Archiv für die Kategorie 'Italien'

Du suchst im Moment im Archiv von Magic Mountainzones.

Darf’s ein bisschen mehr sein? Grande Traversata delle Alpi : 10 Wochen und 60.000 Höhenmeter am Stück!

GTA Das haben sich die beiden Schweizer Iris Kürschner und Dieter Haas vorgenommen. Als erfahrene Berggänger, Fotografen und Wanderführerautoren wissen sie natürlich genau auf was sie sich da einlassen. Und “Schlimmes” ist ja auch nicht zu erwarten, wie aus unseren GTA Berichten schon deutlich geworden sein dürfte. Ganz im Gegenteil! Seit Anfang Juli sind die beiden nun unterwegs und erzählen regelmäßig auf ihrer Facebook Seite über das Erlebte. Und da kommt weder die herrliche Bergwelt in den oft fast verlassenen Tälern des südwestlichen Alpenbogens zu kurz, noch die vielen kulinarischen Erlebnisse am piemontesischen Wegesrand. Dieter und Iris sind Profis, das merkt man sofort an der Qualität Ihrer Berichterstattung. Das ist kein “Social Networking Fast Food” sondern es sind eindrucksvolle, mit viel Herzblut verfasste Berichte. Sie beleuchten mit viel Sachverstand die Hintergründe am Wegesrand, von der beeindruckenden Geschichte der Täler, Orte und Menschen, bis zur durch Abwanderung vom Aussterben bedrohten Bergbauernkultur der piemontesischen Alpen.

GTA Bivacco Orsiera Dass die beiden dabei auch technisch nichts dem Zufall überlassen ist klar. Mit dem Netbook im Rucksack, dem Smartphone für die abendlichen Uploads der tollen Bilder in der Tasche und dem GPS für die geographische Dokumentation in der Hand, sind beste Voraussetzungen gegeben, dass sich die Berichterstattung der beiden täglich mehr zu einer Fundgrube für aktuelle Tipps zur GTA entwickelt. Und ein Solarpanel sorgt dafür, dass den beiden, ich meine ihren Gerätschaften, die Energie nicht ausgeht. Aber das ist nur Phase eins des Projekts. Nun sind wir gespannt auf den dann im Bergverlag Rother erscheinenden Wanderführer und die geplante Multivisionsschau! Dieter und Iris werden dabei sicher auch viel nachdenkliches und hintergründiges einfließen lassen. Denn sie möchten mit dieser Tour auch auf eine Region aufmerksam machen, die von Entvölkerung und aussterbendem Kulturgut geprägt ist. Wir haben es selbst immer GTA Alpe Cheggiowieder erlebt wie sehr zum Beispiel die Infrastruktur der GTA, die einfachen aber oft eindrucksvollen Unterkünfte oder die alten Saumwege, die sich die Natur an vielen Stellen permanent zurückholen möchte, wie all das vielerorts am “seidenen Faden” hängt. Ein Posto Tappa  Besitzer, der sich entscheidet mangels Nachfrage aufzugeben, kann an dieser Stelle für die durchgängige Begehbarkeit der GTA schon zum Problem werden. Nachdem der Weg 1979 ins Leben gerufen wurde und im deutschsprachigen Raum einen bescheidenen Aufschwung erlebte, nicht zuletzt durch ganzseitige Artikel in der FAZ und die exzellenten Wanderführer von Prof. Werner Bätzing, ist es inzwischen doch wieder sehr ruhig darum geworden.

Ein bisschen Publicity kann da nicht schaden, um zu verhindern, dass eine Schlechtwettersaison mit noch schwächerer Nachfrage gleich den einen oder anderen “Kümmerer” der GTA zum Aufgeben verleitet. Wir wünschen Iris & Dieter dabei viel Erfolg, zunächst aber einmal einen schönen Weiterweg und eine sichere Ankunft in Ventimiglia. Getreu dem Motto “Sempre avanti”! (Fotos: © D.Haas & I. Kürschner)

 

Nachdem Iris & Dieter ihre “Expedition” erfolgreich abgeschlossen haben erscheint die Dokumentation nun als Wanderführer (incl. GPS Tracks!).

Erfahren Sie mehr über die Grande Traversata delle Alpi!

Wanderführer für die Grande Traversata delle Alpi. (Von Professor Bätzing)

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter GTA, Italien, Ossola, Piemont | Keine Kommentare

Pogallo: Holzbarone und Partisanen. Eine geschichtsträchtige Sommerfrische im Val Grande Nationalpark.

Blick-auf-Pogallo Man sieht es dem Häufchen hingewürfelter Granithütten heute nicht mehr an was sich im Weiler Pogallo im südlichen Val Grande Nationalpark so alles zugetragen hat. Insbesondere wenn man sich wie wir von oben, vom Rifugio Alpe Pra, nähert wirkt die Idylle auf dem flachen Wiesengrund am Ende der Schlucht des Rio Pogallo perfekt. Eingekesselt zwischen hohen Bergen liegt der Weiler am Rande einer riesigen Wiese an der man schwerlich ohne ein Picknick zu machen vorbeikommt.

