Archiv für die Kategorie 'Schweiz'

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Von der Capanna Cristallina ins Val Lavizzara, …..oder können Stauseen schön sein?

Anstieg-Passo-Naret

Die architektonisch wertvolle “Holzkiste” der Capanna Cristallina entlässt uns in einen strahlenden Morgen. Im gleißenden Weiß des noch eineinhalb Meter hohen Schnees am Cristallina Pass treten wir unseren Weg hinüber nach Fusio im Val Lavizzara an. Es sollten sieben eindrucksvolle Stunden werden, die nicht zuletzt durch menschliche Eingriffe einen besonderen Reiz haben. Aber das ist Geschmackssache!

Die Querung des oberen Val Torta ist zunächst ein kleiner Abstieg und auch im Juli, wenn es wie diesmal noch viel Schnee hat, einLago-del-Naret-Wegweiser eher mühsames Unterfangen. Über steile aber ungefährliche Schneefelder zieht der Weg hinauf zum Passo del Naret, der mit 2438 Metern nur 100 Höhenmeter über der Capanna Cristallina liegt. Die Mühen liegen hier eher im Detail, wenn es darum geht auf dem harten Schnee nicht abzurutschen und per Sichtnavigation die optimale Route durch die Schmelzwasserbäche zu finden. Am Passo del Naret bietet sich das gewohnte Bild.  Die Wegweiser stecken tief im Schnee und man muss sich bücken um die Tafeln zu lesen. Da wo mal einer frei steht wird an den lädierten Tafeln klar, welche Gewalten hier im Winter z.B. in Form von Lawinen walten!

Der Blick in Richtung Val Lavizzara, dem obersten Ende des Maggiatals, hat arktische Züge. Das blaue Seeauge des Lago del Naret auf 2310m ist umrahmt von Eisformationen und kleine Minieisberge und Schollen verzieren den Spiegel des Sees. Hier betreten wir das Reich der Ofima (Officine idroelettriche della Maggia SA), der Maggia Kraftwerke AG.

Lago-Naret Abstieg-Laghetti
Lago-del-Naret-Laghetti Lago-Naret-Laghetti-Eis

Seit ihrer Gründung 1949 hat sie ein eindrucksvolles Netz von Speicherseen, Druckstollen von bis zu 24km Länge (!) und Kraftwerken geschaffen, die jeden Höhenmeter von hier bis zum Lago Maggiore nutzen um Strom zu erzeugen. Dass die Eisberge letztlich im Lago Maggiore enden und dass der schön ist steht außer Frage. Aber sind die massiven Eingriffe der Ofima, sprich die Stauseen auch schön? Wir meinen Ja! Die Staumauern sind zwar alles andere als gefällig, allerdings entschädigt die Seenlandschaft, die Sie geschaffen haben und die wir auf unserem Abstieg nach Fusio durchqueren. Der allerdings zieht sich!

Abstieg-Val-Sambuco Nach der zwischenzeitlichen sporadischen Nutzung des Fahrsträßchens der Ofima sind wir froh bald wieder über saftige Wiesen und durch schönen Lärchenwald abzusteigen. Am hinteren Ende des auf 1461 Metern gelegenen Lago del Sambuco steht eine Grundsatzentscheidung an. Auf der Fahrstraße am Ufer entlang, oder wieder 100m hoch und dann auf einem alten Verbindungsweg mit Panoramablick auf den Lago Richtung Fusio? Wir entscheiden uns für Panorama……und damit wie sich noch zeigen sollte für  eine sehr schweißtreibende Variante. Lago-Sambuco-Staumauer

Zweihundert  Meter hoch geht es über dem See dahin. Die Landschaft  und insbesondere der SeeblickLago-Sambuco ist grandios! Das tiefblaue Wasser, vom Wetter gezeichnete uralte Lärchen, Wasserfälle und ein Weg, der im hohen Gras als solcher kaum zu erkennen ist. Er verbindet eine Reihe verlassener Almen und sein stetiges auf und ab saugt uns die Kraft aus den Knochen.

Der Lago del Sambuco war der erste See, den die Ofima 1956 gestaut hat. Mit seiner 130m hohen Staumauer und einer Länge von 3 km ist er einer der größten des Tessins.  Lago-Sambuco-WasserfallKurz oberhalb der Staumauer mündet ein “Knochenbrecherabstieg” schließlich wieder auf das Fahrsträßchen. Sechs Stunden haben wir bis hierher gebraucht und der Wegweiser zum heutigen Ziel zeigt immer noch 45min an.   Die führen allerdings genüsslich durch einen grünen Talboden 200 Meter hinab ins schöne Fusio. Die Vorfreude auf unsere heutige Unterkunft, die Antica Osteria Dazio und auf ein kaltes Bier auf ihrer Sonnenterrasse wächst mit jedem Schritt….

Fusio und die Antica Osteria Dazio

Vom Val Bedretto zur Capanna Cristallina

Von Prato Sornico zur Capanna Soveltra

Vom Maggia Tal ins Centovalli

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Lago Maggiore, Schweiz, Tessin, Täler | Keine Kommentare

Die Capanna Cristallina - architektonische Meisterleistung, oder "Zigarrenkiste" mit Basodinoblick?

