Die Capanna Cristallina - architektonische Meisterleistung, oder "Zigarrenkiste" mit Basodinoblick?

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Die Antwort auf diese Frage muss sich jeder selbst ersteigen, in 4 Stunden und auf 1200 Höhenmetern. So weit ist es von Ossasco im Val Bedretto herauf zu dieser in mehrfacher Hinsicht ...

Wandern in der vertikalen Felswand? Die Ruta del Cares in den Picos de Europa macht's möglich!

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Soviel vorweg: Es ist ein Sensationsweg! Was da in Asturien und León, nicht einmal 20 km Luftlinie von der spanischen Nordküste und dem Atlantik entfernt auf den Wanderer wartet, verschlägt einem schier ...

Das Val Bavona. Little Yosemite im Tessin!

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Das Val Bavona, ein Seitental des Maggiatals, hat es uns seit langem angetan. Der etwa 10 km lange Talboden zwängt sich zwischen Steilwände, die hunderte von Metern hoch sind und in ...

“Erstbegehung” im Tal der Zeichen: Auf der Via Raetia durch das Valle Camonica zum Iseo See.

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Ein Tal mit Felsgravuren die zum Unesco Weltkulturerbe erhoben wurden, ein malerischer See mit der größten Insel in einem italienischen Binnengewässer und alles angereichert mit hervorragender lombardischer Küche. In dem Umfeld kann ...

Aus dem Mairatal in den Kessel von Elva. 3000er Blick,  Freskenzyklen, Haarjäger und ein botanisches Rätsel: Eier die im Garten wachsen.

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Eine Genusstour für alle Sinne sollte es werden! Und doch können wir die Erlebnisdichte dieser Etappe des Mairawegs, einer der kürzesten, am Morgen als wir in San Martino aufbrechen nur erahnen. Sanft ...

Die Alpe di Spluga - Ein Rifugium erster Klasse auf dem beschwerlichen Weg vom Maggia- ins Verzascatal.

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Ganz unbekannt sind sie ja nicht, die beiden Täler im Hinterland des Lago Maggiore! Aber die Topografie sorgt, wie so oft im Tessin, dafür dass selbst traumhafte Orte quasi unberührt bleiben. Die ...

Vom Val Malenco zur Forno Hütte - Gletscherpanorama deluxe!

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Das Frühstück in der Albergo Chiareggio halten wir kurz. Schließlich lockt draußen Kaiserwetter und ein  herrlicher Übergang in die Schweiz, der Forno Paß (2768m). Nach 10 Minuten endet die Fahrstraße im wunderschönen ...

Die Südalpen und den Lago Maggiore im 360 Grad Blick

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Es gibt wenige Aussichtsgipfel in den Alpen die so ein Traumpanorama wie der Gridone (2188m) bieten und dabei vergleichsweise wenig frequentiert sind. Auf sehr schmalem Sträßchen schraubt man sich über Brissago am Lago ...

Mittelalterliches Flair in der Gondoschlucht- Hotel Stockalperturm

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Wenn man in Brig im Rhonetal, auf dem Weg zum Simplonpass das mächtige Stockalperschloss sieht, steigt unweigerlich die Vorfreude auf das, was einen auf der anderen Seite des Passes im Schweizer Grenzdorf ...

Die Trattoria 'Uomo Selvatico'; ....zu Gast beim Waldmensch von Chiavenna.

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Aus dem einsamen Savogno kommend, schafft es Chiavenna schnell trotz, oder gerade wegen seines kleinstädtischen Charakters und der mediterranen Betriebsamkeit  einer unserer Lieblingsorte südlich des Alpenhauptkammes zu werden. Schon der Weg ...

Über den höchsten Bahnhof Europas ins Puschlav....der ideale Einstieg für den Weg von Poschiavo nach Chiavenna.

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Es sollte diesmal die Bernina Südseite  sein. Wie meist war unser Tourenkonzept auf mediterrane Bergerlebnisse angelegt. Diesmal allerdings mit einem Einstieg für Eisenbahn- und Technikfreaks. Sicher ist es ein Leichtes den ...

