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Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande.

Alpe-Pra-Ausblick Was für ein magischer Ort! Den Orta See und den Lago Maggiore unter uns, prähistorische Felsgravuren neben uns und ein Rifugio am besten Logenplatz weit und breit hinter uns. Das ist die Alpe Pra im südlichen Val Grande Nationalpark. Ein wahrlich einzigartiger Platz!

Und leicht zu erreichen ist diese Aussichtskanzel auch noch, ganz im Gegensatz zu den meisten Biwaks und Gipfeln in dieser Wildnis im Hinterland des Lago Maggiore. Dafür sorgt eine Mulattiera, die sich kunstvoll angelegt Mulattiera-Cicogna-Alpe-Praden steilen Hang von Cicogna, dem einzigen ganzjährig bewohnten Ort im Nationalpark herauf schlängelt.  Zwei aussichts- und einsichtsreiche Stunden dauert es den schön gepflasterten Weg zu ersteigen. Einsichtsreich auch insbesondere weil wir uns auf einem Sentiero Natura bewegen, der durch altes Kulturland führt. Auch wenn das oft erst auf den zweiten Blick erkennbar ist. Die Hänge hinter Cicogna, die wir im Aufstieg queren, sind fast komplett terrassiert. Eine absolute Notwendigkeit für den Roggenanbau, der hier bis weit ins 19. Jahrhundert das Überleben sicherte. Allerdings hat die Natur eindrücklich bewiesen, wer auf Dauer der Stärkere ist! Noch nicht mal in der Draufsicht vom schönen Bivacco Curgei, wo wir Tage zuvor übernachteten, waren diese Terrassen erkennbar. Erst wenn im Spätherbst das Laub der Kastanienbäume gefallen ist bietet sich ein ganz anderes “Luftbild”. Nun aber sind wir vor Ort! Direkt dran an den kunstvoll aufgeschichteten Trockensteinmauern und mitten drin in den oft nur wenigen Quadratmetern kostbaren Landes, das die Älpler dem Berg abgerungen hatten und das er sich inzwischen wieder geholt hat.

Aber nicht nur vegetarisches boten die Hänge über Cicogna. Auf ca. 920 Metern höhe kommen wir an einem Ort vorbei der als “Il Roccolo” bezeichnet wird. Hier hatte Don Giovanni Battista Benzi, der von 1818 bis 1858 als Pfarrer in Cicogna wirkte eine Vogelfanganlage errichtet, wie man sie insbesondere in Rifugio-Alpe-Prader Lombardei noch oft vorfindet. Ein Roccolo ist ein von mehreren Baum- und Buschreihen umgebener, in der Regel dreistöckiger, Turm. Diese “Fallen” waren an den Flugrouten der Singvögel positioniert. Durch Lockvögel wurden die  gefiederten “Delikatessen” zur Landung animiert um nur kurz danach von den im Turm befindlichen Jägern aufgeschreckt und damit in die zwischen den Büschen verspannten Netzte getrieben zu werden. Der Rest ist selbsterklärend…. Die Singvogeljagd ist auch heute noch vielen Tierschützern ein Dorn im Auge und wurde auch vielerorts längst verboten, so im nahen Tessin bereits seit 1875. Und dennoch war es wohl für Don Giovanni damals eher eine willkommene Aufbesserung des kargen Speisezettels.

Alpe-Pra-PanoramaWeiter oben öffnet sich der Blick und unsere Aufmerksamkeit gilt wieder den Bergen über uns und den Seen unter uns. Was für eine Kombination! Die von einer rechtwinkeligen Mauer eingefasste Aussichtswiese direkt vor dem Rifugio Alpe Pra (in der Regel nur am Wochenende offen; Übernachtung nur Samstag auf Sonntag) bietet ein atemberaubendes Panorama  das von den Borromäischen Inseln über den Orta See bis hin zum Monte Rosa reicht. Letzterer versteckt sich im Westen fotogen hinter dem Grat der Corni di Nibbio. Dass auch unseren Vorfahren die Magie dieses Ortes nicht verborgen blieb ist bei diesem Ausblick nicht weiter verwunderlich. Belegt wird es durch prähistorische Gravuren, die sich auf einem Felsblock nahe den Hütten der verfallenen Alpe etwas unterhalMonte-Rosab des Rifugio Pra befinden.  In der Neuzeit passierte hier weniger rühmliches. Nachdem das Gebäude des heutigen Rifugio Alpe Pra zunächst im Besitz eines Lombardischen Textilindustriellen war ging es nach dessen Tod 1939 in den Besitz der italienischen Gebirgstruppen über um dann im Juni 1944 durch die Deutschen im Rahmen einer gegen Partisanen gerichteten Säuberungsaktion, des Rastrellamento, bombardiert und zerstört zu werden.  Und dennoch ist es schwer sich von diesem Ort loszureißen.

Aber die Höhepunkte dieses Tages sollten noch folgen. Unser Weg führt uns nämlich weiter nach Pogallo und über die Strada Sutermeister zurück nach Cicogna. Und diese “Strada” ist ein “Muss” für jeden Val Grande Aspiranten. Doch dazu in Kürze mehr….

