Archiv für die Kategorie 'Lombardei'

Du suchst im Moment im Archiv von Magic Mountainzones.

“Erstbegehung” im Tal der Zeichen: Auf der Via Raetia durch das Valle Camonica zum Iseo See.

Valle-Camonica-Capo-di-PontEin Tal mit Felsgravuren die zum Unesco Weltkulturerbe erhoben wurden, ein malerischer See mit der größten Insel in einem italienischen Binnengewässer und alles angereichert mit hervorragender lombardischer Küche. In dem Umfeld kann man noch “Erstbegehungen” unternehmen?  Nun ja, zumindest gefühlt ist das auf der Via Raetia im Valle Camonica in der Tat der Fall. Diese Ecke der Lombardei, zwischen dem Veltlin und Valle-Camonica-Nanquedem Iseo See gelegen, ist ein weitgehend weißer Fleck auf der Wanderlandkarte der Südalpen. Das wird spätestens dann deutlich, wenn man nach einer Wanderwoche reflektiert wie viele andere Wanderer man denn auf dem Weg angetroffen hat und dabei zu einem erstaunlichen Ergebnis kommt: Keinen einzigen!

Die Via Raetia und der Iseo See, eine spannende Kombination!

Diesen Zustand möchte Carlo Zani ändern! Er ist die treibende Kraft hinter der noch in der Entwicklung befindlichen Via Raetia, einem 75 km langen Weg der von Edolo bis fast an den Iseo See führt und dabei vIseo-See-Monte-Isolaiele ursprüngliche Dörfer in der Talsohle und den Seitentälern, sowie insbesondere eine Reihe von Unesco Weltkulturerbestätten mit ihren Felsgravuren berührt. Ohne Carlos fachkundige Begleitung hätten wir wohl mit der Orientierung unsere liebe Mühe gehabt. Auch bei der Auswahl der Etappenunterkünfte war Carlos Rat unschlagbar. Es ist eben kein Gebiet für das man sich einfach einen dieser roten/Rother Wanderführer kauft um dann auf bestens ausgeschilderten Wegen zu wandeln und im drei Stundentakt zielsicher in der jeweils nächsten Hütte oder Albergo zu landen. Nein, das Valle Camonica und die Via Raetia stellen da andere Ansprüche. Valle-Camonica_IseoNicht in alpinistischer Hinsicht, aber oft erfordert es eben den Blick auf die Karte. Auch was die Unterkünfte angeht sollte man vorher wissen wo man abends das müde Haupt nieder- und die Füße hochlegen möchte. Denn es kann schon vorkommen, dass man weit und breit keine Alternativen findet auf die man mal schnell ausweichen kann. Und damit die ganze Bandbreite der lombardischen Küche bereit steht, sollt man unbedingt reservieren. Auch ist die Einbeziehung von Fahrwegen bei der Routenwahl hier und da unvermeidlich, getreu des italienischen Bergwanderkonzepts: “Bis zum Ende der Straße fahren und von dort beim Picknick den Blick in die umliegende Bergwelt genießen”. Wem das alles nicht zu mühsam ist und wer eine touristisch kaum entwickelte Gegend der Südalpen im wahrsten Sinn des Wortes erkunden und dabei die lombardische Gastfreundschaft und Küche genießen möchte, der wird im Valle Camonica allerdings seinen Spaß haben. Damit die Planung für weitere “Erstbegehungen” nicht so schwierig ist, werden wir im Weiteren auf einige der schönsten Stützpunkte explizit verweisen.