Capanna-CristallinaDie Antwort auf diese Frage muss sich jeder selbst ersteigen, in 4 Stunden und auf 1200 Höhenmetern. So weit ist es von Ossasco im Val Bedretto herauf zu dieser in mehrfacher Hinsicht einzigartigen Hütte.

Da wäre zunächst die leidvolle Geschichte, die geprägt ist von Naturgewalten und Ihren manchmal zerstörerischen Kräften. Als wir den Aufstieg im Val Bedretto beginnen haben wir noch die Bilder früherer Besuche im Kopf, wohl wissend, dass wir diesmal ganz andere Eindrücke mitnehmen werden. Wir sind auf dem Weg hinüber nach Fusio im Val Lavizzara und weiter über den Passo Campolongo in die Laventina. Die “neue” Capanna Aufstieg-Capanna-CristallinaCristallina ist unser erster Stützpunkt. Und der liegt heute auf 2575 Metern direkt am Passo di Cristallina. Die alte Hütte dagegen, deren Geschichte bis 1939 zurück reicht, befand sich unterhalb an einem allerdings sehr lawinengefährdeten Punkt. Das sollte der 1983 renovierten Bergsteigerunterkunft schon 1986 zum ersten mal zum Verhängnis werden. Im Februar beschädigt eine Lockerschneelawine Teile des Gebäudes und im Mai des selben Jahres überschüttet die Natur die Hütte mit 7 (!) Metern Feuchtschnee, was ihr den Rest gibt. Die Sektion Ticino des SAC beweist eine beeindruckende Ausdauer und Tatkraft und baut die Hütte noch im gleichen Jahr wieder auf! Doch bereits 1999 fegt eine gewaltige Lawine die sich am Pizzo Gararesc löst das Gebäude vollständig vom Berg.  Der SAC gibt sich der Natur geschlagen. Und nun folgt der nächste bemerkenswerte Aspekt der die Spannung schon während unseres Aufstiegs über die auch Anfang Juli noch reichlich vorhandenen Schneefelder steigen läßt. Die Sektion Ticino  entscheidet sich einen Architekturwettbewerb für den Neubau der Hütte auszuschreiben.

Capanna-Cristallina-1Nicht nur über das Design, sondern auch den Standort überdenkt man. Nach umfangreichen Untersuchungen wird er an einen lawinensicheren Punkt direkt am Passo di Cristallina und damit 200 Meter nach oben verlegt. 142 Projektvorschläge wurden eingebracht. Das muss keinen leichte Entscheidung gewesen sein! Den Zuschlag bekommenCapanna Cristallina Stempel schließlich die Architekten Bazerga und Mozzetti aus Locarno/Muralto mit Ihrem minimalistischen zweigeschoßigen Holzbau, der aus der Ferne an eine Zigarrenkiste erinnert und leicht entsprechenden Spott auslöst.  Aber halt! Klar, das minimalistische Design muss man mögen, unser Besuch aber bestätigt, dass es sich hier um einen hoch modernen und exzellent durchdachten Bergsteigerstützpunkt handelt. Heimelige Hüttenromantik mit offenem Kamin und Gamsgeweih an der Wand sucht man hier vergebens. Dafür sprüht das Gebäude nur so von klaren Formen, geraden Linien und einer gelungenen Kombination von Glas, Edelstahl und Holz.

Die Sanitäranlagen und Duschen zum Beispiel wählen wir spontan zum Sieger in der Kategorie “Hygiene südlich des Gotthard”. Und es kann sogar recht einsam sein, in einer Hütte die 120 Schlafplätze hat. Als wir Anfang Juli bei bestem Wetter unterwegs sind teilen wir uns diese 2600 Kubikmeter große Zigarrenkiste mit gerade mal 6 anderen Wanderern. Klar, man muss sich an das FremdkörpergeBasodino-Blickfühl das der Bau vermittelt zunächst gewöhnen, aber dann macht sich  bei uns doch schnell das Gefühl breit in einer im positiven Sinne außergewöhnlichen Hütte zu übernachten. Und spätestens als wir am nächsten Morgen bei klarer Sicht auf dem 2 Meter dicken Schneepolster am Paß vor der Hütte stehen und dem Blick auf die Gletscher des Basodino, ins Val Bavona und in Richtung Gotthard schweifen lassen, ist klar, dass der neue Standort nicht nur im Bezug auf die Sicherheit genial gewählt ist.

Lesen Sie mehr: Über den Passo del Naret nach Fusio im Val Lavizzara

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Hütten, Schweiz, Tessin | 1 Kommentar

Der Weg über den Colle Egua nach Carcoforo…. Monte Rosa Blick und das skurile Relikt eines Autozars.

