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Unterwegs im Valle di Campo, zwischen Dörfern die auf dem Weg in den Abgrund waren und Gipfeln um die ein Kampf der Ziegen tobte.

Campo-Tessin-Maggia

Was für ein Kontrast am Ende des Valle di Campo, einem Seitental des Maggiatals im Tessin! Auf Hangterrassen liegen sie wie auf einem grünen Tablett präsentiert da, Campo und Cimalmotto, die beiden Weiler im hintersten Talschluss. Dort wo die Welt und alle Straßen in einem eindrucksvollen Amphitheater von Gipfeln enden. Darunter die Schlucht der Rovana, die beinahe zum Schicksalsfluss beider Dörfer geworden wäre. Darüber deCimalmotto-Tessin_Kircher Pizzo  Bombögn (2331m), dessen Gipfelaufbau durch eine kühn in Falllinie erbaute Steinmauer in zwei Hälften zerteilt wird. Und zwischendrin strahlen die Palazzi der Familie Pedrazzini mit ihren noch heute von Wohlstand zeugenden Fresken einen morbiden Charme aus, dem man sich nur schwer entziehen kann!

Ein Dorf auf dem Weg in den Abgrund der Rovana Schlucht
Schon an der Kirche in Cimalmotto wird klar, dass die Natur hier, wenn auch durch den Menschen ausgelöst, eine ganze Dorfgemeinschaft existenziell bedroht hat. Die eindrucksvollen Fresken haben dem nicht Stand gehalten und zeigen tiefe Risse. Kein Wunder, so ist doch der Hang unter Cimalmotto, vermutlich ausgelöst durch die Flutwellen die in der Rovana zur Flösserei durch Staustufen erzeugt wurden, im 19. Jahrhundert unterspült worden, was schließlich dazu führte, dass der Ort mit samt der Kirche Santa Maria Assunta zwischen 1850 und 1950 um 53 Meter in Richtung Schlucht abrutschte!  Wie sich durch intensive geologische Analysen zeigte wurde das durch den Wasserdruck ausgelöst, den die Rovana in einer bis 170 Meter dicken Gleitschicht unter dem Dorf erzeugte. Damit war dann auch die Lösung des Problems gefunden. 90Cimalmotto-Rovana Millionen Franken und einen1800 Meter langen Entwässerungsstollen später konnte die Hangrutschung mit ihrem gigantischen Volumen von 800 Millionen Kubikmetern schließlich zum Stillstand gebracht werden. Zum Glück! Auch wenn Campo mit seinen heute 62 Einwohnern damit zu einem der höchst subventionierten Dörfer Europas zählen dürfte.

Keiner hatte die Absicht eine Mauer zu bauen…
……… bis die Ziegen aus Cimalmotto und jene aus dem berühmten Walserdorf Bosco Gurin sich die Weiden um den Gipfel des Pizzo Bombögn streitig machten. Da wurde es Alpe-Quadrella-Tessinden Älplern schnell zu bunt und sie errichteten, wohl weniger schnell,  eine ca. zwei Meter hohe, kühn angelegte, Mauer die entlang der Falllinie bis zum Gipfel reicht und dort oben für Ordnung sorgt! Und diese Demarkationslinie wollten wir uns natürlich ansehen.! Nachdem uns die Risse in den Fresken der Pfarrkirche von CimalmCampo-Valle-Maggiaotto doch etwas nachdenklich zurück gelassen haben, nehmen wir den schönen Pfad zur Alpe Quadrella unter die Sohlen. Schön liegt sie da, in einer Wiesenmulde auf 1791m. Hier könnte man schon ein erstes Mal “hängenbleiben” um die Gedanken zurück schweifen zu lassen, in eine Zeit zu der die heute so romantisch wirkenden Hütten noch ein überlebenswichtiges “Handwerkszeug” der Älpler waren, die ihnen ein karges Dasein sicherten. Doch wir wollen ja zur Ziegenmauer! In weitem Bogen schlängelt sich der Weg nach oben. Manchmal muss man schon genau hinsehen um im steilen, mit Lärchen bewaldeten Hang, die Tritte richtig zu setzen. Zum Glück sind wir mit guten Wanderschuhen ausgerüstet! Auch der rechtwinklige Abzweig, der schließlich zur Mauer Mauer-Bomboeng-Cimalmottohoch führt ist nur mit erhöhter Aufmerksamkeit zu finden. Immer spektakulärer werden auch die Tiefblicke. Campo direkt unter uns, wie aus der Heliperspektive! Und Cimalmotto, weiter hinten im Talschluss gelegen , wie auf dem Präsentierteller, bzw. auf der Abschussrampe in die Rovanaschlucht. Und oben das Ziegenbollwerk, welch ein spannender Export der Zivilisation bis in die Gipfelregionen!

