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Frühstück über den Granitdächern von Malesco: Das Leon d’Oro, ein Top-Stützpunkt für Wanderungen im Val Grande Nationalpark

Val-Grande-Bocchetta-TerzaSollen wir uns nach intensiven und anstrengenden Tagen im Val Grande Nationalpark dem “süßen Leben” im mediterran geprägten Valle Vigezzo hingeben? Oder doch lieber wie geplant eine weitere Selbstversorgerübernachtung im Bivacco Alpe Uovo “auf uns nehmen”? Wir sitzen in der Scharte der Bocchetta di Terza  im Val Grande Nationalpark und grübeln, während wir die grandiose Aussicht über das Val Pogallo und hinunter ins Val Vigezzo, der italienischen Verlängerung des Tessiner Centovalli, genießen. Wir kalkulieren Gehzeiten und Abfahrtszeiten der Centovallibahn, die wir am nächsten Tag erreichen wollen. Schließlich finden wiLeon-Doro-Malesco-Loewer schnell eine logische Begründung um den inneren Schweinehund siegen zu lassen und auf direktem Weg die 3 Stunden durch herrliche Wälder und am Wildbach entlang nach Finero abzusteigen. Wir sollten es nicht bereuen, denn das Bed & Breakfast “Leon d’Oro” in Malesco erwies sich als echter Volltreffer! Zuvor allerdings genossen wir noch die freundliche Unterstützung einer jungen Italienerin, die uns mit ihrem Cinquecento die 4km Straße hinunter nach Malesco ersparte. “Granzie Mille!”

Leon-d'Oro-Malesco-KuecheIn den engen Gassen Malescos angekommen schlendern wir, mit unseren schweren Rucksäcken etwas deplaziert wirkend, in Richtung “Leon d’Oro” im Zentrum des 1500 Seelen Dorfs. Den Tipp hatten wir schon in Cicogna bekommen und irgendwie ging er uns nicht mehr aus dem Kopf. Der Empfang in dem alten Bürgerhaus, das wie fast alle hier mit schweren Granitplatten gedeckt ist, fällt dann eher grimmig aus. Das in Stein gehauen Maskottchen des Goldenen Löwen, das im kleinen Innenhof neben dem Leon-d-Oro-MalescoEingang fast in Lebensgröße an der Wand hängt sieht furchteinflößend aus! Diese Löwen-Kampfhund Mutation verliert aber sofort Ihren Schrecken, als wir uns dem liebevoll dekorierten Eingangsbereich nähern und die Schiefertafel mit einem großen “Benvenuti” entdecken, die uns ins Innere dirigiert. Der Empfang ist überaus freundlich. Im Haus wird sofort viel Liebe zum Detail spürbar. Kein Zimmer gleicht dem anderen. Die Rustikale Einrichtung strahlt eine intensive Behaglichkeit aus. Genau das Richtige nach entbehrungsreichen, aber intensiven Tagen im Val Grande. In umgekehrter Richtung wäre das sicher auch eine interessante Erfahrung! Wir belegen sofort den zentralen Ort des Hauses, die gemütliche Wohnküche, mit Beschlag. Die Zivilisation hat uns wieder. Und wie!

