Archiv für das Tag 'Valle Maggia'

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Wo ist der schönste Bergsee im Tessin? Für uns ganz klar, hoch über Fusio im Val Lavizzara!

Was hat der schönste Bergsee des Tessin mit einer einmaligen alpinen Bewässerungskonstruktion, einem schönen Museum über die Almwirtschaft, einer Designerkirche von Mario Botta und einer Antica Osteria gemeinsam? Lago-Mognola-Lavizzara

Richtig, all diese Dinge liegen im oder über dem Val Lavizzara im Tessin und suchen Ihresgleichen! Und noch dazu an einem Rundweg, der zwar dem Wanderer etwas Kondition abverlangt, aber dennoch für alle die bergerprobt sind ohne Probleme zu meistern ist. Die “Erlebnisdichte” dieser Tagestour ist auch für uns außergewöhnlich hoch. Fusio-Val-Lavizzara Nach ca. 45 Fahrminuten (ab Locarno) im schönen Fusio angekommen, wo alle Straßen enden und das Valle Maggia Val Lavizzara heißt, wissen wir nicht wie uns der Kopf steht. Nicht von den vielen Kurven, die wir bis hierher überwunden haben, sondern vom Zwiespalt, ob wir zunächst das malerische Dörfchen erkunden sollen oder, tageszeitgemäß, zunächst  “im Frühtau zu Berge” wandern sollen. Die Vernunft siegt: Erst die ca. 5 stündige Rundtour und dann das erlebte bei kulinarischen Genüssen auf der Sonnenterrasse der uns bereits bestens bekannten Antica Osteria Dazio verarbeiten…. In dieser Reihenfolge wird ein sensationeller Tag daraus! Wanderweg-Val-LavizzaraBereits am kleinen Parkplatz vor der Brücke am Ortseingang von Fusio schickt uns ein Schild mit einer Skizze des Rundweges auf den richtigen Pfad. Und diese Beschilderung sollte uns im besten Sinne des Wortes den Tag über mit vielen Hintergundinformationen zu den Sehenswürdigkeiten am Weg begleiten. Sage und schreibe neun Stationen, View Points wie unsere amerikanischen Freunde sagen würden, hat der Rundweg der uns bis auf etwa 2100m Höhe führt. Immerhin 900 Höhenmeter über unseren Startpunkt! Beschilderte (Rund-)Wege sind ja eher nicht unser Ding, aber dieser hat es im Bezug auf den Erlebniswert in sich! Einer der Höhepunkte ist wohl die Alpe Corte Mognola und die dortige Cascina della Memoria. Auf 1842m gelegen, will das Erlebnis erst mal Alpe-Mognola-Val-Lavizzara- erarbeitet sein. Doch so schlimm ist das nicht. Auf schönem Weg steigen wir im Lärchenwald empor und sind spontan begeistert, als sich vor uns die weite Hochfläche dieser Almsiedlung öffnet. Zwischen dem Wasserfall der aus dem, für uns schönsten, Bergsee des Tessin zu Tal stürzt und den umliegenden Gipfeln des oberen Valle Maggia breitet sich eine Alm mit mehreren schön restaurierten Hütten aus. Eine davon, die “Cascina della Memoria”, beherbergt ein sehenswertes kleines Museum zur örtlichen Almwirtschaft. Schon hiMognola-Val-Lavizzaraer, am sonnenerwärmten Granittisch vor der Hütte, könnte man hängenbleiben und die Tour im direkten Abstieg an der Antica Osteria beenden. Wir aber wissen, dass uns hinter der Steilstufe, über die der Wasserfall stürzt, ein Tessiner Juwel, der Lago Mognola, erwartet. 2003 Meter über dem Meer gelegen, ist dieses grün-türkise Auge für uns einer der schönsten Plätze des Tessin! Umgeben von beinahe floureszierend grünen Matten und in der Sonne gleißenden Schneefeldern ist Alpe-Mognola-Val-Lavizzaraes einer dieser Kraftorte , von denen man sich bewusst losreißen muss um die Tour noch vor Sonnenuntergang zu beenden. Aber uns lockt eine weitere Attraktion, das einzigartige, in Stein gehauene “Aquedotto di Canaa” über das wir an dieser Stelle schon ausführliche berichtet haben. Also noch weiter bergan! Und dann mit schönen Ausblicken auf den Lago Sambuco teils ruppig, aber immer auf Wanderwegen wieder bergab. Zugegeben, die informativen Schautafeln an den letzten Almen  an diesem herrlichen Weg nehmen  wir im Abstieg eher flüchtig war.Lago-Mognola-Val-Lavizzara Der Sinn steht uns inzwischen mehr nach einem kühlen Getränk auf der Sonnenterrasse der Antica Osteria Dazio in Mitten der historischen Häuser von Fusio, die hier zum Teil der wilden Tessiner Natur schon seit dem Jahr 1258 trotzen. Und wem nach so einem grandiosen Tag mehr nach Stille und spiritueller Erbauung ist, dem sei die nahe Kirche von Mario Botta in Mogno empfohlen. Auch so ein Kraftort im Tessin…! ….der übrigens nur entstand weil 1986 eine Lawine aus den Hängen unter dem Lago Mognola die alte Kirche des Weilers Mogno hínwegfegte……