Ziegenmauern schweben über Palazzi, was für ein Kontrastprogramm!
Im Abstieg wird uns dann schnell die kulturelle Dimension dieses heute fast verlassenen Talschlusses klar. Unter den noch im 17. Jahrhundert hier lebenden 1500 Familien gab es nämlich einige, die zwar der bitteren Not gehorchend zunächst Ende des 18. Jahrhunderts nach Amerika oder Neuseeland auswanderten, es dort aber zu Reichtum brachten. Und dieser ist heute noch in Form herrlich morbider Palazzi in Campo zu bestaunen. Einer dieser Zeitzeugen ist das Ensemble des Palazzo Pedrazzini der noch heute, wenn auch von von Rissen durchzogen, Pedrazzini-Cimalmottovon Reichtum zeugt und die angegliederte Kirche San Giovanni Battista stützt, oder umgekehrt. Die Pedrazzini Familie war nur ein von mehreren, die hier ihre kulturellen Spuren hinterlassen haben und die nach Ihrer Rückkehr in die alte Heimat das Tal nicht nur architektonisch sondern auch durch die Ausübung vielfältiger politischer und gesellschaftlicher Ämter bereichert haben. Und das teils bis in 20. Jahrhundert.Pedrazzini-Palazzo-Cimalmot

Was liegt an solch einem Ort näher, als sich in Sichtweite der freskengeschmückten Palazzi an einem durch die Sonne zum glühen gebrachten Tessiner Granittisch niedCimalmotto-Tessin-Fornoerzulassen und den Blick noch einmal bis hoch zum Schlachtfeld der Ziegen schweifen zu lassen und dabei einen Merlot mit Käse und dazu das berühmte Pane Valle Maggia zu genießen…..? Und das kommt, der Hangstabilisierung sei Dank, auch heute noch aus einem Ofen aus dem Jahr 1773!

Wanderführer Tipp: “Valle Maggia, Wandern in einem spektakulären Tessiner Tal”, Rotpunkt Verlag. Hier geht es zu unserer Rezension!

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Schweiz, Tessin, Täler | Keine Kommentare

“Erstbegehung” im Tal der Zeichen: Auf der Via Raetia durch das Valle Camonica zum Iseo See.

Valle-Camonica-Capo-di-PontEin Tal mit Felsgravuren die zum Unesco Weltkulturerbe erhoben wurden, ein malerischer See mit der größten Insel in einem italienischen Binnengewässer und alles angereichert mit hervorragender lombardischer Küche. In dem Umfeld kann man noch “Erstbegehungen” unternehmen?  Nun ja, zumindest gefühlt ist das auf der Via Raetia im Valle Camonica in der Tat der Fall. Diese Ecke der Lombardei, zwischen dem Veltlin und Valle-Camonica-Nanquedem Iseo See gelegen, ist ein weitgehend weißer Fleck auf der Wanderlandkarte der Südalpen. Das wird spätestens dann deutlich, wenn man nach einer Wanderwoche reflektiert wie viele andere Wanderer man denn auf dem Weg angetroffen hat und dabei zu einem erstaunlichen Ergebnis kommt: Keinen einzigen!

Die Via Raetia und der Iseo See, eine spannende Kombination!