Die Venus vom Orta See

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Der Ortasee zählt sicher zu den "vernachlässigten" oberitalienischen Seen. Und das ist aus der Sicht des Genießers gut so! Orta San Giulio am Ostufer des Sees  bildet einen romantischen Ausgangsort z.B. ...

Val Grande Nationalpark: Der Südeinstieg. Mit Panoramagarantie vom Monte Rosa bis zum Apennin!

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Den Blick auf das höchstgelegene Haus Europas auf der Signalkuppe des Monte Rosa, den Lago Maggiore, die Borromäischen Inseln, den Orta See, den Lago di Varese, die Poebene und die Ausläufer des ...

Die Antica Osteria Dazio und das malerische Fusio: Eine perfekte Oase am Ende des Val Lavizzara!

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Darauf hatten wir uns schon während der ganzen 1250 Höhenmeter des Abstiegs vom Passo del Naret gefreut: Ein kühles Bier auf der herrlichen Sonnenterrasse der Antica Osteria Dazio! Und dann ein Rundgang ...

Das schwarze Tal..... eindrucksvolle Walserkultur und der Blick auf das höchstgelegene Haus Europas.

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Der Talboden des Val Vogna liegt noch in tiefem Schatten, als wir uns im gleichnamigen Rifugio auf eine herrliche Tour über den Passo del Maccagno vorbereiten. Die Gipfelkämme dieses Seitentals des ...


Wandern in der vertikalen Felswand? Die Ruta del Cares in den Picos de Europa macht’s möglich!

Soviel vorweg: Es ist ein Sensationsweg! Was da in Asturien und León, nicht einmal 20 km Luftlinie von der spanischen Nordküste und dem Atlantik entfernt auf den Wanderer wartet, verschlägt einem schier den Atem, auch wenn man schon vieles gesehen hat. (Siehe auch Video am Ende dieses Posts). San-Vicente-de-la-Barquera

Wir haben für diese Tour unser Lieblingsgebiet, den Westalpenbogen, großzügig bis in den Norden Spaniens erweitert. Und wir sollten es nicht eine Sekunde bereuen den Picos de Europa Nationalpark erkundet zu haben. Ein Ziel das seit langem auf unserer persönlichen “Places to see before you die” Liste stand.

San-Vicente-BarqueraSpanische Seefahrer gaben den oft bis in den Sommer hinein schneebedeckten Gipfeln den Namen. Es war schlicht die erste Landmarke die sie, vom Atlantik kommend, erkennen konnten und aus dieser Perspektive waren es eben die “Gipfel von Europa”. Heute ist dieses 20 mal 40 Kilometer große Gebirge, mit seinen über 60 Gipfeln, die die 2500m Marke knacken, der älteste und größte Nationalpark Spaniens. Vor Ort alles andere als unbekannt und doch im deutschsprachigen Raum noch so was wie ein Geheimtipp. Archaische Landschaften sind es, die sich in Sichtweite des Meeres auf 65.000 Hektar ausbreiten. Und wir mitten drin…! Mit enormen Höhenunterschieden, die auf der Ruta del Cares des Öfteren in Form senkrechter Felswände daher kommen.

Start am Atlantikstrand und dann doch nur heiße Luft unter den Sohlen!

Picos-de-Europa-BarqueraWanderungen die am Meer beginnen, haben ihren besonderen Reiz. An der Schlussfolgerung kommen wir nicht vorbei, als wir im beschaulich schönen Fischerstädtchen San Vicente de la Barquera landeinwärts schauenPicos-de-Europa-Wegweiser um die in der Morgensonne erstrahlende schneebedeckte Gipfelkette der Picos de Europa von Norden her zu bewundern. Also auf nach Poncebos, wo sich der Einstieg zu dieser unvergesslichen Tour befindet! Ein Glück, dass wir außerhalb der spanischen Ferienzeit unterwegs sind und daher das Naturschauspiel, das uns an diesem Traumtag erwarten sollte, fast für uns alleine haben. Der Einstieg in die Schlucht des Rio Cares erfolgt gemächlich…leicht ansteigend und doch immer dem Scheitelpunkt dieser, gefühlt fast ebenen, Wanderung entgegen. Über die Felsspitze von Los Collaos erreichen wir in gleissendem Sonnenlicht die immer enger werdende Schlucht des Rio Cares. Es macht sich das Gefühl von hochalpiner Mondlandschaft breit. Auch wenn wir bedingt durch die Nähe zum Meer nur auf einem “lächerlichen”Ruta-del-Cares-Los-Collaos Höhenniveau von 550 Metern dahinwandern. Der Weg ist komfortabel breit und wäre wohl vom Erlebnisfaktor eher vergleichbar mit einem Spaziergang durch einem deutschen Stadtpark, wäre da nicht eine atemberaubende Szenerie die uns, je weiter wir vordringen, mit immer intensiveren Landschaftsbildern in ihren Bann zieht.