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Lago Maggiore, Schweiz, Tessin | 5 Kommentare

Alpe Masnee- ein Tessiner Juwel zwischen Verzasca und Maggia Tal!

Lange war sie auf unserer “Places to see, before you die!” Liste. Was wir dann auf der Alpe Masnee vorfanden übertraf alle Erwartungen. Doch wie so oft haben dieAlpe-Masnee-Panorama Götter vor den Genuss den Schweiss gesetzt. Als wir in der flirrenden Hitze des Maggiatals stehen und die schroffe Einkerbung des Valle del Salto inspizieren, durch die der Alpe-Masnee-Maggia-1Hüttenzustieg führt, ahnten wir noch nicht wie viel Schweiss uns tatsächlich abverlangt werden sollte. Rund 1800 Höhenmeter liegen zwischen uns und dem auf auf 2063 Metern Höhe gelegenen, wunderschönen aus fünf Hütten bestehenden Almjuwel.

Durch die grüne “Hölle” des Valle del Salto.
Also gehen wir’s an und tauchen ein in die Schlucht des Valle del Salto! Üppiges Grün soweit das Auge reicht. Und tief Maggia-Masneeunten in der Schlucht, auch wieder üppiges Grün, in Form des Wildbaches der sich am Talausgang über eine einhundertzwanzig Meter hohe Felsstufe förmlich auf das Dörfchen Maggia herab ergießt. Nach mehrtägigem Dauerregen ist das ein Naturschauspiel erster Klasse! Uns aber heizt Val-Salto-Maggiadie Sommersonne ein. Beim Blick nach oben wird schnell klar, dass die Alpe Masnee nicht nur in luftiger Höhe trohnt sondern, dass sie auch ganz schön abgelegen ist. Unvorstellbar, welche Armut hier im 18. Jahrhundert geherrscht haben muss um die Menschen samt ihrer Tiere bis in höchste Höhen und in den letzten grünen WinkelDeva-Masnee-Maggia zu treiben um Almwirtschaft zu betreiben. Auf teils ruppigen und von Gras und Farn überwachsenen Pfaden arbeiten wir uns nach oben….stundenlang! Das bietet genügend Gelegenheit zur inneren Einkehr und für Gedanken darüber, wie es wohl vor 250 Jahren gewesen sein muss, als so ein Aufstieg kein Freizeitspaß, sondern Teil eines bitteren Überlebenskampfes war. Alpe-Masnee-MaggiaDer Kontrast zu dieser Gedankenwelt hätte nicht größer sein können, als ein knatternder Heli über unsere Köpfe rast und, wie wir später erfahren sollten, die Enkelin der letzten Älpler, die auf der Alpe Masnee heute nach dem Rechten schaut, einfliegt.Alpe-Masnee-Passo-Deva Immer ruppiger wird der Pfad als wir uns dem Passo Deva nähern. Aber mit dem Heli tauschen wollten wir dennoch nicht. Zu beindruckend ist dieser Talschluss, um ihn nicht “Schritt für Schritt” zu erobern. Auf dem Passo Deva angekommen, fehlt uns allerdings eher die Muße um den Tiefblick auf den Lago di Starlaresc und ins Verzascatal zu genießen. Alpe-Masnee-Val-Salto“Endlich ankommen”, heißt die Devise nach diesem in jeder Hinsicht intensiven Aufstieg. Bis zuletzt rätseln wir wo sich denn die fünf Hütten der Alpe Masnee nun versteckt halten. Kaum zu glauben, wie perfekt Granithütten in einer Granitlandschaft getarnt sind!

