Die Zeit steht still, seit 15:28 Uhr, … oder warum die Almenrunde hoch über Brontallo zu den Highlights das Maggiatals zählt.

Brontallo-Panorama

Wir sind mal wieder am Scheidepunkt im hinteren Valle Maggia, dort wo sich das Tessiner Tal bei Cavergno in das Val Bavona und das Val Lavizzara teilt. Hier ist die Zeit stehen geblieben, und zwar genau um 15:28:34 Uhr (siehe unten). Mit beiden Tälern verbinden wir nur eins: Brontallo-Lavizzara“Toureneldorado abseits ausgetretener Wege!” Und auch diesmal sollte es sich wieder bewahrheiten, dass man nur 45 min von den Tourismushochburgen des Lago Maggiore entfernt in eine faszinierende, längst vergangene Älplerkultur eintauchen kann die mit faszinierenden Ein- und Ausblicken aufwartet, nach denen der Wanderer andernorts lange suchen muss.

Brontallo, ein faszinierendes Relikt der Tessiner Almkultur.

Brontallo-HeustadelHeute also in Cavergno rechts ab ins Val Lavizzara! Nicht direkt zu anderen Tessin Highlights wie der berühmten Kirche von Mario Botta in Mogno, sondern auf verschlungener Serpentinenstrasse hoch nach Brontallo. Erst seit 1955 ist das per Auto überhaupt möglich. Und die moderne Infrastruktur brachte dann wohl auch die Wende für das eindrucksvoll unter einer 500 Meter hohen Felswand klebende “Granitdorf”. Es sind vermutlich Millionen die inzwischen in den Ausbau der typischen Tessiner Ställe geflossen sind, die in früher sinnvoller Weise im gefährlichsten Teil der Hangterrasse, also direkt unter der mit Steinschlag und Brontallo-Tessin-WegweiserLawinen drohenden Felswand erbaut wurden. Die heutigen Besitzer, die sie zu Ferienhäusern umgebaut haben scheinen weniger Respekt vor den Naturgewalten zu haben. Bei den Älplern früherer Zeiten, die hier im Schweiße Ihres Angesichts die Familie mit den Erträgen der minimalen Ackerflächen die dem Berg mittels Terrassierung abgerungen Brontallo-Tessinwurden über den Winter bringen mussten, war das noch anders! Die bauten nämlich Ihre Wohnhäuser auf eine deutlich weniger gefährdete Terrasse neben den Ställen. So oder so - mit oder ohne Ferienhäuser - ist Brontallo ein einzigartiges Ensemble Tessiner Siedlungskultur das bereits ohne Wanderabsichten eine Reise wert ist. Auch wenn noch viel faszinierendere Eindrücke auf den Wanderer warten, der sich auf eine Tour hinauf zu den Maiensässen begibt die früher im Sommer als Hochalmen dienten und den Bergbauern zumindest einige wenige fruchtbare Flächen für Ihr Vieh boten.

Panorama vom Feinsten und “schwebende” Almen unter uns!