Picos-de-Europa-Ruta-Cares-Unter uns tobt der Rio Cares durch die Schlucht und über uns erheben sich die bleichen bizarren Gipfel bis über 2000 Meter. Wir dazwischen, auf einem Weg den der Mensch für technische Zwecke angelegt hat. In einem beispiellosen Kraftakt haben tausende von Arbeitern von 1916 bis 1921 einen Stollen in die Felswände der 12 km langen Schlucht zwischen Cains und Poncebos gegraben um die Wassermassen des Rio Cares zur Energiegewinnung zu nutzen. Und diese zu 90% im Fels verlaufeRuta-del-Cares-Bautruppnde “Pipeline”, die das Wasser dem Kraftwerk in Poncebos zuführt, will gewartet sein! Also hat man sich auf das Konzept der Waalwege besonnen und alte Verbindungspfade, die durch die Schlucht führten ausgebaut und zu einem Wartungsweg erster Güte erweitert. Nicht ohne Todesopfer, wie wir schon beim Blick in die Schlucht vermuteten und wie es uns die Informationstafel des Nationalparks dann auch bestätigen sollte.

Horizontales Wandern, teils in senkrechter Felswand!

Je weiter wir vordringen, desto spektakulärer werden die Aus- und Tiefblicke! Durch teils kühne Mauerkonstruktionen Picos-de-Europa-Ruta-Caresabgestützt, folgt der Weg fast eben dem Wasserkanal, der immer mal wieder nur für einige zig Meter oberirdisch verläuft, bevor er wieder für Kilometer im Berg verschwindet. Damit es in diesem glühenden Felsbackofen gargekochten Wanderern, die mal eben ein erfrischendes Bad nehmen wollen, nicht genauso geht, sind alle zugänglichen oberirdischen Stellen zur Sicherheit gut abgesperrt und mit Warnschildern versehen worden. Wohl besser so!

Ruta-del-Cares-SchluchtDie Schlucht wird enger und enger! Der stahlblaue Himmel wird immer mehr zum schmalen Band, das zwischen den bizarren fast weiss leuchtenden Felsgipfeln nur wahrzunehmen ist, wenn man den Kopf weit in den Nacken legt. So manche 90 Grad Kurve des Weges lässt uns kurz erschaudern ob der Vorstellung, dass 2 beherzte Schritte geradeaus (statt 90 Grad rechts) schon mal ein Wandererleben binnen Sekunden auslöschen können!

Die Sonne ist gnadenlos und die Bartgeier, die hier mit menschlicher Unterstützung wieder angesiedelt wurden, kreisen schon in der Hoffnung auf fette Beute über uns. Da freuen wir uns dann besonders über die Passagen die in der fast senkrechten Wand verlaufen und die, da sie in den nackten vertikalen Fels gehauen wurden, ein natürliches Sonnen- und Geierschutzdach aus Stein haben. Wir wandern sozusagen durch eine halbe Tunnelröhre, die an drei Seiten aus massivem Fels besteht und an der vierten aus heisser Luft! Aber auch die echte Tunnelvariante mit massivem Fels rundum sollte uns immer wieder auf kurzen Strecken Picos-de-Europa-Geiererwarten und beeindrucken. Und am Ende der Schlucht, nach 12 Kilometern, kurz vor Cain, begibt sich nicht nur der Wasserkanal sondern auch der Wanderweg komplett unter die Erde, bzw. in den Fels. Wir wandern durch einen Tunnel, der immer wieder einige “Fenster” aufweist, die den Blick auf die hier zum greifen nahe gegenüberliegende Felswand und den darunter hindurch tosenden Rio Cares freigeben. Immerhin hat man hier nicht, wie auf dem Rest des Weges, konsequent auf die Geländer verzichtet!