Unesco Weltkulturerbe: 300000 Felsgravuren im “Tal der Zeichen”

Bereits der Start in Capo di Ponte ist eindrucksvoll. Hier stehen sich der Pizzo Badile Camuno und der ConcarenaValle-Camonica-Nanque-1 auf beiden Talseiten gegenüber. Und zwar so, dass der eine jeweils zur Sonnenwende den Schatten seiner spitzen Gipfelpyramide genau in einen tiefen Spalt im Felsmassiv des anderen wirft. Dass dieses mystische Schattenspiel das eisenzeitliche Volk der Camuner fasziniert und zu Valle-Camonica_FelszeichnunFruchtbarkeitsriten inspiriert hat ist nicht weiter verwunderlich. So ist es dann wohl auch kein Zufall, dass genau in dieser Gegend die eindrucksvollsten Felsgravuren des Tals zu finden sind. Deren Anfänge gehen über 12000 Jahre zurück und um die 300000 sind wohl Valle-Camonica_incisionikatalogisiert. Wie steinzeitliche “Plakatwände” reihen sich die zig Meter langen, von eiszeitlichen Gletschern blank geschliffenen Felsen im Nationalpark von Naquane, oberhalb von Capo di Ponte aneinander. Sie sind überzogen mit einigen der eindrucksvollsten Darstellungen von Jagd und Kampfszenen. Aber auch Alltagsgegenstände wir Schaufeln und Webstühle mischen sich darunter, ebenso wie abstrakte Muster und Formen, die wie Labyrinthe aussehen.Lambich-silvana Hier kann man Stunden lang die Phantasie schweifen lassen und versuchen zu ergründen was diese Steinzeitcomics wohl für Geschichten erzählen. Dabei könnte man fast das Wandern vergessen. Zunächst aber genießen wir nach so viel Kultur das geschmackvolle Ambiente des Bed & Breakfast “Casa Visnenza” und lassen den Nachmittag dort bei einem Glas Rotwein unter dem alten Nußbaum im üppigen Vorgarten ausklingen, bevor uns das erste mal auf dieser Tour ausgezeichnete lombardische Küche im Ristorante “Lambich” zu teil wird. Silvana, die (Küchen-)chefin ist voll in Ihrem Element und läßt es sich nicht nehmen zwischen den köstlichen Gängen mehrfach persönlich nach dem Rechten zu sehen.

Camonica-BornoSo gestärkt machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Borno. Der Weg folgt dem Haupttal. Durch Weinberge, immer mal wieder auf Fahrwegen und eher in Talnähe Borno-Altstadtschlendern wir dahin. Dass sich dabei auch immer mal wieder der Blick auf die Schnellstraße oder eine Industrieanlage auftut ist zu verschmerzen. Es ist eben kein pittoreskes Touristental, sondern eine Mischung aus Natur und moderner, teils eben auch industriell geprägter Kultur. Später steigen wir dann hinauf nach Borno, wo uns das B&B Zanaglio mit seinen meterdicken Mauern und rustikalen Zimmern erwartet. Von dort sind es nur 5 min. zur “Osteria al Cantini”. Ein GenussoBorno-Osteria-Al-Cantinirt, der bei sonst vom Nieselregen leergefegten Gassen rappelvoll ist. Ein gute Zeichen! In den Bruchsteinkatakomben zaubert der Chef köstliches aus dem Steinbackofen, aber auch kulinarisch anspruchsvolle Kompositionen wie die Lachsforelle mit Spitzkohlfüllung und Kastanienmousse.

Am folgenden Tag hat man die Wahl. Entweder über den Monte Altissimo, oder eher um diesen herum zurück ins Haupttal und von dort nach Gorzone. Wir empfehlen die zweite Variante, da diese die Querung eines Skigebietes und etlicher Jeeppisten vermeidet und wohl auch schneller zum Tagesziel, dem B&B “La Teiera” führt. Bereits beim AnmCamonica-Gorzonearsch fragen wir uns wo man in dem Weiler der von einer alten Burg überragt wird und der mit seiner Häuserfront förmlich am Rand einer kleinen Schlucht klebt, wohl ordentlich übernachten kann. Doch Carlo hatte mal wieder vorgesorgt. Das “La Teiera” erwies sich als Glücksgriff. Mitten in der Häuserfront über der Schlucht mit ihrem morbiden Charme eröffnet sich im inneren eine fast stylisch renovierte Herberge in der uns nicht nur ein direkter Schluchtblick vom Balkon erwartet sondern auch (Carlo sei Dank!) ein Salami, Käse, Rotwein Buffet, das den Schmerz nach unserer Monte Altissimo Überquerung schnell lindern sollte. Und schon lauert die nächste (Überlebens-)Frage. Wo bekommt man in diesem Weiler abends etwas zu essen? Alles was wir bei der Ankunft als Restaurant identifizieren konnCamonica-Gorzone-Schluchtten war geschlossen. Doch wir hatten die Rechnung ohne Francesca, die Wirtin des Agritourismo “Serec”, im Nachbardorf Angolo Terme gemacht. Nachdem wir uns an der einzigen großen Tafel niedergelassen hatten durften wir erst mal an den frisch geernteten schwarzen Trüffeln schnuppern, bevor Francesca nach einem herzlichen Empfang in Ihrer Küche verschwand um damit “Großes” zuzubereiten. Das “Serec” erwies sich also sofort als einer jener Orte an denen der Gast nach einer Minute weiss, dass er definitiv nichts falsch, aber viel richtig gemacht hat.