Brontallo-Panorama-2Steil, aber auf guten Treppenwegen aufwärts wandernd erarbeiten wir uns den Traumblick der sich von der kleinen Kapelle auf der Wiesenterrasse von Margonegia bietet. Ganze 220 Höhenmeter sind es, die wir überwinden mussten und doch stockt einem Fast der Atem, wenn man sich umwendet und von diesem schönen Brontallo-Maggia-BlickWeiler aus bis weit zurück nach Cavergno in das sich dort teilende Maggiatal blickt. Und am Gegenhang tut sich eine grüne Wildnis auf die sofort neue Tourenideen reifen lässt. Wie Zivilisationsinseln erscheinen dort die kleinen gerodeten Almflächen, umgeben von tiefgrünem Tessiner “Dschungel”.  Mit der Landeskarte in der Hand lässt sich bei dem Ausblick die nächste Almtour sozusagen per realem Panoramabgleich planen! Auch werden eindrucksvoll die Größenverhältnisse deutlich… riesige überwucherte Berge und Steilhänge… und dazwischen oft kleinste Parzellen, die die Älpler mühsam der Natur abgerungen haben. Lavizzara-TalschlussJede mit den heute so romantisch wirkendenden Natursteinbauten versehen, die einst ein bescheidenes Überleben erst möglich machten. Und doch sollte es noch besser kommen! Wir schrauben uns nach Scinghiöra (1182m) empor. Wie auf einem Balkon liegend, präsentierte sich die Scinghioera-Lavizzara-PanorAlmsiedlung, die sicher zu den schönsten im Valle Maggia zählt, bereits von unten. Und das weckt Erwartungen die nicht enttäuscht werden sollten! Oben angekommen präsentieren sich die alten Steinhäuser in bester Verfassung. Hier ist die Zeit offensichtlich stehen geblieben. Und zwar exakt um 15:28 Uhr! Trotzdem haben Almliebhaber offensichtlich an diesem magischen Ort alles gegeben um das alte Gemäuer in einzigartiger Lage wieder Wecker-Lavizzara-Tessinherzurichten und teils, wie in einem Agriturismo Betrieb am Ende der Siedlung, sogar auf modernen Stand zu bringen. Das eigentlich spektakuläre ist jedoch das Panorama das sich von hier oben bietet (Klick auf die Panoramabilder!). Über das gesamte untere Val LavMargonegia-Lavizzaraizzara mit seinem schroffen Grenzkamm, bis zur Mündung des Val Bavona reicht der Blick während man auf der gegenüberliegenden Talseite in schroffe, grün überwucherte Seitentäler blickt, die sicher eine spannende Spielwiese für künftige Touren abgeben. Und unter uns “schwebt” die leuchtend grüne Insel mit der Kapelle von Maronegia im Meer der schwarzen Schatten der umliegenden Schluchten.

Unterwegs zum schönsten Rastplatz des Val Lavizzara.

Uns zieht es aber weiter hinauf in die steilen Hänge von Chialp, wo es einen schroffen Felsenhang auf teils etwas luftigen Pfaden zu überwinden gilt. An dieser Stelle ist es angebracht die Augen vom herrlichen Panorama zu lösen um sicherzustellen, dass nicht ein Tritt ins Leere die Almrunde abrupt und unfreiwillig beendet. Alpe-Mognee-Lavizzara

Für die Überlebenden seien dann die wunderschön gelegenen Hütten der Alpe Mognee für eine ausgiebige Rast empfohlen. Und zwar die fünf, die man im Abstieg zuerst erreicht, bevor die eigentliche Siedlung auf 1026 m auftaucht. Bei unserer Tourenwahl war absehbar, dass da wo früher um das Überleben gekämpft wurde, der Wanderer noch heute gut daran tut alles Kulinarische selbst mitzubringen. Lavizzara-RotweinSo ausgestattet möchte man dann allerdings auf der Alpe Mognee fast Wurzeln schlagen. Wäre da nicht der Abstieg…. Auf diesem wird nochmal richtig deutlich mit welcher Macht sich die Natur die mühsam von Menschenhand erschaffenen Existenzgrundlagen binnen weniger Jahre wieder zurück holt. Das Grün wuchert oft mannshoch beidseits des Weges und lässt ganze Almhütten bis zum Dachfirst in der Vegetation versinken. Überwucherte Almen begleiten uns dann in der Tat fast bis hinunter nach Menzonio, das wieder mit Straßenanschluss und einigen Lavizzara-Almbescheidenen kulturellen Highlights wie den beiden Kirchen aufwartet. Von hier schlendert der Wanderer dann über neu angelegte breite Wege zurück nach Brontallo, wo er direkt auf die sehenswerte Kirche und das Beinhaus aus der Mitte des 16. Jahrhundert trifft. Letzteres wartet zum Abschluss einer traumhaften Tour dann auch noch mit einigen der bedeutendsten Renaissancefresken des Kantons Tessin auf!

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