Picknick auf der “Märchenwiese” von Cain

Ruta-del-Cares-TunnelDiese Eindrücke wollen erst mal verdaut sein. Was kommt da gelegener als der abrupte Wechsel des Landschaftsbildes am Ende der Schlucht, als wir den Kessel von Cain betreten. Grün ist es hier, flache Wiesen…umgeben von bizarren Gipfeln. Ein lieblicher Kontrast zu all den schroffen Hoch- und Tiefblicken der letzten Stunden! Mit anderen Worten ein perfekter Ort für ein kulinarisches Picknick am Ufer des Rio Cares bei dem schon mal der Gedanke aufkommt, Picos-Europa-Ruta-del-Caresob der Rückweg, nochmals 12 km auf gleicher Route, evtl. “langweilig” werden könnte? Mitnichten! Wir sind immer wieder überrascht wie identische Rückwege dann doch wieder neue Ein- und Ausblicke bieten. Und so sollte es auch an diesem Tag sein.

Ruta-del-Cares-FelsbogenDie Sonne taucht die Schlucht in warme Nachmittagsfarben und bringt damit die ganze Gesteins- und Vegetationsvielfalt noch mehr zur Geltung. Die uralten Steineichen, die so manches Kar hoch über uns schon seit Jahrhunderten bewohnen, glühen in der Sonne des späten Nachmittags. Die Gumpen des Rio Cares und sogar der Wasserkanal leuchten noch türkiser als am Vormittag. Ruta-del-Cares-Los-Collaos-

Nur die Geier, die in der Gluthitze des Nachmittags über uns kreisen, machen uns “Sorgen”!

Und wer sich eine eindrucksvolle “Wegbeschreibung” aus der Quadrocopterperspektive ansehen möchte, ist hier richtig:

Unterwegs im Valle di Campo, zwischen Dörfern die auf dem Weg in den Abgrund waren und Gipfeln um die ein Kampf der Ziegen tobte.

Campo-Tessin-Maggia

Was für ein Kontrast am Ende des Valle di Campo, einem Seitental des Maggiatals im Tessin! Auf Hangterrassen liegen sie wie auf einem grünen Tablett präsentiert da, Campo und Cimalmotto, die beiden Weiler im hintersten Talschluss. Dort wo die Welt und alle Straßen in einem eindrucksvollen Amphitheater von Gipfeln enden. Darunter die Schlucht der Rovana, die beinahe zum Schicksalsfluss beider Dörfer geworden wäre. Darüber deCimalmotto-Tessin_Kircher Pizzo  Bombögn (2331m), dessen Gipfelaufbau durch eine kühn in Falllinie erbaute Steinmauer in zwei Hälften zerteilt wird. Und zwischendrin strahlen die Palazzi der Familie Pedrazzini mit ihren noch heute von Wohlstand zeugenden Fresken einen morbiden Charme aus, dem man sich nur schwer entziehen kann!

Ein Dorf auf dem Weg in den Abgrund der Rovana Schlucht
Schon an der Kirche in Cimalmotto wird klar, dass die Natur hier, wenn auch durch den Menschen ausgelöst, eine ganze Dorfgemeinschaft existenziell bedroht hat. Die eindrucksvollen Fresken haben dem nicht Stand gehalten und zeigen tiefe Risse. Kein Wunder, so ist doch der Hang unter Cimalmotto, vermutlich ausgelöst durch die Flutwellen die in der Rovana zur Flösserei durch Staustufen erzeugt wurden, im 19. Jahrhundert unterspült worden, was schließlich dazu führte, dass der Ort mit samt der Kirche Santa Maria Assunta zwischen 1850 und 1950 um 53 Meter in Richtung Schlucht abrutschte!  Wie sich durch intensive geologische Analysen zeigte wurde das durch den Wasserdruck ausgelöst, den die Rovana in einer bis 170 Meter dicken Gleitschicht unter dem Dorf erzeugte. Damit war dann auch die Lösung des Problems gefunden. 90Cimalmotto-Rovana Millionen Franken und einen1800 Meter langen Entwässerungsstollen später konnte die Hangrutschung mit ihrem gigantischen Volumen von 800 Millionen Kubikmetern schließlich zum Stillstand gebracht werden. Zum Glück! Auch wenn Campo mit seinen heute 62 Einwohnern damit zu einem der höchst subventionierten Dörfer Europas zählen dürfte.