Camonica-Gorzone-Schlucht-1Zurück in Gorzone blicken wir vom Balkon in die Schlucht und damit auf den Weiterweg des morgigen Tages. Der führt nach Querung des türkisen Baches hoch zum Lago Moro, der wie ein Spiegel im Morgennebel vor uns liegt. Am See entlang und dann aufsteigend bis Anfurro schraubt sich der Weg nach oben in den Nebel. Ab hier wird es wieder eher zivilisationsgeprägt mit einigen Asphaltstücken. Es bietet sich daher an, ab Castelfranco den Bus zu nehmen um Camonica-Lago-Neroan unser heutiges Ziel, das kleine Städtchen Lovere am Lago di Iseo, zu gelangen. Gesagt, getan und damit mehr Zeit gewonnen um am Abend den Yachthafen auf sich wirken zu lassen und bei Angelo im Ristorante “La Campagnola” u.a. ein hervorragendes Carpaccio vom Pferd zu genießen. Für die Übernachtung sei das B&B “Giardino Sul Lago” empfohlen, das von Simonetta und Ihrem Mann liebevoll geführt wird. Von ihrem sehr guten Frühstück gestärkt und mit der Kraft des Pferdes vom Vorabend in den Beinen machen wir uns in den beiden folgenden Tagen daran den Iseo See auf seiner ganzen Länge von 27 km zu erwandern. Auch wenn das in der Hügellandschaft am Westufer manchmal eine orieIseo-Seentierungsmäßige Herausforderung ist. Trotz der Teilung der Gesamtstrecke etwa in der Mitte und Übernachtung im sehr schönen Agriturismo “La Freschera” bei Parzanica ist man schon mal 8 Stunden pro Tag unterwegs. Oder gerne auch 9 wenn man wie wir im Hochtal bei Vigolo den richtigen Weg verfehlt und sich nach Bauchgefühl gen Süden “durchschlägt”. Doch die Teilstücke des Weges die wie eine Promenade hoch über dem See entlang führen, Alessandras Cansuncelli und ihr Brassato vom Esel(!) im “La Freschera” und die wunderschönen Tiefblicke auf Monte Isola entschädigen vielfach. Iseo-See-Monte-Isola-1Diese mächtige Insel im Iseo See beherrscht schnell das Panorama auf dem Weg nach Sarnico an der Südspitze des Sees. Sie ist die größte Insel in einem italienischen Binnensee und (fast) komplett autofrei. Nur der Pfarrer, der Arzt und der Inselpolizist haben ein Auto. Der Weg bis ins B&B “Centro Storico” in Sarnico zieht sich und auch am letzten Tag ist wieder erhöhte Aufmerksamkeit bei der Orientierung erforderlich bevor wir mit unseren Rucksäcken und Wanderstöcken, etwas deplatziert wirkend, durch die abendlichen Gassen der kleinen Altstadt von Sarnico schlendern können. Die ist überschaubar und Clusane-Al-Portoschnell erkundet. So bleibt Zeit für ein kulinarisches Highlight das Carlo für den letzten Abend vorgesehen hat. In Clusane am Südosttufer des Sees verbirgt sich die Trattoria “Al Porto” . Nomen est omen, direkt am kleinen Bootshafen gelegen, ist schon beim Anblick von außen zu sehen, dass hier Lago-Iseo-SpaghettiGutes zu erwarten ist. Im krassen Gegensatz zum Rest des im Nachsaisonschlaf liegenden Dorfes brodelt das kulinarische Leben in dem massiven, aus groben Bruchsteinen gemauerten Haus über drei Etagen. Dass der erste Eindruck nicht trügt wird spätestens Lago-Iseo-Tagliatelledann klar, als die rosa Tagliatelle mit Anchovis und Kapern auf den Tisch kommen. Geschmacksexplosion! Die werden dann nur noch von den Fischspezialitäten zum Secondo übertroffen, oder doch vom Tiramisu? Ein, wie wir meinen, würdiger Abschluss einer erlebnisreichen Woche im “Tal der Zeichen” sowie am und über dem Lago di Iseo!