Diesen Zustand möchte Carlo Zani ändern! Er ist die treibende Kraft hinter der noch in der Entwicklung befindlichen Via Raetia, einem 75 km langen Weg der von Edolo bis fast an den Iseo See führt und dabei vIseo-See-Monte-Isolaiele ursprüngliche Dörfer in der Talsohle und den Seitentälern, sowie insbesondere eine Reihe von Unesco Weltkulturerbestätten mit ihren Felsgravuren berührt. Ohne Carlos fachkundige Begleitung hätten wir wohl mit der Orientierung unsere liebe Mühe gehabt. Auch bei der Auswahl der Etappenunterkünfte war Carlos Rat unschlagbar. Es ist eben kein Gebiet für das man sich einfach einen dieser roten/Rother Wanderführer kauft um dann auf bestens ausgeschilderten Wegen zu wandeln und im drei Stundentakt zielsicher in der jeweils nächsten Hütte oder Albergo zu landen. Nein, das Valle Camonica und die Via Raetia stellen da andere Ansprüche. Valle-Camonica_IseoNicht in alpinistischer Hinsicht, aber oft erfordert es eben den Blick auf die Karte. Auch was die Unterkünfte angeht sollte man vorher wissen wo man abends das müde Haupt nieder- und die Füße hochlegen möchte. Denn es kann schon vorkommen, dass man weit und breit keine Alternativen findet auf die man mal schnell ausweichen kann. Und damit die ganze Bandbreite der lombardischen Küche bereit steht, sollt man unbedingt reservieren. Auch ist die Einbeziehung von Fahrwegen bei der Routenwahl hier und da unvermeidlich, getreu des italienischen Bergwanderkonzepts: “Bis zum Ende der Straße fahren und von dort beim Picknick den Blick in die umliegende Bergwelt genießen”. Wem das alles nicht zu mühsam ist und wer eine touristisch kaum entwickelte Gegend der Südalpen im wahrsten Sinn des Wortes erkunden und dabei die lombardische Gastfreundschaft und Küche genießen möchte, der wird im Valle Camonica allerdings seinen Spaß haben. Damit die Planung für weitere “Erstbegehungen” nicht so schwierig ist, werden wir im Weiteren auf einige der schönsten Stützpunkte explizit verweisen.

Unesco Weltkulturerbe: 300000 Felsgravuren im “Tal der Zeichen”

Bereits der Start in Capo di Ponte ist eindrucksvoll. Hier stehen sich der Pizzo Badile Camuno und der ConcarenaValle-Camonica-Nanque-1 auf beiden Talseiten gegenüber. Und zwar so, dass der eine jeweils zur Sonnenwende den Schatten seiner spitzen Gipfelpyramide genau in einen tiefen Spalt im Felsmassiv des anderen wirft. Dass dieses mystische Schattenspiel das eisenzeitliche Volk der Camuner fasziniert und zu Valle-Camonica_FelszeichnunFruchtbarkeitsriten inspiriert hat ist nicht weiter verwunderlich. So ist es dann wohl auch kein Zufall, dass genau in dieser Gegend die eindrucksvollsten Felsgravuren des Tals zu finden sind. Deren Anfänge gehen über 12000 Jahre zurück und um die 300000 sind wohl Valle-Camonica_incisionikatalogisiert. Wie steinzeitliche “Plakatwände” reihen sich die zig Meter langen, von eiszeitlichen Gletschern blank geschliffenen Felsen im Nationalpark von Naquane, oberhalb von Capo di Ponte aneinander. Sie sind überzogen mit einigen der eindrucksvollsten Darstellungen von Jagd und Kampfszenen. Aber auch Alltagsgegenstände wir Schaufeln und Webstühle mischen sich darunter, ebenso wie abstrakte Muster und Formen, die wie Labyrinthe aussehen.Lambich-silvana Hier kann man Stunden lang die Phantasie schweifen lassen und versuchen zu ergründen was diese Steinzeitcomics wohl für Geschichten erzählen. Dabei könnte man fast das Wandern vergessen. Zunächst aber genießen wir nach so viel Kultur das geschmackvolle Ambiente des Bed & Breakfast “Casa Visnenza” und lassen den Nachmittag dort bei einem Glas Rotwein unter dem alten Nußbaum im üppigen Vorgarten ausklingen, bevor uns das erste mal auf dieser Tour ausgezeichnete lombardische Küche im Ristorante “Lambich” zu teil wird. Silvana, die (Küchen-)chefin ist voll in Ihrem Element und läßt es sich nicht nehmen zwischen den köstlichen Gängen mehrfach persönlich nach dem Rechten zu sehen.