Keiner hatte die Absicht eine Mauer zu bauen…
……… bis die Ziegen aus Cimalmotto und jene aus dem berühmten Walserdorf Bosco Gurin sich die Weiden um den Gipfel des Pizzo Bombögn streitig machten. Da wurde es Alpe-Quadrella-Tessinden Älplern schnell zu bunt und sie errichteten, wohl weniger schnell,  eine ca. zwei Meter hohe, kühn angelegte, Mauer die entlang der Falllinie bis zum Gipfel reicht und dort oben für Ordnung sorgt! Und diese Demarkationslinie wollten wir uns natürlich ansehen.! Nachdem uns die Risse in den Fresken der Pfarrkirche von CimalmCampo-Valle-Maggiaotto doch etwas nachdenklich zurück gelassen haben, nehmen wir den schönen Pfad zur Alpe Quadrella unter die Sohlen. Schön liegt sie da, in einer Wiesenmulde auf 1791m. Hier könnte man schon ein erstes Mal “hängenbleiben” um die Gedanken zurück schweifen zu lassen, in eine Zeit zu der die heute so romantisch wirkenden Hütten noch ein überlebenswichtiges “Handwerkszeug” der Älpler waren, die ihnen ein karges Dasein sicherten. Doch wir wollen ja zur Ziegenmauer! In weitem Bogen schlängelt sich der Weg nach oben. Manchmal muss man schon genau hinsehen um im steilen, mit Lärchen bewaldeten Hang, die Tritte richtig zu setzen. Zum Glück sind wir mit guten Wanderschuhen ausgerüstet! Auch der rechtwinklige Abzweig, der schließlich zur Mauer Mauer-Bomboeng-Cimalmottohoch führt ist nur mit erhöhter Aufmerksamkeit zu finden. Immer spektakulärer werden auch die Tiefblicke. Campo direkt unter uns, wie aus der Heliperspektive! Und Cimalmotto, weiter hinten im Talschluss gelegen , wie auf dem Präsentierteller, bzw. auf der Abschussrampe in die Rovanaschlucht. Und oben das Ziegenbollwerk, welch ein spannender Export der Zivilisation bis in die Gipfelregionen!

Ziegenmauern schweben über Palazzi, was für ein Kontrastprogramm!
Im Abstieg wird uns dann schnell die kulturelle Dimension dieses heute fast verlassenen Talschlusses klar. Unter den noch im 17. Jahrhundert hier lebenden 1500 Familien gab es nämlich einige, die zwar der bitteren Not gehorchend zunächst Ende des 18. Jahrhunderts nach Amerika oder Neuseeland auswanderten, es dort aber zu Reichtum brachten. Und dieser ist heute noch in Form herrlich morbider Palazzi in Campo zu bestaunen. Einer dieser Zeitzeugen ist das Ensemble des Palazzo Pedrazzini der noch heute, wenn auch von von Rissen durchzogen, Pedrazzini-Cimalmottovon Reichtum zeugt und die angegliederte Kirche San Giovanni Battista stützt, oder umgekehrt. Die Pedrazzini Familie war nur ein von mehreren, die hier ihre kulturellen Spuren hinterlassen haben und die nach Ihrer Rückkehr in die alte Heimat das Tal nicht nur architektonisch sondern auch durch die Ausübung vielfältiger politischer und gesellschaftlicher Ämter bereichert haben. Und das teils bis in 20. Jahrhundert.Pedrazzini-Palazzo-Cimalmot

Was liegt an solch einem Ort näher, als sich in Sichtweite der freskengeschmückten Palazzi an einem durch die Sonne zum glühen gebrachten Tessiner Granittisch niedCimalmotto-Tessin-Fornoerzulassen und den Blick noch einmal bis hoch zum Schlachtfeld der Ziegen schweifen zu lassen und dabei einen Merlot mit Käse und dazu das berühmte Pane Valle Maggia zu genießen…..? Und das kommt, der Hangstabilisierung sei Dank, auch heute noch aus einem Ofen aus dem Jahr 1773!

