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Val Vogna: Ein Rifugio mit angeschlossener Kapelle, Walserkultur vor der Tür und das beste geschmorte Kaninchen südlich des Monte Rosa.

Sant-Antonio-Val-Vogna-Schi Das “schwarze Tal” kannten wir schon von früheren Besuchen. Und genau deshalb konnten wir nicht widerstehen unsere GTA Tour mit einem erneuten Besuch dieses genialen Ortes zu verbinden. “Schwarzes Tal”, so bezeichnet Eberhard Neubronner in seinem gleichnamigen Buch das Val Vogna, ein herrliches einsames Tal südlich des Monte Rosa, wenige Kilometer von Alagna Val Sesia entfernt. Hier verbindet sich grandiose Natur mit 4000er Blicken, der  Kultur der Walser und dem Charme italienischer Gastfreundschaft in einem uns bereits bestens bekannten Rifugio.

Wir haben schon einige eindrucksvolle Impressionen unserer heutigen Etappe auf der Grande Traversata delle Alpi im Kopf Rifugio-Val-Vognaals wir den Weg von Alagna Val Sesia bis nach Riva Valdobbia per Bus abkürzen. Die Vorfreude auf das Rifugio Val Vogna im Weiler Sant’ Antonio auf 1381m ist so stark, dass wir unsere geballten Italienischkenntnisse mobilisieren um den Chef des Hause per Telefon zu überreden uns in Riva abzuholen. Das spart eine gute Stunde auf dem asphaltierten Talsträßchen und verlängert somit das zu erwartende Genußerlebnis. Wir sind schließlich erfolgreich und treffen motorisiert und damit nicht ganz stilecht im Weiler Sant’ Antonio ein.

Hier erwarten uns die eindrucksvolle Kombination alter Walserhöfe, die St. Antoniuskapelle mit Ihrer schönen Fassadenbemalung und das Rifugio Val Vogna. Letzteres strahlt Dank der Rifugio-Val-Vogna-Granitdaeengagierten Besitzer unmittelbare mediterrane Gastfreundschaft aus. Liebevoll restauriert, wie zum Beispiel die gemalten Fensterläden auf der Fassade zeigen, bietet es eine erstklassige und authentische Übernachtungsmöglichkeit auf der GTA und auch auf dem großen Walserweg, der hier mit der GTA zusammentrifft.  Die Walserhöfe und die Kapelle in direkter Nachbarschaft laden noch vor dem Abendessen zu einem Spaziergang in die Vergangenheit ein. Der Blick auf die Grantilandschaft der Steindächer von Sant’ Antonio erzeugt die richtige Muße am Ende eines eindrucksvollen Tages. Wer  “Das schwarze Tal” gelesen hat kann sich dabei richtig in die letzten im Tal verbliebenen Charaktere,Menue-Rifugio-Val-Vogna die Eberhard Neubronner in seinem Buch so eindrucksvoll beschreibt, hinein versetzen. Ein heute vergessenes Tal in dem das Überleben ein harter Kampf war und für einige wenige heute noch ist….

Uns stehen weniger harte Zeiten bevor. Wir freuen uns, mit einem Glas Rotwein in der Hand auf der Bank vor dem Haus sitzend auf die zu Dolcetto-Papa-Celsoerwartenden kulinarischen Höhepunkte. Klassischer Beginn ist eine herrliche Pasta, gefolgt von dem besten Kaninschenschmorbraten  südlich des Monte Rosa. Das butterzarte Fleisch zeugt von einer liebevollen Zubereitung mit allen Wildkräutern die das alpine Tal hergibt. Dazu traditionell eine cremige Polenta, Mangold und Insalata. Und über all das wacht “Papa Celso”  der  Namensgeber des erstklassigen Dolcetto aus dem Hause Abbona, den der Gambero Rosso mehrfach mit drei Gläsern ausgezeichnet hat. Wüssten wir nicht, dass uns morgen Kaiserwetter und eine unserer Lieblingsetappen auf der nördlichen GTA erwartet, wir blieben glatt noch einen weiteren Tag hier…..

Rifugio-Val-Vogna-SchildAm Ende siegt doch noch die Vernunft und wir ziehen uns zu nächtlicher Stunde in das gemütliche Lager direkt unter dem tonnenschweren Granitdach zurück. Schließlich wissen wir von früheren Besuchen bereits welches eindrucksvolle Bergerlebnis uns am nächsten Tag erwartet. Und da wollen wir natürlich hellwach sein!

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter GTA, Hütten, Italien, Piemont, Täler | 2 Kommentare

Von Rima über den Colle Mud ins Val Vogna. Ein digitales Höhenprofil auf Walserwegen südlich des Monte Rosa.