Camonica-BornoSo gestärkt machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Borno. Der Weg folgt dem Haupttal. Durch Weinberge, immer mal wieder auf Fahrwegen und eher in Talnähe Borno-Altstadtschlendern wir dahin. Dass sich dabei auch immer mal wieder der Blick auf die Schnellstraße oder eine Industrieanlage auftut ist zu verschmerzen. Es ist eben kein pittoreskes Touristental, sondern eine Mischung aus Natur und moderner, teils eben auch industriell geprägter Kultur. Später steigen wir dann hinauf nach Borno, wo uns das B&B Zanaglio mit seinen meterdicken Mauern und rustikalen Zimmern erwartet. Von dort sind es nur 5 min. zur “Osteria al Cantini”. Ein GenussoBorno-Osteria-Al-Cantinirt, der bei sonst vom Nieselregen leergefegten Gassen rappelvoll ist. Ein gute Zeichen! In den Bruchsteinkatakomben zaubert der Chef köstliches aus dem Steinbackofen, aber auch kulinarisch anspruchsvolle Kompositionen wie die Lachsforelle mit Spitzkohlfüllung und Kastanienmousse.

Am folgenden Tag hat man die Wahl. Entweder über den Monte Altissimo, oder eher um diesen herum zurück ins Haupttal und von dort nach Gorzone. Wir empfehlen die zweite Variante, da diese die Querung eines Skigebietes und etlicher Jeeppisten vermeidet und wohl auch schneller zum Tagesziel, dem B&B “La Teiera” führt. Bereits beim AnmCamonica-Gorzonearsch fragen wir uns wo man in dem Weiler der von einer alten Burg überragt wird und der mit seiner Häuserfront förmlich am Rand einer kleinen Schlucht klebt, wohl ordentlich übernachten kann. Doch Carlo hatte mal wieder vorgesorgt. Das “La Teiera” erwies sich als Glücksgriff. Mitten in der Häuserfront über der Schlucht mit ihrem morbiden Charme eröffnet sich im inneren eine fast stylisch renovierte Herberge in der uns nicht nur ein direkter Schluchtblick vom Balkon erwartet sondern auch (Carlo sei Dank!) ein Salami, Käse, Rotwein Buffet, das den Schmerz nach unserer Monte Altissimo Überquerung schnell lindern sollte. Und schon lauert die nächste (Überlebens-)Frage. Wo bekommt man in diesem Weiler abends etwas zu essen? Alles was wir bei der Ankunft als Restaurant identifizieren konnCamonica-Gorzone-Schluchtten war geschlossen. Doch wir hatten die Rechnung ohne Francesca, die Wirtin des Agritourismo “Serec”, im Nachbardorf Angolo Terme gemacht. Nachdem wir uns an der einzigen großen Tafel niedergelassen hatten durften wir erst mal an den frisch geernteten schwarzen Trüffeln schnuppern, bevor Francesca nach einem herzlichen Empfang in Ihrer Küche verschwand um damit “Großes” zuzubereiten. Das “Serec” erwies sich also sofort als einer jener Orte an denen der Gast nach einer Minute weiss, dass er definitiv nichts falsch, aber viel richtig gemacht hat.