Weitere Informationen zur Via Raetia gibt es bei der Associazione La Torricella. Und hier unsere Empfehlungen im Überblick (klick auf’s Bild!).:

Val-Camonica-Empfehlungen-2 Val-Camonica-Empfehlungen-1

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Lombardei, Täler | 1 Kommentar

Eisschlag in den Bergamasker Alpen! Und wir dachten der Sentiero delle Orobie sei ungefährlich….

Orobie-Rif-CalviWie ein Gürtel zieht sich der Sentiero delle Orobie quer durch die Bergamasker Alpen nördlich von Bergamo. Im deutschen Sprachraum nach wie vor eine  “Terra Incognita” die, wie sich zeigen sollte, nicht nur liebliche Abschnitte wie den Sentiero dei Fiori beinhaltet, sondern auch Eisgeschosse in allen, teils gigantischen Korngrößen aufbietet. Das wurde uns allerdings erst auf der Etappe vom Rifugio Calvi zum Rifugio Baroni al Brunone so richtig klar!
Dabei deutete auf der sonnenbeschienenen Hüttenterrasse des Rifugo Calvi, das wir schon früh am Tag erreichten nichts auf das Schauspiel hiOrobie-Calvi-Hageln, das uns beim Abendessen geboten werden sollte. Am späten Nachmittag beobachteten wir aber dann doch mit steigendem Interesse wie sich die Wolkentürme über den umliegenden Gipfeln immer höher auftürmten und der sonnige Landschaftseindruck immer mehr einer Weltuntergangsstimmung wich. So what! Wir sind ja in Sicherheit und freuen uns auf das in dieser Gegend garantiert kulinarisch wertvolle Abendessen. Schließlich sind wir ja in der Lombardei! Damit, dass der nahende Wettersturz genau dieses Abendessen verzögern könnte hatten wir allerdings nicht gerechnet. Erst als der Hüttenwirt in immer kürzeren Abständen immer hektischer telefoniert, wird klar dass es gerade wichtigeres als Kulinarik gibt. Sein besorgter Blick durch das Fernglas in die Orobie-Lago-Rotondogegenüberliegenden Steilhänge die bereits von einer Hagelfront in fahles Licht getaucht werden macht schnell klar, dass die Telefonate Notrufe einer Gruppe waren die, wie sich später zeigen sollte, bis nachmittags in Mailand im Büro saß und dann versuchte noch am Abend das Rifugio Calvi zu erreichen. Bei dem nahenden Hagelsturm keine gute Idee! Als schließlich Taubenei große Hagelkörner wie Geschosse in die tiefen Pfützen einschlagen, die der vorher durchziehende Wolkenbruch hinterlassen hatte, ist endgültig Schluss mit lustig und das Naturschauspiel und die daraus resultierende Gefahr für die Milanesi zieht die Aufmerksamkeit aller auf sich. Bei Dunkelheit, gegen 21 Uhr, erreichen dann doch einige völlig erschöpfte und tropfnasse Gestalten das Rifugio, in dem sich zu dieser Zeit bereits alle wieder dem mehrgängigen Menue zugewandt hatten. Die Rücksäcke hatten sie als Schutzschilde über ihren Köpfen benutzt um im offenen Gelände nicht vom Hagelschlag verletzt zu werden. Nach diesem etwas unwirklichen Szenario bei Käseplatte und Dolcetto bleibt nur die Hoffnung auf besseres Wetter am Morgen. Und die sollte sich erfüllen!