RimaDen kulinarischen Boxenstop im “Grillo Brillo”, der angeheiterten Grille, in Rima hatten wir bestens überstanden als wir am nächsten Morgen versuchen den Colle Mud zu lokalisieren. Der bildet den Scheitelpunkt unseres heutigen Weges hinüber nach Alagna Valsesia.

Die tief hängenden Nebelschwaden die das konsequent verhinderten sollten zum Tagesprogramm werden….  Diese Etappe auf der Grande Traversata delle Alpi hat ein für den nördlichen Teil typisches “digitales” Höhenprofil: Zwei Talorte und dazwischen ein Pass. 1000m rauf und 1000m runter. Getreu dem Motto “What goes up, must come down!”

Zunächst gemächlich und dann immer steiler windet sich der gute historische Verbindungspfad zwischen Rima und Alagna in Richtung GTA_Colle Muddes 2324 Meter hohen Colle Mud empor. Der Nebel hat uns heute fest im Griff. Und das auf einer Etappe, die wohl die besten Einblicke in die Monte Rosa Ostwand bietet, wenn der Wettergott es will…. Aber auch die dramatischen Wolkenspiele haben was für sich und so trotten wir hoch, den Blick eher auf die nähere Umgebung und die interessanten Stimmungen konzentriert die diese Wetterküche schafft. Rima verschwimmt unter uns in schemenhaftem Grau….

Umso erfreulicher, dass wir kurz nach dem Colle Mud nicht ganz unerwartet auf eine Oase stoßen. Das Rifugio Ferioli klebt auf 2264 Metern am Steilhang. Als wir Rifugio Ferioli die aus der alten Alpe Mud entstandene Hütte betreten dampfen vor den wenigen Gästen bereits die Teller mit einer köstlichen Minestrone. Schon wieder Nebel! Diesmal allerdings einer der genüsslichen Art. Der Gast hat hier eigentlich nur zwei Optionen. Entweder er bestaunt auf der Terrasse das gigantische Monte Rosa Panorama, oder er nutzt den Schutz der Hütte um bei dem uns vergönnten “Sauwetter” Minestrone und Pasta  von bester Qualität zu genießen und das dann notgedrungen auch nicht schlecht zu finden. Genial ist natürlich die Kombination!

Auch das Warten in der gemütlichen Hütte hilft nichts. Der Wettergott hat kein Einsehen. Rifugio FerioliSo machen wir uns an den steilen Abstieg nach Alagna Valsesia. Hier hat uns der moderne piemontesische Tourismus wieder. Darüber kann auch der altehrwürdige Gasthof (!) Monte Rosa, den wir beim “Einmarsch” passieren nicht hinwegtäuschen. Der Ort hat eine wechselvolle (Tourismus-)geschichte hinter sich die geprägt ist von Erschließung und Schließung. So hatte Alagna z.B. die erste kuppelbare Kabinenbahn der Welt. Erbaut 1947! Viele der Liftanlagen, die in den Rifugio Ferioli mit Colle Mud 1940er und 50er Jahren  entstanden wurden nicht konsequent weiterbetrieben und modernisiert. So war es ein stetiges auf und ab bei dem man so manches mal den Trend der Zeit verschlief. Heute ist der Monte Rosa die touristische Lebensader des Ortes. Trotz aller Infratruktur  gibt es noch viele schöne Relikte der Walser, z.B. die schönen Walserhöfe, die einen im oberen Talschluß begrüßen, noch weit bevor man das Dorfzentrum  erreicht. Dieses Volk besiedelte Alagna im 13. und 14. Jahrhundert. Von Carcoforo und Rima kommend benutzten die Walser schon Gasthof Monte Rosa Alagna Val Sesiadamals unsere GTA Route der vergangenen Tage. Einen Cappuchinostopp mit Blick auf das rege Treiben auf der Hauptstraße und einen Rundgang über den eindrucksvollen Friedhof mit seinen mit Granitschindeln gedeckten Grabmonumenten gönnen wir uns, bevor wir die drei Staßenkilometer nach Riva Valdobbia mit dem Bus abkürzen. Hier befindet sich der Einstieg zum Val Vogna, dem “Schwarzen Tal” wie es Eberhard Neubronner , der Literaturpreisträger des Deutschen Alpenvereins in seinem eindrucksvollen gleichnamigen Buch beschrieben hat. Und dort erwartet uns das wunderschöne Rifugio Valle Vogna.

zur angeheiterten Grille von Rima

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter GTA, Hütten, Italien, Piemont, Täler | Keine Kommentare

Die Capanna Cristallina - architektonische Meisterleistung, oder "Zigarrenkiste" mit Basodinoblick?