Wanderführer Tipp: “Valle Maggia, Wandern in einem spektakulären Tessiner Tal”, Rotpunkt Verlag. Hier geht es zu unserer Rezension!

Die Zeit steht still, seit 15:28 Uhr, … oder warum die Almenrunde hoch über Brontallo zu den Highlights das Maggiatals zählt.

Brontallo-Panorama

Wir sind mal wieder am Scheidepunkt im hinteren Valle Maggia, dort wo sich das Tessiner Tal bei Cavergno in das Val Bavona und das Val Lavizzara teilt. Hier ist die Zeit stehen geblieben, und zwar genau um 15:28:34 Uhr (siehe unten). Mit beiden Tälern verbinden wir nur eins: Brontallo-Lavizzara“Toureneldorado abseits ausgetretener Wege!” Und auch diesmal sollte es sich wieder bewahrheiten, dass man nur 45 min von den Tourismushochburgen des Lago Maggiore entfernt in eine faszinierende, längst vergangene Älplerkultur eintauchen kann die mit faszinierenden Ein- und Ausblicken aufwartet, nach denen der Wanderer andernorts lange suchen muss.

Brontallo, ein faszinierendes Relikt der Tessiner Almkultur.

Brontallo-HeustadelHeute also in Cavergno rechts ab ins Val Lavizzara! Nicht direkt zu anderen Tessin Highlights wie der berühmten Kirche von Mario Botta in Mogno, sondern auf verschlungener Serpentinenstrasse hoch nach Brontallo. Erst seit 1955 ist das per Auto überhaupt möglich. Und die moderne Infrastruktur brachte dann wohl auch die Wende für das eindrucksvoll unter einer 500 Meter hohen Felswand klebende “Granitdorf”. Es sind vermutlich Millionen die inzwischen in den Ausbau der typischen Tessiner Ställe geflossen sind, die in früher sinnvoller Weise im gefährlichsten Teil der Hangterrasse, also direkt unter der mit Steinschlag und Brontallo-Tessin-WegweiserLawinen drohenden Felswand erbaut wurden. Die heutigen Besitzer, die sie zu Ferienhäusern umgebaut haben scheinen weniger Respekt vor den Naturgewalten zu haben. Bei den Älplern früherer Zeiten, die hier im Schweiße Ihres Angesichts die Familie mit den Erträgen der minimalen Ackerflächen die dem Berg mittels Terrassierung abgerungen Brontallo-Tessinwurden über den Winter bringen mussten, war das noch anders! Die bauten nämlich Ihre Wohnhäuser auf eine deutlich weniger gefährdete Terrasse neben den Ställen. So oder so - mit oder ohne Ferienhäuser - ist Brontallo ein einzigartiges Ensemble Tessiner Siedlungskultur das bereits ohne Wanderabsichten eine Reise wert ist. Auch wenn noch viel faszinierendere Eindrücke auf den Wanderer warten, der sich auf eine Tour hinauf zu den Maiensässen begibt die früher im Sommer als Hochalmen dienten und den Bergbauern zumindest einige wenige fruchtbare Flächen für Ihr Vieh boten.

Panorama vom Feinsten und “schwebende” Almen unter uns!