Der Teufelsberg macht seinem Namen alle Ehre!
Über den Passo di Valsecca (2496m), vorbei am Pizzo del Diavolo (2916m) wollen wir dem Sentiero OrobieOrobie-Wasserfall-1 folgend die steilen, stark zergliederten Hänge hinüber zum Rifugio Baroni al Brunone überwinden. Der grandiose Auftakt mit dem herrlichen Lago Rotondo, der uns direkt neben der Hütte im gleißenden Schein der Morgensonne empfängt lies zunächst nicht vermuten, dass auf unserer Route Eis, wenn auch in einer ganz anderen Größenordnung, erneut eine zentrale Rolle spielen sollte. Teils schattige Schneefelder querend schrauben wir uns hoch Richtung Pass. Obwohl in einem wunderschönen NOrobie-Wasserfallaturschauspiel Wassermassen zu Tal schießen und uns dabei vor so manche Herausforderung bei den Bachüberquerungen stellen, scheint die Schneeschmelze noch nicht am Passo angekommen zu sein. Eine makellose Firnfläche breitet sich unterhalb der Passmulde aus. Wir entscheiden uns für die Direttissima und sind überwältigt vom Panorama das sich auf der anderen Seite, hoch über dem Valle Seriana bietet. Steilflanken soweit das Auge reicht und als Krönung das landestypisch knallrote Bivacco Frattini, das kühn auf einer Gratschneide direkt vor dem grasgrünen Zahn des Pizzo Tendina etwas unterhalb des Passes trohnt. Was für ein Platz für die Mittagspause!
Orobie-Passo-di-Val-SeccaDie steilen Hänge Richtung Norden, die unseren Weiterweg vorgeben mahnen schnell zum Aufbruch. Unterhalb der steilen Gipfelaufbauten der Pizzo del Diavolo Kette kleben noch meterhohe zu Eis erstarrte Schneefelder. Das sollte uns allerdings erst richtig bewusst werden als der Erste unserer Gruppe bei der Querung der Steilhänge ein lautes “Aaaaachtung!!!!” ausstößt. Instinktiv geht der Blick nach oben. Und was wir da erblicken lässt uns erschaudern! Der Pizzo Diavolo hatOrobie-Passo-di-Valsecca einen riesigen Eisblock in Richtung Tal geschickt! Dieser lombardische Serac, der so groß ist wie eine Wohnzimmerschrankwand schießt in einer Höllengeschwindigkeit genau auf uns zu. Wenn uns dieser Block erwischt fegt er uns aus dem Steilhang! Kein Zweifel! In einem halsbrecherischen Spurt über den Schotterhang versuchen wir dem Fiasko zu entgehen. Aber der Teufelsberg meint es scheinbar ernst! 20 Meter über uns teilt sich das Eisgeschoß in zwei riesige Brocken um auch sicher zu sein mindestens zwei von uns ins Tal zu befördern. Nur ein beherzter Sprung in den Geröllhang bewahrt uns vor schlimmerem. Die Schürfwunden und zerrissenen Klamotten sind da ein vergleichsweise kleOrobie-Passo-di-Valsecca-1ines Übel. Und trotzdem benötigen wir einige Zeit um uns wieder zu “sammeln”. Glück gehabt und wieder mal gelernt, dass die Natur im Zweifel am längeren Hebel sitzt. Der Weiterweg in den Steilhängen und über Schneefelder erfordert auch ohne derartige Erlebnisse durchaus Konzentration. Uns wird allerdings trotz des Kaiserwetters bis zum Rifugio Baroni al Brunone noch mehr abverlangt, da sich der Blick ab hier stets respektvoll nach oben richtet um ja nicht dem nächsten Eisanschlag zum Opfer zu fallen!
Orobie-Bivacco-FrattiniMit blutigen Knien, aber sicher erreichen wir das Rifugio und können kaum glauben, dass es das für heute mit dem Eis noch nicht gewesen sein sollte! Bereits beim Rotwein, und dennoch erwartet uns ein Déjà-vu des gestrigen Abends. Der Himmel verdunkelt sich und die Hänge die wir noch vor wenigen Stunden gequert haben färben sich weiss von den Hagelkörnern die die abendliche Schlechtwetterfront über den Gipfeln und Steilhängen ausspuckt. Von der Hüttenterrasse überblicken wir ein Weltuntergangspanorama das beinahe Einblick in unseren gesamten Weg seit der Überquerung des Passo di Valsecca gewährt. Pizzo-del-DiavoloDa fällt es noch leichter sich schnell in das gastfreundliche Rifugio zu verziehen und dort das in der Gegend gewohnt köstliche mehrgängige Menue Balsam für die geschundenen Kreaturen sein zu lassen. Ob das mit dem Eis so weiter geht lesen Sie in Kürze an dieser Stelle.