Almwirtschaft seit 1788….. wenn Steine erzählen könnten!
In weitem Bogen nähern wir uns diesem Almdorf dann schließlich von oben und sind ab Alpe-Masnee-Verzasca-1der ersten Minute begeistert. Bis 1952 war sie bestoßen die Alm, die dem Patriziat Maggia gehört. Dann verließen die Großeltern der Heli Hüttenwartin für immer diesen entlegenen Flecken. Seit Ende des 18. Jahrhunderts, wie die in den Gneis gemeißelte Jahreszahl 1788 anzeigt, hatte es hier Almwirtschaft gegeben. Was dann folgte war das typische Schicksal nicht mehr genutzter Steinhütten im Tessin. Binnen weniger Alpe-Masnee-DevaJahre gibt der Baumstamm, der das tonnenschwere Dach aus Gneisplatten trägt, seinen Geist auf. Es bricht in sich zusammen und die Hütten verwandeln sich in das was sie ursprünglich waren: in einen Haufen Steine. Doch dieser Vorgang ist reversibel! Alpe-Masnee_VerzascaZumindest wenn man fünfhunderttausend Schweizer Franken in die Hand nimmt und zig Freiwillige über mehrere Jahre ihre Freizeit opfern. So geschehen auf der Alpe Masnee. Heute erstrahlt sie in wunderschöner Panoramalage in neuem Glanz. Die Fotobücher die dort oben hinterlegt sind, künden vom Alpe-Masnee-salsicciaunvorstellbaren Aufwand den die lokalen Bergenthusiasten getrieben haben um dieses Kleinod wieder auferstehen zu lassen. Und wir haben uns gleich zwei Übernachtungen gegönnt um das Resultat der Mühen zu genießen. Wieso auch nicht? Der lange, anstrengende Aufstieg ist schnell vergessen als das Masnee-Lago-MaggioreHolzfeuer im Ofen knistert und die mitgebrachten kulinarischen Köstlichkeiten auf den Tisch kommen. Zum Dessert genießen wir das Wetterschauspiel mit tollen Wolkenformationen über dem am Horizont sichtbaren Lago Maggiore. Auch die Kette der Lago-Pianca-Maggiaschneebedeckten Walliser Viertausender, die am nächsten Morgen rosa glitzernd in den tiefblauen Himmel ragen, beindruckt. Man könnte hier glatt Lago-Pianca-MasneeWurzeln schlagen, würde nicht auf der Abstiegsroute das tiefblaue Auge des Lago Pianca, einem der schönsten Bergseen des Tessin, locken. Wir denken an die Heli Capella-Pioda-MaggiaHüttenwirtin als wir zu Tal schweben und im steilen Abstieg wieder in den tiefgrünen Dschungel des Valle del Salto eintauchen. Mit glühenden Sohlen erreichen wir die Capella Pioda an der Steilstufe hoch über Maggia und stellen zufrieden fest: diese kleine Expedition hat mal wieder bleibende Eindrücke hinterlassen. Der vergossene Schweiß hat sich gelohnt!

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Lago Maggiore, Schweiz, Tessin | 1 Kommentar

Unterwegs im Valle di Campo, zwischen Dörfern die auf dem Weg in den Abgrund waren und Gipfeln um die ein Kampf der Ziegen tobte.

Campo-Tessin-Maggia

Was für ein Kontrast am Ende des Valle di Campo, einem Seitental des Maggiatals im Tessin! Auf Hangterrassen liegen sie wie auf einem grünen Tablett präsentiert da, Campo und Cimalmotto, die beiden Weiler im hintersten Talschluss. Dort wo die Welt und alle Straßen in einem eindrucksvollen Amphitheater von Gipfeln enden. Darunter die Schlucht der Rovana, die beinahe zum Schicksalsfluss beider Dörfer geworden wäre. Darüber deCimalmotto-Tessin_Kircher Pizzo  Bombögn (2331m), dessen Gipfelaufbau durch eine kühn in Falllinie erbaute Steinmauer in zwei Hälften zerteilt wird. Und zwischendrin strahlen die Palazzi der Familie Pedrazzini mit ihren noch heute von Wohlstand zeugenden Fresken einen morbiden Charme aus, dem man sich nur schwer entziehen kann!

Ein Dorf auf dem Weg in den Abgrund der Rovana Schlucht
Schon an der Kirche in Cimalmotto wird klar, dass die Natur hier, wenn auch durch den Menschen ausgelöst, eine ganze Dorfgemeinschaft existenziell bedroht hat. Die eindrucksvollen Fresken haben dem nicht Stand gehalten und zeigen tiefe Risse. Kein Wunder, so ist doch der Hang unter Cimalmotto, vermutlich ausgelöst durch die Flutwellen die in der Rovana zur Flösserei durch Staustufen erzeugt wurden, im 19. Jahrhundert unterspült worden, was schließlich dazu führte, dass der Ort mit samt der Kirche Santa Maria Assunta zwischen 1850 und 1950 um 53 Meter in Richtung Schlucht abrutschte!  Wie sich durch intensive geologische Analysen zeigte wurde das durch den Wasserdruck ausgelöst, den die Rovana in einer bis 170 Meter dicken Gleitschicht unter dem Dorf erzeugte. Damit war dann auch die Lösung des Problems gefunden. 90Cimalmotto-Rovana Millionen Franken und einen1800 Meter langen Entwässerungsstollen später konnte die Hangrutschung mit ihrem gigantischen Volumen von 800 Millionen Kubikmetern schließlich zum Stillstand gebracht werden. Zum Glück! Auch wenn Campo mit seinen heute 62 Einwohnern damit zu einem der höchst subventionierten Dörfer Europas zählen dürfte.

