem leider unvermeidlichen 20 minütigen Marsch auf einem Fahrsträßchen schlagen wir uns endlich auf einem grün überwucherten Saumpfad in die Berge.

Capanna-2000-v1 Die Capanna 2000 ist unser heutiges Ziel. Nicht direkt am Sentiero Orobie gelegen, aber dennoch ein guter Stützpunkt für den Einstieg von Süden. Auf schmalen Pfaden windet sich der Weg an der Westflanke des 2512m hohen Pizzo Arera entlang. Und es ist nicht irgendein Weg auf dem wir unterwegs sind: Es ist der “Sentiero dei Fiori”, der Blumenweg. Und das ist kein übertriebenes Versprechen irgendeines Tourismusmarketingmanagers, sondern die pure Wahrheit. Eine solch geballte Blumenpracht haben wir wohl auf unseren Touren noch nie gesehen. Wo man andernorts einige schöne Arten findet, die eher vereinzelt auftreten, erstreckt sich auf dem Blumenweg die Pracht über ganze Hänge. Von der unglaublichen Artenvielfalt, die uns auch die nächsten Tage begleiten sollte, wird an dieser Stelle ebenfalls noch zu berichten sein!

Capanna-2000 Als wir die Südflanke des Pizzo Arera erreichen erwischt uns auf den letzten Metern noch eine Gewitterfront. Im fahlen Licht vermuten wir schon schlimmes, als auf einer Gratrippe ein unwirtlicher Betonklotz auftaucht. Soll das unser Tagesziel sein? Sieht im trüben Abendlicht eher wie ein Bunker aus! Das Rätsel sollte sich schnell klären, als wir näher kommen. Die Überreste einer Seilbahnstation aus “besseren Zeiten” haben uns in die Irre geführt. Die Capanna “Due Mila” liegt 200 Meter dahinter in einer Senke am Hang. Was für ein Glück. Die Nacht im Bunker bleibt uns erspart und wir tauschen Sie ein gegen ein Bett in einer nett bewirtschafteten Hütte mit schöner, leider bei dem Wetter nutzlosen Aussichtsterrasse.

Capanna-2000-Abendessen Capanna-2000-Pizzoccheri

Aber wir sind schließlich in Italien, da war vorhersehbar, dass uns das mehrgängige Abendessen für den Regen entschädigen wird. Schnell dampft frisches Gemüse auf den Tischen und die Pizzoccheri, Buchweizen “Spätzle” mit Wirsing, Kartoffeln und Käse, das nahe Veltlin lässt grüßen,  lassen erst gar keine Trübsal aufkommen! Und sogar für das  italienische “Zwiebackfrühstück” hHuettenstempel-Capanna-2000at man hier ein Konzept gefunden das den Schmerz lindert. Eine sensationelle gemischte Wurst- und Schinkenplatte mit Coppa, Salami und allem was die umliegenden Täler sonst so hergeben. So machen wir uns also top gestärkt am nächsten Tag auf zum schön gelegenen Rifugio Laghi Gemelli. Doch dazu an dieser Stelle mehr!

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Italien, Lombardei | 3 Kommentare

Landschaftlicher Luxus und kulinarische Versuchungen pur! Unterm Biancograt von der Coaz zur Tschierva Hütte.

Biancograt-FoehnwolkenSchon das morgentliche Zähnepuzzen in der Coaz Hütte ist ein Erlebnis! Der Blick schweift dabei nämlich der Länge nach über das gesamte Val Roseg und den direkt unter der Hütte liegenden langgezogenen Gletschersee, den Lej da Vadret. Von den eisgepanzerten Gipfeln des Bernina Massivs ganz zu schweigen! Die Nacht in den trapezförmigen (!) Lagern dieser “Designerhütte”, über die wir hier bereits berichteten, haben wir bestens überstanden. Der sensationelle Ausblick auf beinahe die Val-Rosegggesamte Route des heutigen Tages sorgt dafür, dass das Frühstück kurz ausfällt. Wir wissen nicht recht, worauf wir uns am meisten freuen sollen: Den beeindruckenden Weg durch die Moränenlandschaft des Val Rosegg, die Pause am feinen Sandstrand des Gletschersees, die abenteuerliche Überquerung des Gletscherflusses mit Hilfe einer Seilbrücke, oder etwa das legendäre Dessertbuffet am Hotel Roseggletscher? Erlebnismäßig reichen diese Sehenswürdigkeiten sicher für weit mehr als einen Wandertag der Superlative! Und soviel ist sicher: Am Abend werden wir in einer weiteren dieser eigenwilligen SAC Hütten übernachten, die aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen sind. Aber eins nach dem anderen….