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Lombardei | Keine Kommentare

Bergseeidyll und Adrenalinstoss im Stundentakt, geht das? Klar, am Idro See! Klettern, Gleitschirmfliegen und kulinarische Genüsse inclusive.

Es war mal was anderes! Wo wir doch üblicherweise im Gehgelände der Südalpen unterwegs sind, sollte es dieses Mal, am Idro See, eine etwas andere Annäherung an den Berg werden! Vertikal und von oben!Idro-See-Tre-Capitelli

Ganze 10 km ist er lang, der Idro See an der Grenze zwischen der Lombardei und dem Trentino. Eingebettet zwischen 2000 Meter hohen Gipfeln zieht er sich westlich, in 20 Kilometer Abstand, von Nord nach Süd parallel zum Gardasee. Und während letzterer Idro-See-Baitoni längst aller Orten bekannt ist, beschleicht einen bei der Ankunft am Idro See sofort das vielversprechende Gefühl, dass hier eine Naturschönheit im Dornröschenschlaf liegt. Dass Motorboote auf dem See verboten sind trägt sicher ein Übriges dazu bei, dass dieser Ort eine eindrucksvolle Ruhe ausstrahlt. Sanft geneigt ziehen sich die grünen Uferwiesen hoch in Richtung Straße, die noch nicht einmal um den gesamten See führt. Sie bieten einen optimalen Raum für einige sehr schön gelegene Campingplätze und natürlich für die Dörfchen, die sich rings um den See verteilen. In dieser Idylle beschlossen wir also in die Vertikale zu gehen! Idro-See-CoroneUnd auch das ist hier problemlos möglich. In Vesta, am Westufer, endet die Straße. Was folgt ist eine kurze Wanderung auf schmalen Uferpfaden gen Norden. Also Wanderstiefel anziehen und Kletterschuhe in den Rucksack, undIdro-See-Klettern ab geht’s in Richtung einer als Via Ferrata ausgebauten Felswand mit grandiosem Blick über den See.  Die Aussicht will erarbeitet sein. Auf Routen wie “Baby” Idro-See-Klettern-Vestaoder “Nani’s Wall” geht es nach oben. Für uns Wanderer zugegebenermaßen auf eher ungwohntem Wege gewinnen wir an Höhe. Der souverän zuversichtliche Blick von Guido “The Guide”, unserem Bergführer, vermittelt die nötige Sicherheit in der Vertikalen. Der geräumige Standplatz in Mitten der Wand ist eine Aussichtsloge erster Ordnung, auch wenn das Wetter den See in eher zarte grau und blau Töne packt, ist es doch ein grandioses Naturerlebnis in luftiger Höhe. Nur, wie kommt man als Wanderer da wieder runter? Na per Abseilaktion über die senkrechte Wand natürlich! Was soll ich sagen? Schon wieder eher ungeIdro-See-Vestawohnt! Wir genießen die kleinen Adrenalinschübe und merken dabei kaum, dass wir dieses Paradies ganz für uns alleine haben. Im Norden sind Ferien und  dennoch versammeln sich die Massen andernorts! Auch auf dem Rückweg um das südliche Ende des Idro Sees, den wir per Mountainbike bestreiten, ändert sich das nicht. Immer neue Landschaftseindrücke faszinieren auf dem Trail um den See. Wie eine Theaterkulisse schieben sich die vielfältig gestaffelten Bergketten von links und rechts ins Blickfeld. Wir fragen