Monatsarchiv für Juli 2008

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Durchs Maderanertal zum Hotel der Gletscherpromis des späten 19. Jahrhunderts (1/3)

Millionen brausen auf der Gotthardautobahn alljährlich vorbei und verschwinden wenige Kilometer später in der Röhre des Gotthardtunnels während über ihnen, bei Amsteg, ein herrliches Hochtal samt historischem Hotel darauf wartet entdeckt zu werden.

Auf schmaler Serpentinenstraße windet sich der Postbus hoch zur Talstation der Luftseilbahn von Golzern. Der erste Blick schockiert zunächst. Unwetter August 2005 Die Bautafel neben der nagelneuen Talstation zeigt ein Luftbild der Verwüstungen des Hochwassers vom 22./23. August 2005, das u.a. die Seilbahnstation zerstörte als sich die Fluten mitten durch den Ort wälzten.

Die kleine Gondel bringt uns auf 1400 Meter in das liebliche Almgebiet um Golzern. Auf zunächst breiten Spazierwegen, vorbei am Golzernsee und der  Hotel MaderanertalWindgällenhütte steigt der Weg langsam an und nähert sich dem hinteren Talschluß, den der Hüfigletscher bildet. Den bekommen wir jedoch nicht aus der Nähe zu sehen da die “Attraktion” des heutigen Tages im Abstieg bei 1400 m liegt. Nach ca. 3.5 Stunden erreichen wir unser Ziel, das Hotel Maderanertal.

Das Haus samt Nebengebäude, in dem heute ein Matratzenlager untergebracht ist hat zwar schon bessere Zeiten gesehen. Es atmet aber dennoch den Charme des ausgehendenHotel Maderanertal 19. Jahrhunderts als bekannte Größen wie Friedrich Nietzsche oder Gerhard Hauptmann hier nächtigten und das Hotel bei Luftkurgästen aus besseren Kreisen beliebt war. Auch der Gästebucheintrag von Felix Mendelsohn Bartholdy ist noch zu besichtigen. Zur wechselhaften Geschichte des Hotels

Alte Bilder und Postkarten zeugen von diesen Zeiten als die Wanderung zum Hüfigletscher die Hauptattraktion  und noch bedeutend kürzer war als heute, wo sich das ewige Eis weit in den Talschluß zurückgezogen hat. Maderanertal 064 Der auf die Hauswand gemalte Wegweiser Richtung Gletscher zeugt noch heute von diesem Ziel berühmter Wanderer.

Unter den Platanen im Vorgarten des Hotels entspannen wir, die wir weniger berühmt sind, nach der Tour und vor einer einfachen Übernachtung im Lager neben dem Haupthaus oder den Zimmern der illustren Gäste von damals.

Trotz der Schlichtheit und des Eindrucks, dass der “Lack schon seit längerem etwas ab ist” ein irgendwie besonderer Ort der eine Übernachtung wert ist…

Hotel Maderanertal

-> 2. Tag, weiter zur Etzlihütte

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hotels, Hütten, Schweiz, Täler | Keine Kommentare

Val Grande Nationalpark (3/3): Von In La Piana zur Seilbahn der Holzfäller und weiter auf den Aussichtsbalkon von La Colma.

Der Holzofen bullert während draußen das Genuatief seine nasse Fracht in Strömen ablädt. Da gewinnt so eine karge Granithütte eine neue Dimension der Gemütlichkeit! Aber auch und gerade bei diesem Wetter kommt der Charakter des Val Grande voll zur Geltung….Wildnis eben!

In La PianaAm Ostrand der Lichtung unterhalb der Hütten von In La Piana  biegen wir Richtung Süden ab, entgegen der Richtung in die die Wegweiser hinunter zum Fluss weisen.