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Der beste Wanderführer und die beste Karte für das Val Grande:

image4 Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande. image5 Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande.

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Italien, Lago Maggiore, Piemont | 2 Kommentare

Die letzte bewohnte Oase im Val Grande Nationalpark.

Cicogna Er ist wohl der letzte Vorposten der Zivilisation im südlichen Val Grande Nationalpark und das einzige dauerhaft bewohnte Dorf im Park. Der Weiler Cicogna, im Hinterland von Verbania gelegen, ist eine Welt für sich. Größer könnten die Gegensätze zwischen den geschäftigen Orten am nahen Lago Maggiore und diesem einsam gelegen Weiler nicht sein. Und dennoch verfügt er über alles, was ihn zum perfekten Stützpunkt macht um in den nächsten Tagen von hier die berühmte "Strada Sutermeister” und die Relikte der Holzwirtschaft in diesem einsamen Tal zu erkunden. Cicogna_Kirche Da sei zunächst das Bed & Breakfast “Ca del Pitur” genannt. Im “Haus des Malers” betreiben die netten Wirtsleute Sara und Federico ein einfaches aber sehr angenehmes Quartier, das mit seinen 3 Zimmern, übrigens den einzigen im Ort, erst gar keinen Massentourismus aufkommen lässt. Neben dem Nationalparkhaus gelegen, bietet der Balkon des B&B eine herrliche Aussicht ins untere Val Pogallo. Da kann es schon mal passieren, dass man in der Abendsonne dösend den nächsten Programmpunkt, das Abendessen in der Bar des Circolo ARCI Felice Cavallotti, einer um 1900 gegründeten Arbeiter und Bauernvereinigung, beinahe verpasst.

Ca-del-Pitur-Cicogna Ca-del-Pitur-Cicogna-Balkon

Sara wirkt auch hier. Als Köchin, im Service und als Operator für das in italienischen Bars wohl unvermeidliche Fernsehgerät. Sie und Federico sind sowas wie der wirtschaftliche Motor des Dorfes, das heute nur noch 18 ständige Bewohner hat. In der Blütezeit der 50er und 60er Jahre waren es noch fast 700! Das Circolo, gelegen in der Spitzkehre unterhalb der Kirche, überspannt vom riesigen Val Grande Logo an der Fassade des Nationalparkhauses, wirdCicogna-Dorf uns für kurze Zeit zur zweiten Heimat. Sei es für das nachmittägliche “Talbier” nach unseren Touren, oder beim einfachen aber schmackhaften Abendessen das regelmäßig mit einer phantastischen Käseplatte mit Formaggi des Tales endet. Aber nicht nur uns geht das so. Bei 18 Einwohnern sind die Möglichkeiten des sozialen Austauschs begrenzt. Kein Wunder also, dass sich hier auch schon mal die Rentner zum schwatzen einfinden, oder der eine oder andere der im Dorf verbliebenen Alten hierher zum Abendessen kommt. So ergibt sich dann oft eine skurile Gästemischung, bei der die Kinder von Sara, Simone und Samuele, durch Ihr Toben dafür sorgen, dass Bewegung in die Bude kommt.

Corte-Merina Doch ein weiterer Player in diesem Mikrokosmos darf nicht unerwähnt bleiben. Die Azienda Agricola Corte Merina. Schon die Fotos auf der Hinweistafel unterhalb der Kirche sind verlockend! Der schöne Bauernhof liegt 10 lohnende Gehminuten außerhalb des Ortes und bietet erstklassige hausgemachte Würste und Käse. Der Chef geleitet uns in seinen Verkaufsraum, in dem die Köstlichkeiten in einer blitzblanken Kühltheke nur darauf warten im Rucksack eines Wanderers zu verschwinden. Nur das Brot zur BrotzeitSalami-Kaese wird zum Engpass. Aber auch da weis der nette Bauer rat.  Ruck zuck organisiert er einen kleinen Laib Weissbrot den er als Dreingabe mit in die Tüte steckt. Mit einem herzlichen “Buon Viaggio” verabschiedet er uns bergwärts auf unseren heutigen Weg zum Rifugio Alpe Pra, mit seinen prähistorischen Felsornamenten vor der Hüttentür.

Dazu in Kürze mehr an dieser Stelle.

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…und hier gibt es den besten Wanderführer für das Val Grande.

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Lago Maggiore, Ossola, Piemont | Keine Kommentare

Nationalpark Val Grande: Vom Bivacco Curgei nach Cicogna, oder: Die Suche nach der verschollenen Alm.