Brontallo-Panorama-2Steil, aber auf guten Treppenwegen aufwärts wandernd erarbeiten wir uns den Traumblick der sich von der kleinen Kapelle auf der Wiesenterrasse von Margonegia bietet. Ganze 220 Höhenmeter sind es, die wir überwinden mussten und doch stockt einem Fast der Atem, wenn man sich umwendet und von diesem schönen Brontallo-Maggia-BlickWeiler aus bis weit zurück nach Cavergno in das sich dort teilende Maggiatal blickt. Und am Gegenhang tut sich eine grüne Wildnis auf die sofort neue Tourenideen reifen lässt. Wie Zivilisationsinseln erscheinen dort die kleinen gerodeten Almflächen, umgeben von tiefgrünem Tessiner “Dschungel”.  Mit der Landeskarte in der Hand lässt sich bei dem Ausblick die nächste Almtour sozusagen per realem Panoramabgleich planen! Auch werden eindrucksvoll die Größenverhältnisse deutlich… riesige überwucherte Berge und Steilhänge… und dazwischen oft kleinste Parzellen, die die Älpler mühsam der Natur abgerungen haben. Lavizzara-TalschlussJede mit den heute so romantisch wirkendenden Natursteinbauten versehen, die einst ein bescheidenes Überleben erst möglich machten. Und doch sollte es noch besser kommen! Wir schrauben uns nach Scinghiöra (1182m) empor. Wie auf einem Balkon liegend, präsentierte sich die Scinghioera-Lavizzara-PanorAlmsiedlung, die sicher zu den schönsten im Valle Maggia zählt, bereits von unten. Und das weckt Erwartungen die nicht enttäuscht werden sollten! Oben angekommen präsentieren sich die alten Steinhäuser in bester Verfassung. Hier ist die Zeit offensichtlich stehen geblieben. Und zwar exakt um 15:28 Uhr! Trotzdem haben Almliebhaber offensichtlich an diesem magischen Ort alles gegeben um das alte Gemäuer in einzigartiger Lage wieder Wecker-Lavizzara-Tessinherzurichten und teils, wie in einem Agriturismo Betrieb am Ende der Siedlung, sogar auf modernen Stand zu bringen. Das eigentlich spektakuläre ist jedoch das Panorama das sich von hier oben bietet (Klick auf die Panoramabilder!). Über das gesamte untere Val LavMargonegia-Lavizzaraizzara mit seinem schroffen Grenzkamm, bis zur Mündung des Val Bavona reicht der Blick während man auf der gegenüberliegenden Talseite in schroffe, grün überwucherte Seitentäler blickt, die sicher eine spannende Spielwiese für künftige Touren abgeben. Und unter uns “schwebt” die leuchtend grüne Insel mit der Kapelle von Maronegia im Meer der schwarzen Schatten der umliegenden Schluchten.

Unterwegs zum schönsten Rastplatz des Val Lavizzara.

Uns zieht es aber weiter hinauf in die steilen Hänge von Chialp, wo es einen schroffen Felsenhang auf teils etwas luftigen Pfaden zu überwinden gilt. An dieser Stelle ist es angebracht die Augen vom herrlichen Panorama zu lösen um sicherzustellen, dass nicht ein Tritt ins Leere die Almrunde abrupt und unfreiwillig beendet. Alpe-Mognee-Lavizzara

Für die Überlebenden seien dann die wunderschön gelegenen Hütten der Alpe Mognee für eine ausgiebige Rast empfohlen. Und zwar die fünf, die man im Abstieg zuerst erreicht, bevor die eigentliche Siedlung auf 1026 m auftaucht. Bei unserer Tourenwahl war absehbar, dass da wo früher um das Überleben gekämpft wurde, der Wanderer noch heute gut daran tut alles Kulinarische selbst mitzubringen. Lavizzara-RotweinSo ausgestattet möchte man dann allerdings auf der Alpe Mognee fast Wurzeln schlagen. Wäre da nicht der Abstieg…. Auf diesem wird nochmal richtig deutlich mit welcher Macht sich die Natur die mühsam von Menschenhand erschaffenen Existenzgrundlagen binnen weniger Jahre wieder zurück holt. Das Grün wuchert oft mannshoch beidseits des Weges und lässt ganze Almhütten bis zum Dachfirst in der Vegetation versinken. Überwucherte Almen begleiten uns dann in der Tat fast bis hinunter nach Menzonio, das wieder mit Straßenanschluss und einigen Lavizzara-Almbescheidenen kulturellen Highlights wie den beiden Kirchen aufwartet. Von hier schlendert der Wanderer dann über neu angelegte breite Wege zurück nach Brontallo, wo er direkt auf die sehenswerte Kirche und das Beinhaus aus der Mitte des 16. Jahrhundert trifft. Letzteres wartet zum Abschluss einer traumhaften Tour dann auch noch mit einigen der bedeutendsten Renaissancefresken des Kantons Tessin auf!

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