Lej-da-VadretDer Abstieg führt uns zunächst gemächlich und fast eben ein Stück zurück Richtung Forcla Surlej. Gefühlte T 0,5 gemäß der von uns spontan nach unten erweiterten Schwierigkeitsskala des SAC. Doch der Weg wir schnell anstrengender beim Abstieg Richtung Lej da Vadret. Wie ein milchig graues Band liegt der ca. 1,5km lange, sogenannte Zungenbeckensee unter uns, während wir in dem mit Blöcken durchsetzten Hang aus Gletscherschutt schnell an Höhe verlieren. Ein feiner Sandstrand auf 2160m Höhe erwartet uns! Hier fließt er also zu Tal, der Roseggletscher, der an der Coaz Hütte noch zum greifen nah war. Kaum vorstellbar, dass er sich noch bis 1934 zwei Kilometer weiter talauswärts mit dem Tschiervagletscher Val-Roseg-Seilbahn-1vereinigte! Was geblieben ist, ist eine gigantische Moränenlandschaft und der seit 1954 existierende See. Der entstand als sich der Gletscherbach nach starken Niederschlägen ein neues Bett suchte und von der Mittelmoräne aufgestaut wurde. Von diesem perfekten Rastplatz können wir uns nur losreißen weil uns schon das nächste Highlight erwartet. Die Überquerung des reißenden Gletscherbachs per Seilbrücke. Diese befindet sich unterhalb der Moräne des Tschiervagletschers, wenn man den Weg bei einer gelb/schwarzen Metallstange am Wegesrand nach rechts verlässt. Hier steht nun eine der schwierigsten Entscheidungen des Tages an: Abenteuerlich über den Bach und dann in der Fallinie hoch zum Zustieg zur Tschierva Hütte, oder doch talauswärts bis zum Hotel Roseggletscher mit seinem sensationellen Desserbuffet? Irgendwie war es vorher Huettenstempel-Tschierva-Huklar. Der geist war willig , aber das Fleisch war schwach. Also Dessertbuffet! Das will allerdings hart erarbeitet sein. Nein, nicht alpinistisch, sondern eher durch eine hohe Toleranzschwelle für gegenüber den Alpinausflüglern, die diesen Ort zum Tagesprogramm erkoren haben. Aber die frischen Heidelbeeren nach den Tagliatelle mit Pfifferlingen entschädigen für einiges!

Tschierva-HuetteWir verlassen den betriebsamen Ort und steigen zunächst durch herrlichen Lärchenwald auf. Der Weg gewinnt schnell an Höhe und mündet schließlich direkt auf den Kamm der gigantischen Seitenmoräne des Tschiervagletschers. Direkt über uns steigt die scharet Schneide des Biancograt bis auf 4049m in den stahlblauen Himmel. Was für ein Panorama! Da vergisst man dann schon mal, dass der Weg auf dem Moränenkamm nur 30cm breit ist und die Moräne rechtsTschierva-Huette-1 extrem steil abfällt. Wir bleiben also besser stehen, als wir den majestätischen Gipfelaufbau der Schneekuppe (3918m) bewundern, die das Panorama auf der anderen Seite des Gletschers vervollständigt! Am Ende des Aufstiegs erwartet uns eine weitere skurile SAC Hütte. Die altehrwürdige Chamanna TschiervaTschierva-Huette-Anbau mit ihrer trutzigen Steinbauweise wurde als Resultat eines Architektenwettbewerbs und mit einer Investition von 1,65 Millionen Franken um einen “stylischen” Kubus erweitert. (Mehr zum Umbau) Komplett mit Lärchenholz verkleidet setzt dieser Hüttenwürfel einen interessanten Akzent in der sonst auf dieser Höhe von Fels und Eis geprägten Hochgebirgslandschaft. Der St. Moritzer Architekt Hans-Jörg Ruch hat auch innen minimalistische Designarbeit geleistet. Kein Detail der schlichten Inneneinrichtung mit ihren glatten Holztischen lenkt vom phantastischen Gletscherpanorama ab, das über die riesigenTschierva-Huette-Anbau-nach Panoramafenster fast über 360 Grad einsehbar ist! Man muss es mögen, aber einzigartig ist es schon, was da an einigen Stellen in den Schweizer Alpen steht. Und wer mehrere derartige “Designhütten”, wie zum Beispiel auch die Cristallina Hütte im Tessin besucht hat, kann sich bald einer gewissen Faszination dieser Kontraste nicht mehr entziehen.

Erkunden Sie die Tour zur Coaz Hütte!

…und hier geht es zum von uns empfohlenen Wanderführer und zur besten Landkarte für das Engadin:

     

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Schweiz, Täler | 1 Kommentar

Wo ist die beste Aussichtsloge über dem Lago Maggiore? Das Alpetto di Caviano kommt sicher in die engere Auswahl!