Das gigantische Naturschauspiel des im Sonnenaufgang glühenden Monte Rosa Massivs treibt uns früh aus den gemütlichen Feldbetten des Bivacco Curgei, dessen “Luxus” wir hier ja bereits beschrieben haben.Val_Grande-Alpe-Curgei-Monte-Rosa

Unser heutiges Ziel ist Cicogna, der letzte Vorposten der Zivilisation im südlichen Val Grande Nationalpark. Aber nicht auf dem direkten Weg, sondern durch den Kessel des Val Pobbie und Val_Grande_Val-Pobbie-Pizzo-Maronevorbei an der exponierten Alm La Soliva. Die ersten Stunden des Wegs sind von der Terrasse des Bivacco Curgei gut einsehbar und La Soliva am Gegenhang ist laut Karte ein erstklassiger Orientierungspunkt um den Einstieg ins wilde Val Marona zu finden. Aber wo ist denn nur die Alm? Selbst die Suche mit dem Fernglass erschließt das Geheimnis nicht, obwohl sie, laut Karte, mitten am gegenüberliegenden Hang positioniert sein soll.  Davon unbeeindruckt wandern wir gemächlich über den grünen Bergrücken in Richtung Pian Cavallone.

Val_Grande_Curgei-Monte-Rosa

Die Morgensonne im Gesicht und einen herrlichen Panoramablick über das Val Pogallo und den Monte Rosa im Rücken geht es leicht bergauf. Groteske Relikte wie die Ruine der im 2. Weltkrieg zerstörten Albergo Pian Cavallone gestalten den  Weg sehr abwechslungsreich, von den Tiefblicken auf den Lago Maggiore ganz zu schweigen! Auf der anderen Seite des Rückens erwartet uns der Kessel des Val Pobbie. Mannshohes Gras säumt den Pfad, der mit wenig Höhenunterschieden die Steilhänge bis hinüber zu unserer verschollenen Alm La Soliva quert. Einige Passagen sind durch Ketten gesichert, sind aber kein echtes Problem, sondern eher das Salz in der Suppe auf diesem eindrucksvollen Pfad. Die Sonne heizt uns ordentlich ein und der Weg zieht sich. Irgendwie sah das gestern von der Hüttenterrasse viel kürzer aus! Wo ist sie nur, diese Alm? Aber falsch machen kann man ja nichts. Trampelpfad voraus und links und rechts ein Steilhang, einer nach oben, einer nach unten.Val_Grande_La-SolivaGegen Mittag lüften wir dann das Geheimnis doch noch. In einem Wäldchen, das es auf der Wanderkarte noch nicht gibt, entdecken wir die Ruinen der Alpe La Soliva. Kein Wunder dass von gegenüber nichts zu sehen war! Die Natur hat sich die Alpe zurückgeholt und sie vollständig unter einem grünen Dach verschwinden lassen! Und das an einer Stelle, an der der Wald auf der Karte 200 Meter höher verzeichnet ist! Einmal mehr wird uns klar, dass der Mensch in dieser Urlandschaft nur zu Gast ist und auch wie endlich alles ist was er hier mühsam geschaffen hat.

Val_Grande-Alpe-La-Soliva Kurz hinter der Alm beginnt in der Tat der steile Abstieg ins Val Marona. Endlose Kehren führen steil durch Buchenwald hinunter. Mit glühenden Sohlen erreichen wir den Wildbach, der sich gurgelnd zwischen riesigen Felsblöcken hindurch schlängelt. Und das sollten wir ab hier auch tun! Der Weg verläuft überwiegend im Bachbett, aber dennoch ist die Orientierung zwischen den Felsen nicht ganz einfach.Val_Grande-Val-Marona So manche artistische Einlage hat es gegeben, bei den Sprüngen von Fels zu Fels. Im Abstieg durchqueren wir die beiden verlassenen Weiler Teggia und Tregugno. Eindrucksvoll zeigt sich auch hier wie sich die Natur das Land zurückerobert. Als der Mensch ging kam der Farn, und dann die Kastanien und die Buchen. Was muss es für eine Mühsal gewesen sein die kleinen von akuraten Mauern gesäumten Ackerterrassen anzulegen und mit Roggen zu bestellen? Auch die sind heute von der grünen Wildnis überwuchert….

Val_Grande-Alpe-Teggia1Über eine kleine Brücke queren wir den Rio Pogallo, bevor es auf der anderen Seite der Schlucht steil bergauf in Richtung Cicogna geht. Die letzten 20 min. sind ein Genuß besonderer Art. Wir stoßen auf die “Strada Sutermeister”, benannt nach Carlo Sutermeister, dem “Holzbaron” des südlichen Val Grande der hier zu Beginn des letzten Jahrhunderts intensiv Holzwirtschaft betrieb.Val_Grande-Alpe-Teggia Und die “Strada” verdient ihren Namen! Eine Wanderstraße die kurz vor Cicogna so exakt mit Felsplatten belegt ist, dass auch ein Auto hier keine Probleme hätte. Dieses eindrückliche Erlebnis sollte schließlich dazu führen, das wir uns im Weiler Cicogna einquartierten um die Gegend mit Ihren Relikten der Holzfällerkultur und auch die Strada Sutermeister genauer zu erkunden.

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Hier geht es zum “besten” Wanderführer für das Val Grande (Rezension)

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Lago Maggiore, Ossola, Piemont | 4 Kommentare

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