Herrlich zieht sich der Weg durch den Wald relativ eben dahin. Wir bleiben immer etwa 100m über dem Fluss und marschieren einige Steilstufen überwindend weiter ins Val Gabbio. Nach ca. 15 min. erinnert uns eine Warntafel am Abzweig zur Val Grande Schlucht, dass diese Wildnis durchaus gefährlich werden kann. Der Weg durch die Schlucht führte früher teils über in die senkrechte Wand gebaute Holzstege die längst verfallen sind. Da es immer wieder zu schweren Unfällen kam, ist er heute gesperrt und sollte auch nicht begangen werden.

In-La-Piana-2Wir gehen weiter, überwinden einige heikle Meter  an Stellen wo der Weg über Felsen und abgerutschte Passagen führt und überqueren den Bach auf einer Holzbrücke kurz vor dem Bivacco Val Gabbio. Ab hier erwartet uns mal wieder ein 800 Meter Aufstieg der zunächst auf den Sattel La Colma führt. Dort sind noch die Reste einer Seilbahnstation zu sehen, die nicht etwa Wanderern diente, sondern die während der intensiven   Holzwirtschaftsperiode im Val Grande bis in die 1950er Jahre zum Holztransport genutzt wurde. Beim Anblick dieser grünen Wildnis ist es heute kaum vorstellbar, dass hier eine richtige Holzindustrie existierte.

Unser Weg führt weiter bergauf, über einige Steilstufen, über Bäche und an kleinen Wasserfällen vorbei in Richtung Alpe La Colma (1728m). Bei gutem Wetter ist dies ein herrlicher Abschnitt und man sollte genug Zeit für Badepausen einplanen!

Val Grande 113Die Alpe La Colma liegt direkt auf dem Grat zwischen dem Val Grande und der Ossola. Bei gutem Wetter ein genialer Aussichtsbalkon mit Weitblick über den Nationalpark und in Richtung Monte Rosa. Leider war uns der wetterbedingt nicht vergönnt….

Aber immerhin ist die Hütte gut in Schuss und ganz gemütlich. Die im einzigen Hüttenraum gelagerten zwei Festmeter Holz sorgen dafür, dass wir bei Nebel und Regen draußen drinnen ordentlich einheizen können. Der Brunnen vor der Hütte ist auf Grund eines Leitungsschadens trocken. Aber notfalls findet man Wasser auf dem Weg zum Pizzo Proman (hinter der Hütte), Alpe La Colma dem Hüttenaussichtsgipfel, der heute leider nicht mal zu sehen ist. Der Granittisch mit Monte Rosa Blick vor der Hütte bleibt heute Dank Dauerregens unbenutzt. Beim abendlichen Spaghettiessen am Holzherd freuen wir  uns mal wieder wie engagiert die Nationalparkverwaltung das Hüttennetz im Val Grande ausgebaut hat und instandhält.

Der Weg ins Tal nach Premosello ist mit 1500 Metern Abstieg nicht zu unterschätzen. Abwechslungsreich und im oberen Teil steil führt er über die bewaldeten Rinnen und Bachrunsen hinunter. Einige kleine Almsiedlungen mit schönen Wiesen bieten sich als perfekte Rastplätze an. Im unteren Teil des 3 stündigen Abstiegs folgt der Weg für 20 min dem Fahrsträßchen, bevor man wieder in den Kastanienwald über Premosello eintaucht. Hier muss man sich auch entscheiden ob man den Hang hinüber zum Ortsteil Colloro quert, etwa um im schönen Bed & Breakfast Ca dal Preu einen Ruhetag einzulegen.

Die 20cm Laubschicht die den Pfad Richtung Premosello bedeckt spricht dafür, dass hier selten Wanderer vorbeikommen. Durch die Gassen von Premosello nähern wir uns der Piazza, wo wir bei einem Espresso die Tour durch die letzte Wildnis Italiens ausklingen lassen.