Malesco-GassenAm nächsten (glasklaren) Morgen genießen wir das Highlight des “Leon d’Oro”, die sensationelle Dachterrasse auf der inmitten der Granitdächerlandschaft des historischen Ortskerns ein Frühstück mit Alpenpanorama serviert wird! Zum Greifen nah sind die Balkone der Nachbarhäuser, die wir schon am Abend zuvor, schön iluminiert, bewundert hatten. Hier könnten wir Stunden verbringen und den morbiden Charme Malescos genießen. Aber noch wartet der Dorfrundgang auf uns. Und der ist mit seinen lokalen Sehenswürdigkeiten auchMalesco-Kirche nicht zu verachten. Angefangen vom Wappentier des Ortes, dem Drachen, der übergroß den Brunnen vor der Pfarrkirche besetzt hat, bis zu den eindrucksvollen Fresken die man in dieser Dorfkirche mit ihrem schönen Friedhof Malesco-Drachenie vermuten würde, ist Malesco einen Dorfbummel wert. Sogar für Sportfans ist etwas spezielles geboten. Boccia mit würfelförmigen “Kugeln”. Und wir hatten wirklich nicht damit gerechnet ausgerechnet in Malesco Malesco-Frescoetwas zum ersten Mal zu sehen. Was bleibt ist der obligatorische Cappuchino in der Bahnhofsbar und die eindrucksvolle Zugfahrt mit der Centovallibahn, die Locarno und Domodossola verbindet, zurück zu unserem Startpunkt. Was bleibt ist aber auch das Bewusstsein und die Freude, einen besonderen (Unterkunfts-)Ort entdeckt zu haben!

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hotels, Italien, Piemont | 1 Kommentar

Pogallo: Holzbarone und Partisanen. Eine geschichtsträchtige Sommerfrische im Val Grande Nationalpark.

Blick-auf-Pogallo Man sieht es dem Häufchen hingewürfelter Granithütten heute nicht mehr an was sich im Weiler Pogallo im südlichen Val Grande Nationalpark so alles zugetragen hat. Insbesondere wenn man sich wie wir von oben, vom Rifugio Alpe Pra, nähert wirkt die Idylle auf dem flachen Wiesengrund am Ende der Schlucht des Rio Pogallo perfekt. Eingekesselt zwischen hohen Bergen liegt der Weiler am Rande einer riesigen Wiese an der man schwerlich ohne ein Picknick zu machen vorbeikommt.

PogalloDie Amici di Pogallo, der örtliche “Heimatverein”, haben ganze Arbeit bei der Instandsetzung der Hütten geleistet und täuschen damit auch teils über die wechselvolle Geschichte dieses herrlichen Wanderziels hinweg.  Denn es war hier nicht immer so idyllisch.  Alles begann aus rein wirtschaftlichen Gründen, als Carlo Sutermeister, ein Schweizer aus Zofingen, 1870 von seinem Onkel Kornelius eine Baumwollspinnerei in Intra erbte. Das war der Startpunkt einer einzigartigen Industriellenkarriere, die auch in Pogallo ihre Spuren hinterlassen sollte. Sutermeister, eine Art “Universalgenie”, der nicht nur das erste Wasserkraftwerk Italiens in Cossogno baute, eine Schiffahrtsgesellschaft gründete, an der Gründung der Banca Populare di Intra beteiligt war, 1874, da er auch Bergfreund war, mit einem Freund die Sezione Verbano Intra des italienischen Alpenvereins gründete und nebenbei mit seiner Frau Carolina 12 Kinder zeugte; dieser Carlo Sutermeister stieg Ende des 19. Jahrhunderts in die Holzwirtschaft in Pogallo ein.  Die Bilder aus dieser Zeit erinnern ein wenig an den Goldrausch. Pogallo-um-1900

Pogallo um 1900

In Pogallo gab es damals nicht nur den riesigen Holzlagerplatz mit Seilbahnanschluss (im Bild rechts unten), sondern auch Kneipen, eine Schule und sogar eine Gefängniszelle. Schaut man sich die auch heute noch eindrucksvolle, links oberhalb des Weilers gelegene Ruine des Verwaltungsgebäudes von Sutermeister an, kann man erahnen wie gut die Geschäfte wohl liefen. Es hat schon seinen eigenen Reiz in und um Pogallo die Relikte Sutermeisters, die er nach dem Verkauf seines Unternehmens 1917 zurücklies, zu bestaunen. Von den Loren für den Holztransport, über die Umlenkkonstruktionen seiner elektrischen(!) Holztransportseilbahnen bis zum villenähnlichen Verwaltungsgebäude, ein wahrer Lehrpfad der Holzwirtschaft.