PogalloDie Amici di Pogallo, der örtliche “Heimatverein”, haben ganze Arbeit bei der Instandsetzung der Hütten geleistet und täuschen damit auch teils über die wechselvolle Geschichte dieses herrlichen Wanderziels hinweg.  Denn es war hier nicht immer so idyllisch.  Alles begann aus rein wirtschaftlichen Gründen, als Carlo Sutermeister, ein Schweizer aus Zofingen, 1870 von seinem Onkel Kornelius eine Baumwollspinnerei in Intra erbte. Das war der Startpunkt einer einzigartigen Industriellenkarriere, die auch in Pogallo ihre Spuren hinterlassen sollte. Sutermeister, eine Art “Universalgenie”, der nicht nur das erste Wasserkraftwerk Italiens in Cossogno baute, eine Schiffahrtsgesellschaft gründete, an der Gründung der Banca Populare di Intra beteiligt war, 1874, da er auch Bergfreund war, mit einem Freund die Sezione Verbano Intra des italienischen Alpenvereins gründete und nebenbei mit seiner Frau Carolina 12 Kinder zeugte; dieser Carlo Sutermeister stieg Ende des 19. Jahrhunderts in die Holzwirtschaft in Pogallo ein.  Die Bilder aus dieser Zeit erinnern ein wenig an den Goldrausch. Pogallo-um-1900

Pogallo um 1900

In Pogallo gab es damals nicht nur den riesigen Holzlagerplatz mit Seilbahnanschluss (im Bild rechts unten), sondern auch Kneipen, eine Schule und sogar eine Gefängniszelle. Schaut man sich die auch heute noch eindrucksvolle, links oberhalb des Weilers gelegene Ruine des Verwaltungsgebäudes von Sutermeister an, kann man erahnen wie gut die Geschäfte wohl liefen. Es hat schon seinen eigenen Reiz in und um Pogallo die Relikte Sutermeisters, die er nach dem Verkauf seines Unternehmens 1917 zurücklies, zu bestaunen. Von den Loren für den Holztransport, über die Umlenkkonstruktionen seiner elektrischen(!) Holztransportseilbahnen bis zum villenähnlichen Verwaltungsgebäude, ein wahrer Lehrpfad der Holzwirtschaft.

Pogallo_1 Holzlore-Pogallo
Pogallo-Seilbahn Garten-Pogallo

Nach Sutermeisters Weggang sollte bald ein weniger erfreuliches Kapitel in der Geschichte von Pogallo anbrechen. Ende 1943, mit der Formierung der Republica di Salo, entstand in Norditalien eine starke Widerstandsbewegung, was auch in den Ossola Tälern und am Lago Maggiore immer wieder zu heftigen Zusammenstößen und Gefechten führte. So auch am 30. Mai 1944, als Partisanen aus der Ossola das Hauptquartier der Faschisten in Fondotocce überfielen, 50 Gefangene machten und mit diesen und den erbeuteten Waffen ins Val Grande flohen. Was folgte war eine beispiellose Durchforstungsaktion, das Rastrellamento, zu der am 11. Juni 1944 tausende deutsche und faschistischer Soldaten unter Leitung der SS ins Val Grande aufbrachen um Jagd auf die Partisanen zu machen. Drei Wochen später sind 300 der ca. 460 Partisanen und etwa 200-250 Soldaten tot! Teils verhungerten sie, fielen während der heftigen Kämpfe, stürzten auf der Flucht ab, oder wurden Opfer der an  mehreren Orten im Val Grande durchgeführten Erschiessungen. So starben Partisanendenkmal-Pogalloam 18. Juni auch 18 junge Widerstandskämpfer in Pogallo. Ein Denkmal, eines von vier im Nationalpark, direkt neben Carlo Sutermeisters Direktionsgebäude gelegen, erinnert an diesen schlimmen Vorfall. Der Blick in die jungen Gesichter auf den Fotos die sich am Gedenkstein befinden macht den Wanderer in dieser Idylle dann doch sehr nachdenklich. Wer mehr über diese Zeit erfahren möchte besuche die “Casa della Resistenza” in Fondotocce.

Heute ist Pogallo ein eindrucksvoller, idyllischer Zwischenstopp auf Wanderungen zum Rifugio Alpe Pra, oder auf dem Weg von Cicogna durch die faszinierende Schlucht des Rio Pogallo hinauf zum schönen Bivacco Pian di Boit. Über diesen legendären Schluchtweg, der auch als “Strada Sutermeister” bekannt ist, werden wir in Kürze an dieser Stelle berichten.

Erkunden Sie mehr Touren im Nationalpark Val Grande!

Den besten Wanderführer für das Val Grande kaufen.

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Ossola, Piemont | Keine Kommentare

Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande.

Alpe-Pra-Ausblick Was für ein magischer Ort! Den Orta See und den Lago Maggiore unter uns, prähistorische Felsgravuren neben uns und ein Rifugio am besten Logenplatz weit und breit hinter uns. Das ist die Alpe Pra im südlichen Val Grande Nationalpark. Ein wahrlich einzigartiger Platz!

