Es ist nicht einfach die gemütliche Etzlihütte zu verlassen, wenn draußen Nebel, Nieselregen sowie 500 Höhenmeter Aufstieg und knapp 1100 Meter Abstieg warten. Aber Wetterbesserung ist vorhergesagt! Also laufen wir der Sonne entgegen und zeigen Mut zur “Lücke”, … zur Pörtlilücke. Der Übergang ins Fellital auf 2550m ist jedoch einfach. Teils geröllig und über kleine Schneefelder ist der Paß schnell erreicht.
Auf der anderen Seite ist fast der gesamte Abstieg ins Fellital einsehbar. Die im Talgrund gelegene Waldi Alm steuern wir aus der Hubschrauberperspektive an, so steil ist der Hang. Auf dennoch gutem Weg und durch herrliche Alpenrosenfelder “schweben” wir ein. Da sind die 1100 Meter Abstieg ein Genuss, zumal inzwischen die Sonne den Südwesthang in eine wohlig warmes Plätzchen verwandelt. Im Talboden stellt sich eine schwierige Frage: Sollen wir noch den schönen Talschluß erkunden, hinter dem der Oberalppaß liegt, oder sind wir faul und genießen die Nachmittagssonne auf der Terrasse der Treschhütte?
Wir entscheiden uns für Letzteres! Die Ferkel die uns am Bach vor der Waldi Alm zwischen den Füßen herumspringen. lassen wir leben im Vertrauen darauf, dass der Hüttenwirt schon was ordentliches auf den Tisch bringen wird.
Schnell kommt die Treschhütte in Sicht, die wir nach etwas mehr als 4 Stunden schließlich erreichen. Das trutzige Steinhaus mit den blau/weißen Fensterläden ist die am tiefsten gelegene Hütte des SAC (Tresch Hütte 1475m). Einen Preis für einen Höhenrekord gewinnen wir also nicht. Aber das Konzept für den Rest des Tages heißt ja eher in der Sonne dösen und die Umgebung der sehr schön am Waldrand gelegenen Hütte genießen. Unten rauscht der Fellibach, oben verziehen sich gerade die letzten Wolkenreste und in der Mitte….. WIR, die wir in der Sonne bei einem Gläschen Rotwein den Tag ausklingen lassen.
Der angenehme äußere Eindruck der Hütte täuscht nicht. Ebensowenig wie die Vermutung, dass der sehr gepflegte Hüttengarten auf Frisches zum Abendessen schließen läßt. Gut bewirtet klingt der Tag aus und wir bereiten uns schon mal mental auf den Abstieg vor, der morgen bevorsteht. An schönen alten Bergbauernhöfen vorbei geht es dann sehr angenehm zu Tal. Nach 2 Stunden endet die Idylle allerdings abrupt….. an der Gotthardautobahn , wo uns der Postbus aufnimmt und nach Amsteg zurück bringt.
-> 1. Tag, zum Hotel Maderanertal
Tags: Tresch Hütte
Es ist mal wieder eine dieser Gegenden die in der deutschsprachigen Wanderführerliteratur kaum vorkommen und schon deshalb viel einsamer und eindrücklicher sind als die zu Tode publizierten Hütten und Wege.
Also mal wieder voll nach unserem Geschmack. Auch weil damit eine intensivere Recherche und Auseinandersetzung mit der geplanten Tour erforderlich ist was das Erlebnis schon im Vorfeld intensiviert.
Dieser Zustand könnte sich allerdings ändern, seit im April 2008 im Rotpunktverlag ein hervorragender Führer zum Val Grande erschienen ist. Dieser ist nach wie vor die einzige qualitativ hochwertige deutschsprachige Informationsquelle mit vielen Hintergrundinfos und umfangreichen Tourenbeschreibungen. Was den Tatendrang vieler allerdings trotzdem dämpfen dürfte ist die Tatsache, dass der Nationalpark zwar jede Menge gut unterhaltener Hütten bietet, diese aber mit wenigen Ausnahmen unbewirtschaftet sind und auch sonst ein sehr einfaches Niveau vorherrscht. Konkret: In der Regel gibt es nur einen Holzofen, Tisch und Bänke, keine (!) Matratzen, Wasser (oft vom nächsten Bach) und eine Küchenminimalausstattung. Proviant, Isomatte und Schlafsack im Rucksack sorgen da bei Mehrtagestouren schnell für “Gewichtsprobleme”. (Infos zur Hütteninfrastruktur des Parks)
Hinzu kommt, dass die Topographie eher “schluchtig” ist und die Wegfindung oft Konzentration und gutes Orientierungsvermögen erfordert. Eben echtes GPS Gelände, wobei man sich klar darüber sein sollte, dass selbst die Schweizer Landeskarte Domodossola, die den Park abdeckt, diesen nicht präzise erfasst. Das italienische Staatsgebiet wird seit zig Jahren nicht nachgeführt. Da hat die Natur schon mal einen Weg “verschluckt” der auf der Karte als Ideallinie erscheint! Aber eins ist klar, es winkt ein tolles Naturerlebnis und viel Einsamkeit… und das nur wenige Kilometer von den touristisch voll erschlossenen Ufern des Lago Maggiore.
Die Nationalparkverwaltung (Val Grande Nationalpark) gibt sich viel Mühe sicherzustellen, dass niemand in dieser “letzten Wildnis Italiens” verloren geht. Sie beschäftigt im Park 12 Ranger die ihre Stützpunkte in nicht öffentlich zugänglichen Hütten haben die an mehreren Stellen neben den Selbstversorgerhütten liegen. Wir haben mehrfach Ranger getroffen und wurden immer gebeten unser Ziel und unsere Personalien anzugeben damit transparent wurde wer wo im Park unterwegs ist. Das waren immer sehr nette Begegnungen die dann schon mal mit einer Einladung zu Espresso und Grappa endeten.
Und so sieht das dann aus, wenn man auf Basis diverser Quellen eine skizzenhafte Grobplanung der Expedition aufstellt:
….zu den Touren im Val Grande
Tags: Val Grande
Ab Hotel Maderanertal führt der Weg zunächst weiter bergab. Die kleine Käserei Stössi direkt am Bach bietet die perfekte Möglichkeit für ein zweites Frühstück mit hausgemachtem Joghurt und Käsespezialitäten. Das kann sich bei der hervorragenden Qualität der Produkte schon mal länger hinziehen.
Der Weg windet sich schließlich an einigen schönen Almen vorbei hoch ins Etzlital. Noch bevor wir den Etzliboden erreichen “ereilt” uns schon die nächste kulinarische Herausforderung: Eine Einladung zum Ziger, einer Art Gewürzkrapfen, die uns der nette Besitzer einer der Almhütten anbietet.
So gestärkt steigen wir vom Etzliboden auf ca. 1100 Metern schliesslich durchs Tal, teilweise auf dem Fahrweg, auf zur auf 2052m gelegenen Etzlihütte.
Da schlechtes Wetter herrscht und wir die einzigen Gäste sind, genießen wir die ungeteilte Gastfreundschaft von Rita, der sehr netten Hüttenwirtin. In der gemütlichen und blitzsauberen Hütte begrüßt sie uns mit heißem Tee und einem Stück Gewürzkuchen. (Mehr zur Etzlihütte) Da kehren die Lebensgeister schnell zurück und die Hoffnung steigt, dass Petrus morgen mit uns ein Einsehen hat……
-> 3. Tag, weiter zur Treschhütte
Tags: Etzlihütte