Pogallo_1 Holzlore-Pogallo
Pogallo-Seilbahn Garten-Pogallo

Nach Sutermeisters Weggang sollte bald ein weniger erfreuliches Kapitel in der Geschichte von Pogallo anbrechen. Ende 1943, mit der Formierung der Republica di Salo, entstand in Norditalien eine starke Widerstandsbewegung, was auch in den Ossola Tälern und am Lago Maggiore immer wieder zu heftigen Zusammenstößen und Gefechten führte. So auch am 30. Mai 1944, als Partisanen aus der Ossola das Hauptquartier der Faschisten in Fondotocce überfielen, 50 Gefangene machten und mit diesen und den erbeuteten Waffen ins Val Grande flohen. Was folgte war eine beispiellose Durchforstungsaktion, das Rastrellamento, zu der am 11. Juni 1944 tausende deutsche und faschistischer Soldaten unter Leitung der SS ins Val Grande aufbrachen um Jagd auf die Partisanen zu machen. Drei Wochen später sind 300 der ca. 460 Partisanen und etwa 200-250 Soldaten tot! Teils verhungerten sie, fielen während der heftigen Kämpfe, stürzten auf der Flucht ab, oder wurden Opfer der an  mehreren Orten im Val Grande durchgeführten Erschiessungen. So starben Partisanendenkmal-Pogalloam 18. Juni auch 18 junge Widerstandskämpfer in Pogallo. Ein Denkmal, eines von vier im Nationalpark, direkt neben Carlo Sutermeisters Direktionsgebäude gelegen, erinnert an diesen schlimmen Vorfall. Der Blick in die jungen Gesichter auf den Fotos die sich am Gedenkstein befinden macht den Wanderer in dieser Idylle dann doch sehr nachdenklich. Wer mehr über diese Zeit erfahren möchte besuche die “Casa della Resistenza” in Fondotocce.

Heute ist Pogallo ein eindrucksvoller, idyllischer Zwischenstopp auf Wanderungen zum Rifugio Alpe Pra, oder auf dem Weg von Cicogna durch die faszinierende Schlucht des Rio Pogallo hinauf zum schönen Bivacco Pian di Boit. Über diesen legendären Schluchtweg, der auch als “Strada Sutermeister” bekannt ist, werden wir in Kürze an dieser Stelle berichten.

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Ossola, Piemont | Keine Kommentare

Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande.

Alpe-Pra-Ausblick Was für ein magischer Ort! Den Orta See und den Lago Maggiore unter uns, prähistorische Felsgravuren neben uns und ein Rifugio am besten Logenplatz weit und breit hinter uns. Das ist die Alpe Pra im südlichen Val Grande Nationalpark. Ein wahrlich einzigartiger Platz!

Und leicht zu erreichen ist diese Aussichtskanzel auch noch, ganz im Gegensatz zu den meisten Biwaks und Gipfeln in dieser Wildnis im Hinterland des Lago Maggiore. Dafür sorgt eine Mulattiera, die sich kunstvoll angelegt Mulattiera-Cicogna-Alpe-Praden steilen Hang von Cicogna, dem einzigen ganzjährig bewohnten Ort im Nationalpark herauf schlängelt.  Zwei aussichts- und einsichtsreiche Stunden dauert es den schön gepflasterten Weg zu ersteigen. Einsichtsreich auch insbesondere weil wir uns auf einem Sentiero Natura bewegen, der durch altes Kulturland führt. Auch wenn das oft erst auf den zweiten Blick erkennbar ist. Die Hänge hinter Cicogna, die wir im Aufstieg queren, sind fast komplett terrassiert. Eine absolute Notwendigkeit für den Roggenanbau, der hier bis weit ins 19. Jahrhundert das Überleben sicherte. Allerdings hat die Natur eindrücklich bewiesen, wer auf Dauer der Stärkere ist! Noch nicht mal in der Draufsicht vom schönen Bivacco Curgei, wo wir Tage zuvor übernachteten, waren diese Terrassen erkennbar. Erst wenn im Spätherbst das Laub der Kastanienbäume gefallen ist bietet sich ein ganz anderes “Luftbild”. Nun aber sind wir vor Ort! Direkt dran an den kunstvoll aufgeschichteten Trockensteinmauern und mitten drin in den oft nur wenigen Quadratmetern kostbaren Landes, das die Älpler dem Berg abgerungen hatten und das er sich inzwischen wieder geholt hat.