….Val Grande Übersicht

…..zum besten deutschsprachigen Wanderführer für das Val Grande

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Piemont | 1 Kommentar

Val Grande Nationalpark (2/3): Über die Scala di Ragozzale nach In La Piana

Am Vortag war er schon zu sehen, der Weg von der Alpe Rina hinüber zum Grat unter der Testa di Menta. Ohne große Höhenunterschiede gelangen wir zunächst zur verlassenen Alpe die Menta, von wo der Aufstieg in Richtung Scala di Ragozzale beginnt. Neben tollen Tiefblicken ins die Ossola beschäftigt uns vor allem die Überlegung wie wir wohl über den scharfen Grad hinüber ins Gebiet des Val Grande Nationalparks kommen.

Kurz vor dem Passo Ragozzale auf 1960 Metern lüftet sich das Geheimnis. Die Älpler haben den Grat mit einer aus Granitplatten aufgeschichteten Rampe entschärft und die letzten fünf Meter mit in den massiven Fels gehauenen Steinstufen überbrückt! Die in den Fels gehauenen Initialen der Erbauer weisen das Jahr 1880 aus…..

Scala-Ragozzale-1 Scala-Ragozzale-2
Scala-Ragozzale-3 Scala-Ragozzale-4

Wir nehmen die Hilfe dankbar an und tauchen auf der anderen Gratseite zunächst in den Nebel ab statt den Blick über fast den gesamten Nationalpark zu genießen. Im Steilhang führt der Weg vorbei am direkt unter dem Grat gelegenen Bivacco Ragozzale Richtung Ost/Nordost unter der Testa di Menta entlang und erreicht am Punkt 1930 den Grat.

Val Grande 070An dieser Stelle muss man den Grat queren und auf der nördlichen Seite weitergehen (missverständlich auf der Karte eingezeichnet), obwohl alte Spuren auch auf der Südseite weiterführen, aber bald ins Nichts führen!  Der Weg führt auf dem bewachsenen Grat hinüber zum Piz Mottac. Ständig auf und ab und über Felsen und Wurzeln geht das ordentlich an die Kondition….

Der Piz Mottac wird nordöstlich umgangen und nach kurzem Abstieg erreichen wir die Alpe Mottac, die eine (Selbstversorger-) Übernachtungsmöglichkeit Alpe Mottacbietet. Nebenan in der Casa Forestale quartieren sich gerade zwei Ranger ein. Nach einem freundlichen “Salve” ist es bis zur Einladung auf einen Espresso und einen Grappa nicht mehr weit.  Wir steuern Apfelchips und Kekse bei und schon kommen Gedanken auf, ob wir wirklich noch den steilen Abstieg nach In La Piana antreten sollen….

Mit den Tips der Ranger versorgt ist der innere Schweinehund schnell besiegt und der steile 900 Meter Abstieg durch den Mischwald beginnt. Herrliche Tiefblicke lenken In-La-Piana uns immer wieder vom mit 15 cm Laub bedeckten Pfad ab und verursachen so manches Stolpern.  Bald sehen wir die wunderschön gelegene Waldlichtung mit den Hütten von “In La Piana” aus der Hubschrauberperspektive.

Vorbei am Überlauf des Wasserreservoirs, das uns später als Dusche dienen sollte, steigen wir ab. Nach 5 Stunden Marsch haben wir drei Hütten zur Auswahl! Wir nehmen die kleinste. Wieder mit Holzofen, Tisch und Bank, aber ohne Matratzen!

Auf einer Bank vor der Hütte  genießen wir den herrlichen Blick über die Lichtung. Darüber bauen sich bizarre und mit Bäumen überwachsene Felsformationen auf. MIn-La-Piana-Blick it den Nebelschwaden, die durch die Felsen treiben erinnert das Ganze an eine Urwaldszene in Südamerika.

Aber bevor es morgen da durch geht genießen wir noch die kulinarischen Köstlichkeiten aus dem Rucksack und die Tatsache, dass wir das alles mal wieder für uns ganz alleine haben!

….weiter zur Alpe La Colma

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Piemont | Keine Kommentare

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