Zugegeben, der Panoramablick auf den Lago Maggiore und die Tessiner Alpen ist in der Regel immer ein Traum. Diesmal aber wollten wir uns eine neu Perspektive von den grünen Bergen auf der alpinistisch eher “benachteiligten” Ostseite des Sees gönnen. Und mit dem wunderschön gelegenen und liebevoll hergerichteten Alpetto di Caviano sind wir auch prompt fündig geworden. Alpetto-CavianoSchon das Dörfchen Caviano, das einhundert Meter über der Straße am Ostufer, gegenüber den Brissago Inseln trohnt, stimmt uns auf eine eindrucksvolle Tour in mediterran geprägtem Ambiente ein. Die engen vCaviano-mit-Gridoneerwinkelten Gässchen des auf 300m gelegenen  Ortes laden zum verweilen ein. Und wenn es nicht gerade acht Uhr morgens gewesen wäre, wären wir auch sicher nicht ohne kulinarischen Boxenstopp an der  schönen Aussichtsterrasse des örtlichen Ristorante vorbeigekommen.  So aber beginnen wir umgehend den 1000 Meter Aufstieg, zunächst durch die steilen Gässchen von Caviano. Oben erwartet uns ja schließlich ein Tessiner Traumpanorama! Die Namen der Häuser sind Programm. Wo eineCasa-La-Palma “Casa La Palma” steht lassen auch palmengesäumte Wege nicht lange auf sich warten! Die Palmen werden schnell zu Buchen und sorgen dafür, dass wir beim steilen Aufstieg über die toll angelegte Mulattiera aus Gneis nicht noch mehr ins Schwitzen geraten als ohnehin schon. Die Qualität und die Breite dieses mit großen Steinblöcken gepflasterten Weges deutet einmal mehr klar darauf hin, dass er früher die Lebensader einer wichtigen Almsiedlung war. Und genau so ist es auch im Falle des Almdörfchens auf den Monti di Caviano, das wir Aufstieg-Cavianaonach eineinhalb Stunden steilen Aufstiegs erreichen. Hier öffnet sich der  Wald. Der Wanderer betritt eine eindrucksvolle Anlage von akkurat gestuften Wiesenterrassen, die einen herrlichen Blick auf das Schweizer Becken des Lago Maggiore und die dahinter liegenden Tessiner Alpen freigeben. Die etwa 30 Häuschen der in einer Wiesensenke gelegenen Siedlung Cento Campi (Hundert Äcker, der Name ist auch hier wieder Programm!) werden zwar fast ausnahmslos als Wochendenquartiere genutzt, ohne dabei aber ihren Charme verloren zu haben. Monti-di-Caviano-StrohdaechUnd die Lage macht, wie immer bei Immobilien, den Unterschied! Im Weiler gibt es ein interessantes Relikt der Tessiner Baukultur zu sehen.  Eine mit Roggenstroh gedeckte Hütte die, schön restauriert, einen Einblick in diese für das Tessin heute ungewöhnliche Art der Dachkonstruktion liefert. Die Granitdächer sind hinreichend bekannt. Hier hingegen lässt sich noch “architektonisches Neuland” entdecken, das allerdings am oberen Lago Maggiore früher weit verbreitet war und heutzutage nur noch in Cento Campi zu bewundern ist.

Brissago-InselnImmer eindrucksvoller wird der Blick, je höher man steigt. Die Brissago Inseln “schwimmen” im tiefblauen See fast tausend Meter unter uns und darüber trohnt der Gridone, einer der schönsten  Aussichtsgipfel des Tessin! Über eine steile Wiese hinauf geht es schließlich die letzten Meter empor zu den beiden Hütten des auf 1255 Metern gelegenen Alpetto di Caviano. Schon die gepflegte Außenanlage, mit Holztisch und Bänken, lässt für das Innere nur Gutes erwarten. Und so ist es dann auch. Schön renoviert und liebevoll ausgestattet, bis hin zum offenen Kamin, fehlt es hier dem Wanderer an nichts was man für eine eindrucksvolle Selbstversorgerübernachtung mit Lago Maggiore Blick benötigt.

Apetto-Caviano-Panorama-Nor Apetto-Caviano-Panorama

Die Panoramaterrasse vor den beiden Alphütten ist einer dieser Kraftorte, von dem sich loszureißen gar nicht so einfach ist. Das gilt insbesondere dann, wenn sich bei gutem Wetter, beim Blick über die zum greifen nahe italienische Grenze südlich des Gridone, das sensationelle Panorama der vergletscherten Monte Rosa Ostwand am Horizont auftut.

Erkunden sie das Panorama vom Gipfel des Gridone (Video).

Zu weiteren wunderschönen Touren rund um den Lago Maggiore.

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Lago Maggiore, Schweiz, Tessin | Keine Kommentare

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