Camonica-Gorzone-Schlucht-1Zurück in Gorzone blicken wir vom Balkon in die Schlucht und damit auf den Weiterweg des morgigen Tages. Der führt nach Querung des türkisen Baches hoch zum Lago Moro, der wie ein Spiegel im Morgennebel vor uns liegt. Am See entlang und dann aufsteigend bis Anfurro schraubt sich der Weg nach oben in den Nebel. Ab hier wird es wieder eher zivilisationsgeprägt mit einigen Asphaltstücken. Es bietet sich daher an, ab Castelfranco den Bus zu nehmen um Camonica-Lago-Neroan unser heutiges Ziel, das kleine Städtchen Lovere am Lago di Iseo, zu gelangen. Gesagt, getan und damit mehr Zeit gewonnen um am Abend den Yachthafen auf sich wirken zu lassen und bei Angelo im Ristorante “La Campagnola” u.a. ein hervorragendes Carpaccio vom Pferd zu genießen. Für die Übernachtung sei das B&B “Giardino Sul Lago” empfohlen, das von Simonetta und Ihrem Mann liebevoll geführt wird. Von ihrem sehr guten Frühstück gestärkt und mit der Kraft des Pferdes vom Vorabend in den Beinen machen wir uns in den beiden folgenden Tagen daran den Iseo See auf seiner ganzen Länge von 27 km zu erwandern. Auch wenn das in der Hügellandschaft am Westufer manchmal eine orieIseo-Seentierungsmäßige Herausforderung ist. Trotz der Teilung der Gesamtstrecke etwa in der Mitte und Übernachtung im sehr schönen Agriturismo “La Freschera” bei Parzanica ist man schon mal 8 Stunden pro Tag unterwegs. Oder gerne auch 9 wenn man wie wir im Hochtal bei Vigolo den richtigen Weg verfehlt und sich nach Bauchgefühl gen Süden “durchschlägt”. Doch die Teilstücke des Weges die wie eine Promenade hoch über dem See entlang führen, Alessandras Cansuncelli und ihr Brassato vom Esel(!) im “La Freschera” und die wunderschönen Tiefblicke auf Monte Isola entschädigen vielfach. Iseo-See-Monte-Isola-1Diese mächtige Insel im Iseo See beherrscht schnell das Panorama auf dem Weg nach Sarnico an der Südspitze des Sees. Sie ist die größte Insel in einem italienischen Binnensee und (fast) komplett autofrei. Nur der Pfarrer, der Arzt und der Inselpolizist haben ein Auto. Der Weg bis ins B&B “Centro Storico” in Sarnico zieht sich und auch am letzten Tag ist wieder erhöhte Aufmerksamkeit bei der Orientierung erforderlich bevor wir mit unseren Rucksäcken und Wanderstöcken, etwas deplatziert wirkend, durch die abendlichen Gassen der kleinen Altstadt von Sarnico schlendern können. Die ist überschaubar und Clusane-Al-Portoschnell erkundet. So bleibt Zeit für ein kulinarisches Highlight das Carlo für den letzten Abend vorgesehen hat. In Clusane am Südosttufer des Sees verbirgt sich die Trattoria “Al Porto” . Nomen est omen, direkt am kleinen Bootshafen gelegen, ist schon beim Anblick von außen zu sehen, dass hier Lago-Iseo-SpaghettiGutes zu erwarten ist. Im krassen Gegensatz zum Rest des im Nachsaisonschlaf liegenden Dorfes brodelt das kulinarische Leben in dem massiven, aus groben Bruchsteinen gemauerten Haus über drei Etagen. Dass der erste Eindruck nicht trügt wird spätestens Lago-Iseo-Tagliatelledann klar, als die rosa Tagliatelle mit Anchovis und Kapern auf den Tisch kommen. Geschmacksexplosion! Die werden dann nur noch von den Fischspezialitäten zum Secondo übertroffen, oder doch vom Tiramisu? Ein, wie wir meinen, würdiger Abschluss einer erlebnisreichen Woche im “Tal der Zeichen” sowie am und über dem Lago di Iseo!

Weitere Informationen zur Via Raetia gibt es bei der Associazione La Torricella. Und hier unsere Empfehlungen im Überblick (klick auf’s Bild!).:

Val-Camonica-Empfehlungen-2 Val-Camonica-Empfehlungen-1

Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Lombardei, Täler | 1 Kommentar

Eine kulinarische Institution im Piemont: 5 Generationen “Osteria della Pace” in Sambuco. Und Reinhold Messner war vor uns da, wie immer!

Stura-MiglioreroZugegeben, Wanderungen im Piemont sind eher selten mit kulinarischen Entbehrungen verbunden. Und dennoch werden wir unseren Besuch in der Osteria della Pace in Sambuco im oberen Valle Stura so schnell nicht vergessen! Auf einsamen Wegen waren wir unterwegs, tagelang, haben die wilde Natur genossen, die Pässe hinüber in den Mercantour Nationalpark nach Frankreich überquert. Und dennoch… die Friedensosteria hat sich als eines der Highlights dieser Genusstour in unsere Erinnerung “gebrannt”.

Im Abstieg zum Höhepunkt der Tour

Sambuco-Monte-BersaioDer alpinistische Teil unserer Valle Stura/ Mercantour Runde ist beinahe abgehakt, als wir bei Kaiserwetter den Abstieg vom Rifugio Migliorero in das Thermaldörfchen Bagni di Vinadio antreten. Über den Wolken schlendern wir talwärts, in der Gewissheit, dass der Sonnenschein unweigerlich ein abruptes Ende finden wird und uns dann “nur noch” ein Mittagessen von der Abreise trennen sollte. Und letzteres sollte es in sich haben…..

“5 Generationen im Dienste der Gastfreundschaft!….”

