Vom Valle Maggia ins Centovalli… zum besten Brassato des Tessin (3/3)

Der Abstieg von der Alpe di Ribia ins Val Vergeletto ist exakt so steil wie er von oben aussah. Durch den Wald windet sich der Weg in engen Kehren hinunter über einige mit Drahtseilen versicherte Felsplatten, bis wir schließlich beim Weiler Piei 900 Meter tiefer den Talboden erreichen.

Auf dem Fahrweg schlendern wir in Richtung Vergeletto, von wo der Schweizer Postbus die 6km nach Mosogno überbrückt. Am oberenMosogno Ortseingang führt ein schön gepflasterter Weg hinunter zum alten Teil des Dorfes, der nur zu Fuß erreichbar ist. Hier steht die Zeit still…und das nur 100 Höhenmeter von der nächsten Straße!

100 Meter weiter unten queren wir sie Schlucht auf der Ponte Nuovo.

Ab hier steht der Weg mal wieder abschnittsweise unter dem Motto "Blut, Schweiss und Tränen". Steil windet sich der Pfad im Mischwald empor. Ohne dass wir noch daran glauben, erreichen wir schließlich nach 700 Metern Steilaufstieg eine schöne Waldlichtung die auf einem Sattel oberhalb der Monti di Comino liegt. Hier hat uns der Tageswandertourismus wieder. Mit der kleinen 4er Seilbahn lässt es sich eben zu leicht aus dem Centovalli "einschweben". Monti di Comino Los ist trotzdem nichts.

Wir schlendern fast eben an der Kirche  Madonna della Segna vorbei hinüber zum Tagesziel "Alla Capanna". Die herrliche Terrasse  mit den Granittischen ist eine Oase für uns ausgepowerte Wanderer. Der Empfang ist sehr herzlich und das isotonische Weissbier, das wir in Anbetracht des Flüssigkeitsverlustes beim Aufstieg zunächst dem Merlot del Ticino vorziehen, ist an diesem Ort zwar nicht gerade stilecht, zischt aber dennoch ordentlich!

Die Capanna ist eine hervorragende Wahl. Sehr gepflegt, top Duschen und ein geräumiges, blitzsauberes Matratzenlager unter dem Dach. Nur der Blick ins Centovalli und auf den Gridone wird heute mehr und mehr von Wolken getrübt.

Das tut allerdings dem kulinarischen Höhepunkt am Abend keine Abbruch. Das Brassato (in Rotwein geschmorter Rinderbraten) mit Risotto ist ein Alla-Capanna-Monti-di-CominoTraum! Da das aber nur mit stundenlangem Schmurgeln erreichbar ist, sollte man auf jeden Fall vorab reservieren und dabei das Codewort "Brassato" erwähnen. Das klappt prima, da die nette Wirtin Deutsch spricht. Wir haben dann auch noch das Glück alleine hier zu sein und daher die volle Aufmerksamkeit in Küche und Service zu genießen.

Wem nach einer schönen Alternative ist, der kann auch eben 10 min weiter gehen und im Al Riposo Romantico ebenfalls am Granittisch schlemmen. Nelly, die frühere Wirtin, ein Tessiner Original und wohl im halben Kanton bekannt, hat das Riposo seit einiger Zeit abgegeben. Das führte durchaus zu einer positiven Weiterentwicklung von traditioneller Grottokost, hin zu bodenständigen Slow Food gerechten Feinheiten, wie andere Gäste von dort berichten.

Entdecken Sie mehr: Vom Valle Maggia zur Capanna Alzasca (1. Tag)

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2 Kommentare zu “Vom Valle Maggia ins Centovalli… zum besten Brassato des Tessin (3/3)”

  1. Martinoum 09:06

    Schön, dass ihr im Capanna eine gute Erfahrung gemacht habt. Normalerweise wartet man sich hier dumm und duselig, und das Essen wird lieblos zubereitet.

    Riposo Romantico -> einfache Grottokost? Das Riposo Romantico ist der Inbegriff für eine tolle, liebevolle (und vorallem frisch zubereitete) Küche.

  2. Marianaum 11:21

    Wir haben eine Nacht im Capanna und eine Nacht im Riposo Romantico verbracht.
    Das Riposo als einfach Grottokost zu bezeichnen ist völlig falsch. Was hier serviert wird ist Essen höchster Qualität! Liebevolle Zubereitung frischer, lokaler und biologischer Produkte. Slow Food Küche vom Feinsten. Für Geniesser absolut empfehlenswert.
    Das Essen im Capanna war nicht schlecht, einfache Hausmannskost. Riesige Portionen für hungrige Wanderer ohne allzu hohe kulkinarische Ansprüche.
    Ich weiss, wohin ich das nächste Mal gehe…

    Anmerkung von Mountainzones: Das Riposo hat inzwischen den Wirt gewechselt und die kulinarische Steigerung ist nur zu begrüßen. Der Bericht wurde dahingehend aktualisiert. Im Capanna haben wir wohl davon profitiert, dass die Chefin uns (und nur uns) auf Vorbestellung bekocht und umsorgt hat. Aber das war top!

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