uns, ob es wohl noch spektakulärere Perspektiven gibt, aus denen man diesen schönen Flecken Erde erkunden kann. Und das geht hier tatsächlich auch!Idro-See-Bondone Wenn auch aus einer für uns noch ungewohnteren Perspektive. Nämlich aus der Luft! Nein, nicht etwa aus dem Flugzeug, sIdro-See-Paraglidingondern viel näher am Element, vom Gleitschirm aus! Auch das geht für Newcomer nicht ohne fachkundige Anleitung. Der Gipfel des Monte Alpo, 1529 Meter hoch und damit 1200 Höhenmeter über dem Nordende des Sees gelegen, ist unser Ziel. Natürlich ist das auch ein herrliches Wanderziel. In  Anbetracht der Gleitschirmausrüstung nehmen wir aber dann doch lieber die gebotene Infrastruktur über dem pittoresken Bergdörfchen Bondone in Anspruch und fahren steil hinauf, auf der Militärstraße aus dem 1. Weltkrieg und bis auf 150Idro-See-Paragliding-Baiton0 Meter Höhe. Dann wieder Adrenalin! Auf einem Wiesenrücken breiten unsere Piloten die Schirme für den Tandemflug aus. Wir sind über der Inversionsschicht, die den See in milchiges Blau taucht. Darüber ist es glasklar. Dass es beim Flug durch die Luftschichtung zu Turbulenzen kommen kann  erzählt mir der Pilot erst in der Luft…gut so! Andrea und seine beiden Co-Piloten geben das Kommando: “Ruuuuunnnn!!!!” Und schonIdro-See-Paragliding-Bondon ist nur noch heiße Luft unter uns und ein phantastisches Panorama rings um uns herum. Wir überfliegen Bondone…eine Dächerlandschaft aus rotem Ziegel… kaum zu erkennen, dass es dort auch Gassen gibt. Der See breitet sich in seiner ganzen Länge unter uns aus und wird immer blauer, je näher wir ihm kommen. Wir fliegen vom Trentino in die Lombardei! Das Mündungsdelta der Flüsschen Chiese und Caffaro ist das Ziel, dem uns die Gravitation unauIdro-See-Paragliding-Anflugfhaltsam näher bringt. Panoramaflug mit Achterbahneinlage als sich die Piloten den Spaß machen uns in einer Steilspirale dem Erdboden näher zu bringen. Die Platzrunde in niedriger Höhe über der riesigen Wiese direkt am Seeufer ist  dagegen ein gemütlicher Ausklang. Die ist aber erforderlich um die Windrichtung am Landeplatz richtig einzuschätzen.  Butterweich setzen wir auf, der Schirm fällt über uns zusammen und wir fragen uns “Wann haben Sie zum letzten Mal etwas zum ersten Mal gemacht?” Gerade eben! Die Erde hat uns wieder! Um solch intensive Erlebnisse zu verarbeiten bedarf es dann schon einIdro-See-Raviolies kulinarischen Beruhigungsprogramms. Und auch in dieser Beziehung werden wir schnell fündig.  Immerhin reisen wir in der Lombardei und die Einheimischen schwören, dass es am Idro See sowieso die beste Küche weit und breit gäbe. Im “Ristorante da Genny” werden wir fündig und glauben dieser Aussage auch ohne Schwur. Nicht nur die hausgemachte Pasta “Al burro e salvia” ist dort sagenhaft! Mehr über die Gegend erfahren Sie auch hier.

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Lombardei | 2 Kommentare

Nächste Einträge »