Psteria-Pace-Speisekarte”…und die 6. macht sich bereit”. So steht es im Titel des Werbeprospekts der Osteria della Pace, die immerhin seit 1882 direkt am kleinen Dorfplatz von Sambuco Ihre Dienste anbietet. Und tatsächlich, was der Patron Bartolomeo Bruna mit seiner Familie und insbesondere der Küchenmanschaft tagtäglich auf die Beine stellt ist mehr als bemerkenswert! Auch wenn dieser Ort längst kein Geheimtipp mehr ist. Spätestens seit ARTE in seiner Reihe “Gipfel der Genüsse” über diesen kulinarischen Hotspot berichtet hat, findet man sich in der Saison als Berggänger doch eher unter gut motorisierten Touristen aus dem Norden wieder die, dem Slow Food Führer folgend, die Berge eher als Kulisse für kulinarische Erlebnisse begreifen. Und auch diese Kulisse hat hier Ihren Reiz. Immerhin trohnt der schroffe, 2426 Meter hohe Monte Bersaio direkt über all dem was uns der Bartolomeo über die nächsten zwei Stunden auftischen sollte.

Osteria-della-Pace-SambucoEs ist ein Sonntag Mittag in der Nebensaison. Sambuco liegt im Mittagsschlaf. Umso überraschter sind wir als wir die Osteria betreten und im Hauptraum zwar nur einige Tische belegt, aber alle anderen reserviert sind! In weiser Voraussicht hatten wir uns ebenfalls vorab ein Plätzchen gesichert. Wie sich schnell zeigen sollte im gemütlichen Nebenraum, in den uns die Chefin zielsicher geleitet. Die Speisekarte ist zwar übersichtlich, es sollte sich aber dennoch schnell zeigen, dass sich hinter dem was da zum Beispiel so profan als Antipasti gelistet ist, echte Köstlichkeiten verbergen. Alles andere als das Degustationsmenue wäre zwar wohl kein Fehlgriff, aber sicher ein Fall von “Lustverlust”. Also gehen wir in die Vollen…

Osteria-Pace-SambucoBartolomeo lebt das “…im Dienste der Gastfreundschaft” Konzept mit Leib und Seele. Immer wieder schaut er vorbei, erkundigt sich nach dem Befinden seiner Gäste und sorgt dafür, dass wir bei all den Köstlichkeiten nicht den Überblick verlieren. Schon der Auftakt, Geflügelsalat mit eingelegtem Gemüse ist eine wahre Geschmacksexplosion von der eigentlich nur die daneben Osteria-della-Pace-Menueangerichtete vorzügliche Leberpastete abzulenken vermag. Immerhin waren ja vier Antipasti verprochen… so überraschte es uns dann auch nicht, dass der zarte Käseflan in Kombination mit einem Stockfisch-Kartoffelpürre mit Apfelmus(!!!) der ersten Runde in nichts nachstehen sollte! Aber auf das berühmte Sambuco Lamm waren wir dann doch sehr gespannt. Wir wurden nicht enttäuscht! Das kulinarische Highlight war

Osteria-della-Pace-Antipast Osteria-Pace-Antipasti Osteria-Pace-Pasta
Sambuco-Lamm-Psteria-Pace Sambuco-Pace-Dolci Osteria-della-Pace

allerdings der “Cervo con amore”, ein Hirschragout vom brünftigen Hirsch. Das Konzept für das butterzarte Fleisch brachte uns der Kellner dann auch sogleich beim Servieren näher: Die hormonelle Situation des Tieres beim Abschuß! Wen wundert es da, dasOsteria-della-Pace-Messners auch Rheinhold Messner schon hier gespeist hat wie ein stolz am Eingang präsentiertes Foto mit Bartolomeo zeigt. Nach welcher Erstbesteigung das war ist leider nicht überliefert.

Dass es sich in diesem gastfreundlichen Familienbetrieb auch sehr gepflegt nächtigen lässt, incl. finnischer Sauna im Untergeschoss, entnehmen wir diesmal nur dem Prospekt. Dass das allerdings nicht der letzte Besuch in Sambuco gewesen sein wird ist spätestens beim “Misto di dolci” klar. Schließlich gibt es in diesem wunderschönen Tal ja noch unzählige von uns noch nicht begangene Wege, die als Entschuldigung dienen können zurückzukommen, auch wenn Reinhold sicher schon vor uns da war!

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Geschrieben von Michael | Abgelegt unter Italien, Restaurants, Täler | 2 Kommentare

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