Aufstieg Val Baranca Colle EguaDer Abschied im Stella Alpina in Roj fällt schwer, bei der guten Unterbringung und der herzlichen “Betreuung”! Aber wir wissen um die großartigen Ausblicke des heutigen Weges und auch um  die kulinarischen Qualitäten die uns am Zielort Carcoforo, einer der kleinsten Gemeinden Italiens wieder erwarten. Das motiviert die 1100 Höhenmeter bis zum Colle Egua unter die Sohlen zu nehmen! Wir haben Glück: Die “Betreuung” schließt heute den 10 minütigen Autotransfer bis zum Ende der Straße im Weiler Campo ein. Zu Fuß wären das fünf eher unangenehme Asphaltkilometer gewesen…

Das Val Baranca empfängt uns mit sattem Grün und dem erfrischenden Gegurgel des Mastallone Baches. Da steigt die Vorfreude auf den Aufstieg. Der führt über beeindruckende Weganlagen! Eine Mulattiera schöner als die andere…. Diese Bergwege ermöglichen durch Ihre immer gleiche Steigung und exzellente Pflasterung mit Steinplatten ein fast ermüdungsfreies Steigen. Durch Ihre Breite, die es oft ermöglicht zu zweit nebeneinander zu gehen, wird der Aufstieg darüber hinaus außergewöhnlich kommunikativ. Eine richtige Wanderautobahn, angelegt über Jahrhunderte und heute ein eindrucksvolles Relikt der Baukunst, aber auch der Mühen früherer Generationen.              Mulattiera Alpe Barranca

Wir genießen diesen Luxus und gewinnen schnell an Höhe. Bei der Alpe Baranca, die eine sehr gute Übernachtungsalternative darstellt und wo nach Aussage von Freunden die Bewirtung ebenfalls erstklassig ist, finden sich einige besonders eindrucksvoll ausgebaute Wegabschnitte. Wir widerstehen der Versuchung hier einzukehren und gehen stattdessen die Steilstufe an, über die das Wasser des Lago Baranca zu Tal stürzt.

Val Baranca Doch hier ist nicht die schöne Mulde in der der kleine See liegt die Attraktion, sondern ein Relikt früherer Zeiten das sich weiter oben am Weg zum Colle Egua befindet. Nach Duchquerung des Talkessels erreichen wir die noch bestoßene Alpe Selle (1824m). Mehrere einfache Granit Hütten zeugen vom harten Leben hier oben und die Gesichter der beiden Älpler strahlen eine große innere Ruhe aus. Die gegerbten Blick erzählen aber auch von vielen arbeitsintensiven Almsommern.Alpe Selle Nur einen Steinwurf von der einfachen Alm entfernt findet  sich dann  ein Überbleibsel des Luxus vergangener Tage. Vincenzo Lancia, der große Autobauer und Rennfahrer, der am 24. August 1881 hier im Tal geboren wurde hinterließ am Weg zum Paß die Ruine seiner Sommervilla. Größer könnten die Gegensätze nicht sein… Allerdings konnten ihn auch die gute Bergluft und die Aufenthalte in diesem skurilen Rifugium nicht davor bewahren bereits früh, im Alter von 57 Jahren, an einem Herzinfarkt zu sterben. Zu Lebzeiten hat Lancia aber bei allen Erfolgen sein Heimatdorf Fobello nie vergessen und sich als großzügiger Gönner gezeigt. Zum Beispiel beim Wiederaufbau der vom Hochwasser zerstörten Kirche des Dorfes. Villa Vincenzo Lancia

Wir haben andere Sorgen. Wir wollen in die Monte Rosa Ostwand schauen! Beim Aufstieg steigt die Spannung da uns klar ist, dass sich die imposante mit Hängegletschern durchsetzte Wand auch bei schönem Wetter am Colle Egua oft in Wolken hüllt. Und so sollte es uns heute gehen. Umso eindrucksvoller Monte Rosa Ostwand vom Colle Eguaallerdings das

Schauspiel, wenn der Wind die Vorhänge dieses großartigen Naturtheaters immer wieder kurz auf und zu macht.  So fokussiert sich unser Blick am Paß talwärts auf den schönen Abstieg über Almwiesen nach Carcoforo und auf den gegenüberliegen Aufstieg zum CarcoforoColle del Termo der für den nächsten Tag geplant ist. Das Höhenprofil des Weges ist simpel und so ist uns klar,  dass wir nun die gut tausend Höhenmeter die wir hinaufgestiegen sind auch wieder runter müssen. Über schöne Wiesen führt der Pfad schnell talwärts und damit steigt die Vorfreude auf den kulinarischen Teil des heutigen Konzeptes. Nach gut sechs Stunden reiner Marschzeit verspricht die in Sicht kommende Granitlandschaft der Dächer von Carcoforo, der wir uns aus der Heliperspektive nähern, Linderung! Noch geht es aber bergab, bis wir schließlich durch die wunderschönen Gassen schlendern und dabei die von den Walsern geprägte Granitarchitektur bewundern, die für so viele Dörfer auf der Monte Rosa Südseite typisch ist. Und ein weiterer Höhepunkt sollte an diesem Tag noch folgen. Wir werden beim Eichhörnchen zu Gast sein!

–> Von Rimella nach Roj

–> Einstieg in die GTA vom Orta See

–> Zu Gast beim Eichhörnchen

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter GTA, Italien, Lago Maggiore, Piemont, Schweiz, Tessin | 1 Kommentar

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