Capanna-CristallinaDie Antwort auf diese Frage muss sich jeder selbst ersteigen, in 4 Stunden und auf 1200 Höhenmetern. So weit ist es von Ossasco im Val Bedretto herauf zu dieser in mehrfacher Hinsicht einzigartigen Hütte.

Da wäre zunächst die leidvolle Geschichte, die geprägt ist von Naturgewalten und Ihren manchmal zerstörerischen Kräften. Als wir den Aufstieg im Val Bedretto beginnen haben wir noch die Bilder früherer Besuche im Kopf, wohl wissend, dass wir diesmal ganz andere Eindrücke mitnehmen werden. Wir sind auf dem Weg hinüber nach Fusio im Val Lavizzara und weiter über den Passo Campolongo in die Laventina. Die “neue” Capanna Aufstieg-Capanna-CristallinaCristallina ist unser erster Stützpunkt. Und der liegt heute auf 2575 Metern direkt am Passo di Cristallina. Die alte Hütte dagegen, deren Geschichte bis 1939 zurück reicht, befand sich unterhalb an einem allerdings sehr lawinengefährdeten Punkt. Das sollte der 1983 renovierten Bergsteigerunterkunft schon 1986 zum ersten mal zum Verhängnis werden. Im Februar beschädigt eine Lockerschneelawine Teile des Gebäudes und im Mai des selben Jahres überschüttet die Natur die Hütte mit 7 (!) Metern Feuchtschnee, was ihr den Rest gibt. Die Sektion Ticino des SAC beweist eine beeindruckende Ausdauer und Tatkraft und baut die Hütte noch im gleichen Jahr wieder auf! Doch bereits 1999 fegt eine gewaltige Lawine die sich am Pizzo Gararesc löst das Gebäude vollständig vom Berg.  Der SAC gibt sich der Natur geschlagen. Und nun folgt der nächste bemerkenswerte Aspekt der die Spannung schon während unseres Aufstiegs über die auch Anfang Juli noch reichlich vorhandenen Schneefelder steigen läßt. Die Sektion Ticino  entscheidet sich einen Architekturwettbewerb für den Neubau der Hütte auszuschreiben.

Capanna-Cristallina-1Nicht nur über das Design, sondern auch den Standort überdenkt man. Nach umfangreichen Untersuchungen wird er an einen lawinensicheren Punkt direkt am Passo di Cristallina und damit 200 Meter nach oben verlegt. 142 Projektvorschläge wurden eingebracht. Das muss keinen leichte Entscheidung gewesen sein! Den Zuschlag bekommenCapanna Cristallina Stempel schließlich die Architekten Bazerga und Mozzetti aus Locarno/Muralto mit Ihrem minimalistischen zweigeschoßigen Holzbau, der aus der Ferne an eine Zigarrenkiste erinnert und leicht entsprechenden Spott auslöst.  Aber halt! Klar, das minimalistische Design muss man mögen, unser Besuch aber bestätigt, dass es sich hier um einen hoch modernen und exzellent durchdachten Bergsteigerstützpunkt handelt. Heimelige Hüttenromantik mit offenem Kamin und Gamsgeweih an der Wand sucht man hier vergebens. Dafür sprüht das Gebäude nur so von klaren Formen, geraden Linien und einer gelungenen Kombination von Glas, Edelstahl und Holz.

Die Sanitäranlagen und Duschen zum Beispiel wählen wir spontan zum Sieger in der Kategorie “Hygiene südlich des Gotthard”. Und es kann sogar recht einsam sein, in einer Hütte die 120 Schlafplätze hat. Als wir Anfang Juli bei bestem Wetter unterwegs sind teilen wir uns diese 2600 Kubikmeter große Zigarrenkiste mit gerade mal 6 anderen Wanderern. Klar, man muss sich an das FremdkörpergeBasodino-Blickfühl das der Bau vermittelt zunächst gewöhnen, aber dann macht sich  bei uns doch schnell das Gefühl breit in einer im positiven Sinne außergewöhnlichen Hütte zu übernachten. Und spätestens als wir am nächsten Morgen bei klarer Sicht auf dem 2 Meter dicken Schneepolster am Paß vor der Hütte stehen und dem Blick auf die Gletscher des Basodino, ins Val Bavona und in Richtung Gotthard schweifen lassen, ist klar, dass der neue Standort nicht nur im Bezug auf die Sicherheit genial gewählt ist.

Lesen Sie mehr: Über den Passo del Naret nach Fusio im Val Lavizzara

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Schweiz, Tessin | 1 Kommentar

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