Keiner hatte die Absicht eine Mauer zu bauen…
……… bis die Ziegen aus Cimalmotto und jene aus dem berühmten Walserdorf Bosco Gurin sich die Weiden um den Gipfel des Pizzo Bombögn streitig machten. Da wurde es Alpe-Quadrella-Tessinden Älplern schnell zu bunt und sie errichteten, wohl weniger schnell,  eine ca. zwei Meter hohe, kühn angelegte, Mauer die entlang der Falllinie bis zum Gipfel reicht und dort oben für Ordnung sorgt! Und diese Demarkationslinie wollten wir uns natürlich ansehen.! Nachdem uns die Risse in den Fresken der Pfarrkirche von CimalmCampo-Valle-Maggiaotto doch etwas nachdenklich zurück gelassen haben, nehmen wir den schönen Pfad zur Alpe Quadrella unter die Sohlen. Schön liegt sie da, in einer Wiesenmulde auf 1791m. Hier könnte man schon ein erstes Mal “hängenbleiben” um die Gedanken zurück schweifen zu lassen, in eine Zeit zu der die heute so romantisch wirkenden Hütten noch ein überlebenswichtiges “Handwerkszeug” der Älpler waren, die ihnen ein karges Dasein sicherten. Doch wir wollen ja zur Ziegenmauer! In weitem Bogen schlängelt sich der Weg nach oben. Manchmal muss man schon genau hinsehen um im steilen, mit Lärchen bewaldeten Hang, die Tritte richtig zu setzen. Zum Glück sind wir mit guten Wanderschuhen ausgerüstet! Auch der rechtwinklige Abzweig, der schließlich zur Mauer Mauer-Bomboeng-Cimalmottohoch führt ist nur mit erhöhter Aufmerksamkeit zu finden. Immer spektakulärer werden auch die Tiefblicke. Campo direkt unter uns, wie aus der Heliperspektive! Und Cimalmotto, weiter hinten im Talschluss gelegen , wie auf dem Präsentierteller, bzw. auf der Abschussrampe in die Rovanaschlucht. Und oben das Ziegenbollwerk, welch ein spannender Export der Zivilisation bis in die Gipfelregionen!

Ziegenmauern schweben über Palazzi, was für ein Kontrastprogramm!
Im Abstieg wird uns dann schnell die kulturelle Dimension dieses heute fast verlassenen Talschlusses klar. Unter den noch im 17. Jahrhundert hier lebenden 1500 Familien gab es nämlich einige, die zwar der bitteren Not gehorchend zunächst Ende des 18. Jahrhunderts nach Amerika oder Neuseeland auswanderten, es dort aber zu Reichtum brachten. Und dieser ist heute noch in Form herrlich morbider Palazzi in Campo zu bestaunen. Einer dieser Zeitzeugen ist das Ensemble des Palazzo Pedrazzini der noch heute, wenn auch von von Rissen durchzogen, Pedrazzini-Cimalmottovon Reichtum zeugt und die angegliederte Kirche San Giovanni Battista stützt, oder umgekehrt. Die Pedrazzini Familie war nur ein von mehreren, die hier ihre kulturellen Spuren hinterlassen haben und die nach Ihrer Rückkehr in die alte Heimat das Tal nicht nur architektonisch sondern auch durch die Ausübung vielfältiger politischer und gesellschaftlicher Ämter bereichert haben. Und das teils bis in 20. Jahrhundert.Pedrazzini-Palazzo-Cimalmot

Was liegt an solch einem Ort näher, als sich in Sichtweite der freskengeschmückten Palazzi an einem durch die Sonne zum glühen gebrachten Tessiner Granittisch niedCimalmotto-Tessin-Fornoerzulassen und den Blick noch einmal bis hoch zum Schlachtfeld der Ziegen schweifen zu lassen und dabei einen Merlot mit Käse und dazu das berühmte Pane Valle Maggia zu genießen…..? Und das kommt, der Hangstabilisierung sei Dank, auch heute noch aus einem Ofen aus dem Jahr 1773!

Wanderführer Tipp: “Valle Maggia, Wandern in einem spektakulären Tessiner Tal”, Rotpunkt Verlag. Hier geht es zu unserer Rezension!

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Schweiz, Tessin, Täler | Keine Kommentare

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