Aus dem einsamen Savogno kommend, schafft es Chiavenna schnell trotz, oder gerade wegen seines kleinstädtischen Charakters und der mediterranen Betriebsamkeit einer unserer Lieblingsorte südlich des Alpenhauptkammes zu werden. Schon der Weg entlang der Mera vorbei an Gletschermühlen und schönen Weingärten läßt die Erwartungen an einen romantisch mediterranen Ausklang der Tour steigen. Die Palmendichte steigt sprunghaft an und selbst mit Brettern vernageltes altes Gemäuer erzeugt sofort wieder dieses spezielle “Südgefühl”. In der Zona Pedonale reihen sich malerische Winkel und schöne, aber unbekannte Plätze aneinander. Auch wenn einen dann schon mal ein Stilbruch mit voller Wucht ins reale Leben zurückholt, wie z.B. die zum Supermarkt umfunktionierte kleine Kirche in der Nähe der Albergo “Flora”, welche übrigens zweckmäßig und günstig, aber sonst keiner besonderen Erwähnung wert ist. Unser Abendprogramm sieht daher auch ein Dinner in einem der typischen kleinen Restaurants vor, die sich in der Nähe der Mera, oder hoch über dem Fluß gruppieren.
Der Klassiker sind natürlich die “besseren” Etablissements, die eine Terrasse hoch über dem felsigen Flussbett zu bieten haben. Das wirkt sich dann aber schon mal negativ auf die Touristendichte aus und führt zu nordländischer Hektik, etwas, was wir zum Abschluß unserer traumhaften Tour sicher nicht suchen. Aber einige Schritte weiter jenseits des Flusses naht Rettung! In der Via Cerletti kehren wir beim Waldmensch von Chiavenna ein. Genauer gesagt davor. An der Minipiazza vor der Trattoria “Uomo Selvatico”, mit ihren 3 Tischen im Freien und der kleinen Kirche als Kulisse im Hintergrund ist kein Vorbeikommen! Und das obwohl der bärtige Waldmensch, der im Wappen des Hauses aus dem Unterholz hervorbricht schon etwas grimmig dreinschaut……..
Der Name ist Programm. Bodenständige lombardische Küche mit einem Schwerpunkt auf den Früchten des Waldes. So überraschte es nicht, dass das hervorragende Menue mit einer Pasta del Bosco beginnt. Die Tagliatelle mit Steinpilzen machen Lust auf mehr und der Malvasia aus dem nahen Friaul ergänzt den Genuß perfekt! Und dennoch gelingt es den Filetstreifen an frischen Waldpilzen das kulinarische Erlebnis des “Primo” noch zu übertreffen. Da haben Waldmenschen in der Küche alles gegeben! Beim Espresso genießen wir den lauen Abend und das authentische italienische Ambiente dieses mediterranen Mikrokosmos. Und das nur einen Steinwurf entfernt von den dreisprachigen Speisekarten der als “Klassiker” bekannten Etablissements.
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