Und leicht zu erreichen ist diese Aussichtskanzel auch noch, ganz im Gegensatz zu den meisten Biwaks und Gipfeln in dieser Wildnis im Hinterland des Lago Maggiore. Dafür sorgt eine Mulattiera, die sich kunstvoll angelegt Mulattiera-Cicogna-Alpe-Praden steilen Hang von Cicogna, dem einzigen ganzjährig bewohnten Ort im Nationalpark herauf schlängelt.  Zwei aussichts- und einsichtsreiche Stunden dauert es den schön gepflasterten Weg zu ersteigen. Einsichtsreich auch insbesondere weil wir uns auf einem Sentiero Natura bewegen, der durch altes Kulturland führt. Auch wenn das oft erst auf den zweiten Blick erkennbar ist. Die Hänge hinter Cicogna, die wir im Aufstieg queren, sind fast komplett terrassiert. Eine absolute Notwendigkeit für den Roggenanbau, der hier bis weit ins 19. Jahrhundert das Überleben sicherte. Allerdings hat die Natur eindrücklich bewiesen, wer auf Dauer der Stärkere ist! Noch nicht mal in der Draufsicht vom schönen Bivacco Curgei, wo wir Tage zuvor übernachteten, waren diese Terrassen erkennbar. Erst wenn im Spätherbst das Laub der Kastanienbäume gefallen ist bietet sich ein ganz anderes “Luftbild”. Nun aber sind wir vor Ort! Direkt dran an den kunstvoll aufgeschichteten Trockensteinmauern und mitten drin in den oft nur wenigen Quadratmetern kostbaren Landes, das die Älpler dem Berg abgerungen hatten und das er sich inzwischen wieder geholt hat.

Aber nicht nur vegetarisches boten die Hänge über Cicogna. Auf ca. 920 Metern höhe kommen wir an einem Ort vorbei der als “Il Roccolo” bezeichnet wird. Hier hatte Don Giovanni Battista Benzi, der von 1818 bis 1858 als Pfarrer in Cicogna wirkte eine Vogelfanganlage errichtet, wie man sie insbesondere in Rifugio-Alpe-Prader Lombardei noch oft vorfindet. Ein Roccolo ist ein von mehreren Baum- und Buschreihen umgebener, in der Regel dreistöckiger, Turm. Diese “Fallen” waren an den Flugrouten der Singvögel positioniert. Durch Lockvögel wurden die  gefiederten “Delikatessen” zur Landung animiert um nur kurz danach von den im Turm befindlichen Jägern aufgeschreckt und damit in die zwischen den Büschen verspannten Netzte getrieben zu werden. Der Rest ist selbsterklärend…. Die Singvogeljagd ist auch heute noch vielen Tierschützern ein Dorn im Auge und wurde auch vielerorts längst verboten, so im nahen Tessin bereits seit 1875. Und dennoch war es wohl für Don Giovanni damals eher eine willkommene Aufbesserung des kargen Speisezettels.

Alpe-Pra-PanoramaWeiter oben öffnet sich der Blick und unsere Aufmerksamkeit gilt wieder den Bergen über uns und den Seen unter uns. Was für eine Kombination! Die von einer rechtwinkeligen Mauer eingefasste Aussichtswiese direkt vor dem Rifugio Alpe Pra (in der Regel nur am Wochenende offen; Übernachtung nur Samstag auf Sonntag) bietet ein atemberaubendes Panorama  das von den Borromäischen Inseln über den Orta See bis hin zum Monte Rosa reicht. Letzterer versteckt sich im Westen fotogen hinter dem Grat der Corni di Nibbio. Dass auch unseren Vorfahren die Magie dieses Ortes nicht verborgen blieb ist bei diesem Ausblick nicht weiter verwunderlich. Belegt wird es durch prähistorische Gravuren, die sich auf einem Felsblock nahe den Hütten der verfallenen Alpe etwas unterhalMonte-Rosab des Rifugio Pra befinden.  In der Neuzeit passierte hier weniger rühmliches. Nachdem das Gebäude des heutigen Rifugio Alpe Pra zunächst im Besitz eines Lombardischen Textilindustriellen war ging es nach dessen Tod 1939 in den Besitz der italienischen Gebirgstruppen über um dann im Juni 1944 durch die Deutschen im Rahmen einer gegen Partisanen gerichteten Säuberungsaktion, des Rastrellamento, bombardiert und zerstört zu werden.  Und dennoch ist es schwer sich von diesem Ort loszureißen.

Aber die Höhepunkte dieses Tages sollten noch folgen. Unser Weg führt uns nämlich weiter nach Pogallo und über die Strada Sutermeister zurück nach Cicogna. Und diese “Strada” ist ein “Muss” für jeden Val Grande Aspiranten. Doch dazu in Kürze mehr….

Erfahren Sie mehr über Touren im Val Grande Nationalpark

Der beste Wanderführer und die beste Karte für das Val Grande:

image4 Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande. image5 Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande.
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Italien, Lago Maggiore, Piemont | 2 Kommentare

« Vorherige Einträge - Nächste Einträge »