Aber nicht nur vegetarisches boten die Hänge über Cicogna. Auf ca. 920 Metern höhe kommen wir an einem Ort vorbei der als “Il Roccolo” bezeichnet wird. Hier hatte Don Giovanni Battista Benzi, der von 1818 bis 1858 als Pfarrer in Cicogna wirkte eine Vogelfanganlage errichtet, wie man sie insbesondere in Rifugio-Alpe-Prader Lombardei noch oft vorfindet. Ein Roccolo ist ein von mehreren Baum- und Buschreihen umgebener, in der Regel dreistöckiger, Turm. Diese “Fallen” waren an den Flugrouten der Singvögel positioniert. Durch Lockvögel wurden die  gefiederten “Delikatessen” zur Landung animiert um nur kurz danach von den im Turm befindlichen Jägern aufgeschreckt und damit in die zwischen den Büschen verspannten Netzte getrieben zu werden. Der Rest ist selbsterklärend…. Die Singvogeljagd ist auch heute noch vielen Tierschützern ein Dorn im Auge und wurde auch vielerorts längst verboten, so im nahen Tessin bereits seit 1875. Und dennoch war es wohl für Don Giovanni damals eher eine willkommene Aufbesserung des kargen Speisezettels.

Alpe-Pra-PanoramaWeiter oben öffnet sich der Blick und unsere Aufmerksamkeit gilt wieder den Bergen über uns und den Seen unter uns. Was für eine Kombination! Die von einer rechtwinkeligen Mauer eingefasste Aussichtswiese direkt vor dem Rifugio Alpe Pra (in der Regel nur am Wochenende offen; Übernachtung nur Samstag auf Sonntag) bietet ein atemberaubendes Panorama  das von den Borromäischen Inseln über den Orta See bis hin zum Monte Rosa reicht. Letzterer versteckt sich im Westen fotogen hinter dem Grat der Corni di Nibbio. Dass auch unseren Vorfahren die Magie dieses Ortes nicht verborgen blieb ist bei diesem Ausblick nicht weiter verwunderlich. Belegt wird es durch prähistorische Gravuren, die sich auf einem Felsblock nahe den Hütten der verfallenen Alpe etwas unterhalMonte-Rosab des Rifugio Pra befinden.  In der Neuzeit passierte hier weniger rühmliches. Nachdem das Gebäude des heutigen Rifugio Alpe Pra zunächst im Besitz eines Lombardischen Textilindustriellen war ging es nach dessen Tod 1939 in den Besitz der italienischen Gebirgstruppen über um dann im Juni 1944 durch die Deutschen im Rahmen einer gegen Partisanen gerichteten Säuberungsaktion, des Rastrellamento, bombardiert und zerstört zu werden.  Und dennoch ist es schwer sich von diesem Ort loszureißen.

Aber die Höhepunkte dieses Tages sollten noch folgen. Unser Weg führt uns nämlich weiter nach Pogallo und über die Strada Sutermeister zurück nach Cicogna. Und diese “Strada” ist ein “Muss” für jeden Val Grande Aspiranten. Doch dazu in Kürze mehr….

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image4 Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande. image5 Von prähistorischen Spuren über Vogelfängerrelikte bis hin zu Bomben in der Neuzeit: Das Rifugio Alpe Pra im Nationalpark Val Grande.
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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Italien, Lago Maggiore, Piemont | 2 Kommentare

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